Katharina J. Ferner, Kathrin Schrocke und Stefan Schmitzer bekommen Leselenz-Stipendien

Die neuen Hausacher Stadtschreiber stehen fest: Katharina J. Ferner, Kathrin Schrocke und Stefan Schmitzer werden jeweils drei Monate im Molerhiisle leben und arbeiten.

Hausach (red/cr). Anlässlich ihrer 750-Jahr-Feier hatte die Stadt Hausach in Kooperation mit der Neumayer-Stiftung 2009 erstmals zwei Arbeits- und Aufenthaltsstipendien im Molerhiisle in Hausach ausgeschrieben: zum einen in der Sparte "Lyrik oder Prosa", zum anderen, um den Bereich "Literatur für Kinder und Jugendliche" zu fördern. 2012 kam das Gisela-Scherer-Stipendium hinzu, das vom Verein zur Förderung des Hausacher Leselenzes getragen wird.

Nun sind die Hausacher Stadtschreiber für das Jahr 2017/18 ausgewählt. In einer Pressemitteilung gibt Leselenz-Kurator José F. A. Oliver ihre Namen bekannt. Demnach stimmte eine dreiköpfige Jury bei 45 Bewerbungen aus Deutschland, Österreich, der Schweiz und der Ukraine für Katharina J. Ferner aus Wien in der Sparte Prosa/Lyrik und für Kathrin Schrocke aus Essen im Bereich Kinder- und Jugendbuch. Ihr wurde damit auch die Poetik-Dozentur des Hausacher Leselenzes an der dortigen Pädagogischen Hochschule zugesprochen.

Das Gisela-Scherer-Stipendium, das den Namen der Leselenz-Mitbegründerin Gisela Scherer trägt, die 2010 verstarb und das die Erinnerung an sie lebendig halten soll, erhält Stefan Schmitzer aus Graz in Österreich.

Katharina J. Ferner

Katharina J. Ferner tritt ihr Stipendium im Sommer 2017 an und Kathrin Schrocke wird im Oktober dieses Jahrs nach Hausach kommen. Das Gisela-Scherer-Stipendium ist für den Zeitraum Februar bis April 2018 vorgesehen. Ferner wurde 1991 in Salzburg geboren. Seit 2009 lebt und schreibt vorwiegend in Wien, wo sie ihren Bachelor in Slawistik (Russisch) abgeschlossen hat. Neben ihren Texten schreibt Ferner Rezensionen für das österreichische Bibliothekswerk, sowie für die junge Literaturzeitschrift "& Radieschen". Aktuell arbeitet sie im Büro der österreichischen Dialektautoren und –archive. Ferner ist Mitglied der IG Autorinnen/Autoren und der GAV (Grazer Autorenvereinigung).

2009 gewann sie den des Preis "Wir lesen uns die Münder wund". Außerdem wurde sie für den Literaturpreis Wartholz 2015 nominiert.

Die Jury begründet ihre Wahl damit, dass Ferner "in ihrem ersten Roman mit unwiderstehlichem Humor und großer Zuneigung zu ihren skurrilen Figuren" besticht. "Ihr gelingt es, einen unkonventionellen Roman über die noch immer konfliktreiche Beziehung zwischen Russland und der Ukraine zu schreiben, ohne Polemik, ohne Fingerzeig, aber mit liebevollen Details; informativ ohne zu belehren; politisch hochaktuell ohne plakativ zu sein und sprachlich souverän und vor allem: enorm witzig."

Kathrin Schrocke

Kathrin Schrocke wurde 1975 in Augsburg geboren und verbrachte ihre Kindheit in einem kleinen bayerischen Dorf. Nach ihrem Germanistik- und Psychologiestudium in Bamberg arbeitete sie zunächst als Pressereferentin im Verlagswesen und als Dozentin in der Erwachsenenbildung. Seit 2003 ist sie als freischaffende Autorin tätig. Ihre Bücher wurden vielfach übersetzt und mit zahlreichen Preisen bedacht, unter anderem mit dem Kunstförderpreis der Stadt Augsburg (2009), dem Nettetaler Jugendbuchpreis (2010) und der Auszeichnung "Bester internationaler Jugendroman 2012" auf der Buchmesse in Krakau für ihren Jugendroman "Freak Citiy", der auch für den Deutschen Jugendliteraturpreis nominiert war. Laut Leselenz-Jury sind die Themen, über die Schrocke schreibt, "vielfältig, außer- und ungewöhnlich". Neben Gehörlosigkeit in "Freak City", thematisiert sie Regenbogenfamilien in "Mein Leben und andere Katastrophen" und die sexuelle Orientierung bei Jugendlichen in "Finding Alex" oder eine Elternschule für völlig verdrehte Erwachsene in "Die Welt steht Kopf in der Elternschule". Schrocke schreibt Bücher über und für Kinder und Jugendliche, die weit weg von Heile-Welt-Romanen sind, mit viel Witz und dabei einfühlsam, spannend und leidenschaftlich recherchiert.

Stefan Schnitzer

Stefan Schmitzer, geboren 1979, lebt und arbeitet in Graz als Autor und Performer. Er veröffentlicht Gedichte, Prosa, Theatertexte, Rezensionen und Essays. Zuletzt in Buchform erschienen ist "scheiß sozialer frieden" und "gemacht / gedicht / gefunden".

Für seine Bücher erhielt er unter anderem das Auslandsstipendium des Landes Steiermark, den Literaturförderpreis der Stadt Graz und den Förderpreis der Zeitschrift "Manuskripte". In Stuttgart war er Stipendiat des Schriftstellerhauses. Die Leselenz-Jury lobt Schnitzer als "frech, angriffslustig, skurril – wie das Gelächter vor dem Aus". Er sei frisch, unkonventionell, ohne Scheu vor Widerspruch, den er wohl wissend um die (Selbst-)Lügen der Zeit".