Voll besetztes Haus: Hausachs amtierender Bürgermeister Manfred Wöhrle begrüßte weit mehr interessierte Bürger, als die bestuhlte Halle auffangen konnte. Zahlreiche Hausacher blieben auf den Stehplätzen, um die Vorstellungsrunde der Kandidaten verfolgen zu können. Foto: Kleinberger

Hohes Interesse der Hausacher am neuen Bürgermeister sorgt für volles Haus

Wer wird Hausachs neuer Bürgermeister? Auch in der Stadt unter der Burg haben die Bürger am Sonntag, 24. September, die Wahl. Das Interesse bei der Kandidatenvorstellung war groß, die Halle "proppenvoll".

Hausach. So zumindest drückte es Hausachs noch amtierender Bürgermeister Manfred Wöhrle bei seiner Begrüßung aus. Die Bestuhlung reichte bei Weitem nicht aus. Auch Zusatzplätze im Foyer taten dem großen Ansturm wenig Abhilfe. Abhalten ließ sich von der Aussicht, rund zwei Stunden lang zu stehen, indes keiner der Bürger. Wer keinen Stuhl mehr ergattert hatte, verharrte geduldig auf einem Stehplatz.

Alle vier Bewerber wurden offen und freundlich von den Hausachern aufgenommen und ernteten großen Applaus für ihre Reden. Alle vier präsentierten sich in der ihnen gegebenen Redezeit als gut informiert über die Stadt und qualifiziert für das Amt.

Für Gelächter sorgte Erwin Moser, der als Geschäftsinhaber bei allen vier Kandidaten die Situation des Handels hinterfragte. Ähnlich war auch die Antwort der Bewerber, jeweils mit wenigen Variationen: Die Stadt müsse den Einzelhandel unterstützen und fördern, was gleichzeitig auch mit einer Belebung der Innenstadt und einer Weiterentwicklung des städtebaulichen Konzepts zusammenhängt.

Die städtebauliche Entwicklung der Innenstadt ist aus Silzers Sicht eines der drängendsten Themen. Dafür will er unter anderem eine Fußgängerzone oder zumindest einen verkehrsberuhigten Bereich umsetzen. Die Verwaltung sei die Interessenvertretung der Bürger. Deshalb müsse sie so transparent wie möglich agieren. Zweimal jährlich will er eine Bürgerversammlung zu konkreten Themen, Workshops und mehrmals im Jahr einen Bürgermeister-Stammtisch anbieten. Um die Landwirtschaft zu unterstützen und so die Offenhaltung der Landschaft zu garantieren, sollen nicht nur Zuschüsse fließen und bürokratische Hürden abgebaut werden, sondern könne beispielsweise einen Bauernladen in der Stadt anbieten. Für ihn sei es unerlässlich, in die regionale Zusammenarbeit zu intensivieren. Man müsse zusammen versuchen, die Region weiterzuentwickeln und gemeinsame Interessen gemeinsam zu vertreten, so Silzer.

>  Reaktion auf Bürgerfragen:

Auf die Frage, ob er garantieren könne, dass der Kostenrahmen für das Kinzigtalbad eingehalten wird, antwortete Silzer: "Ich gebe zu, dass ich in keine Glaskugel schauen kann. Die Aufgabe der Bürgermeisters wird es sein, das Projekt weiter zu managen. Eine enge Begleitung ist notwendig, damit die Kosten eingehalten werden."

"Hartnäckig und beharrlich" will Breig sich für Erweiterungsmöglichkeiten für die Industrie sowie für eine Verbesserung der Verkehrsanbindung im Hausacher Westen einsetzen.

Unverzichtbar für die Zukunft sei schnelles Internet, weswegen Breig für die Breitbandabdeckung Mittel bereitstellen will. Damit in naher Zukunft ein weiteres Baugebiet entstehen kann, schlug Breig als Beispiel, wie das erreicht werden kann, eine Ermäßigung beim Grundstückkaufpreis vor, die abhängig von der Anzahl der Kinder sein soll. In der Innenstadt stellt der Kandidat sich ein Mehrgenerationenprojekt vor, bei dem Jung und Alt in einem nachbarschaftlichen Netzwerk zusammenleben. Eine solide, nachhaltige Haushaltspolitik mit Investitionen in die Zukunft, bei der aber auch die Kosten der drei anstehenden Großprojekte Kinzigtalbad, Freibad und Schulerweiterung kontrolliert wird, hat er sich desweiteren auf die Fahne geschrieben.

 > Reaktion auf Bürgerfragen:

Eine Bürgerin wollte wissen, wie genau Breig sich das von ihm angesprochene Mehrgenerationenprojekt vorstelle. "Das ist ein Bauprojekt, das mit Leben gefüllt werden soll und bei dem mehrere Generationen in einem Haus leben. Ziel dabei ist es, eine Art dörflichen Charakter in einem Haus zu schaffen", antwortete Breig.

Bildung, Wirtschaft und Hausach als Lebens- und Wohnort waren die drei Kernthemen, die Lehmann ansprach. Er sah es als wichtig an, Hausach als Schulstandort voranzubringen. Dafür sollte das Bildungsangebot erweitert werden. Eine Vision von ihm sei eine Art Bildungshaus, in dem alle – Einrichtungen und Bürger – sich austauschen könnten. Bei der Wirtschaft sei das Thema Flächenbedarf zentral. Auch der Einzelhandel müsse gestärkt werden. "Wir alle sind Kunden", sagte er. In diesem Zuge könne der Einzelhandel nur in Zusammenarbeit mit den Kunden gestärkt werden. Familien beschäftigten sich mit der Frage der Vereinbarkeit von Familie und Beruf, weswegen er für eine Kinderbetreuung von 6 bis 18 Uhr plädierte. Als langfristiges Ziel nannte Lehmann eine Bevölkerung von mehr als 6000 Einwohnern. Dafür sei mehr Wohnraum nötig, und um den zu schaffen, müssten die alten Bebauungspläne überarbeitet werden.

> Reaktion auf Bürgerfragen:

Angela Menke als Vorsitzende des Partnerschaftskommitees Hausach-Arbois fragte, wie Lehmann zu dieser Partnerschaft stehe. "Ich halte sie für wichtig und weiter ausbaubar". meinte Lehmann. Ähnliches sagte er zu Manfred Müller, der sich für Lehmanns Haltung zur Sportförderung durch die Vereine interessierte.

 Hermann stieg in seiner Rede gleich in medias res und mit der Situation am Bahnhof ein. Er sprach sich für eine barrierefreie Unterführung aus und einen Durchstich unter die Gleise zum Gewerbebereich Hinterer Bahnhof. Beim Thema Stadtentwicklung nannte Hermann Flüsterasphalt in den Durchgangsstraßen, ein Verkehrs- und Parkleitsystem sowie Verhandlungen mit den Eigentümern leer stehender Gebäude über einen Verkauf oder eine neue Nutzung als Ideen, um die Innenstadt zu beleben. Außerdem sollen so viele Gemeinderatssitzungen wie möglich öffentlich verhandelt werden, um die Transparenz zu erhöhen. Desweiteren will Hermann die zügige Umsetzung der geplanten Breitbandversorgung für ein schnelles Internet sofort angehen. "Und zwar auch für außerhalb liegende Höfe", wie er betonte. Ebenso wie seine Konkurrenten kann sich Hermann ein Mehrgenerationenhaus gut für Hausach vorstellen.

> Reaktion auf Bürgerfragen:

Wie er zur Windkraft im Allgemeinen stehe, fragte Thomas Rauber den Kandidaten. Der antwortete, dass erneuerbare Energien benötigt würden, aber man allmählich aufpassen müsse, damit die Wohnqualität nicht verloren ginge. "Um unsere Natur zu schützen, müssen wir Vorranggebiete sinnvoll aussuchen", sagte er.