Vertreter des Stadtrats, Bürgermeister Manfred Wöhrle, die Schulleitung und Sandra Boser diskutierten über die gesellschaftliche Wertschätzung der Pflegeberufe. Foto: Störr

Pflegeberufe: Auszubildende der Paritätischen Berufsfachschule diskutieren mit Sandra Boser.

Hausach - Das geplante Pflegeberufsgesetz kommt bei den angehenden Altenpflegern der Hausacher Paritätischen Berufsfachschule nicht gut an. Beim Besuch der Grünen-Abgeordneten Sandra Boser äußerten die Schüler des dritten Ausbildungsjahrs ihre Bedenken.

Im neuen Pflegeberufsgesetz plant die Bundesregierung, die drei eigenständigen Ausbildungen in der Gesundheits- und Krankenpflege, der Gesundheits- und Kinderkrankenpflege sowie der Altenpflege in einer einheitlich generalisierten Ausbildung zusammenzuführen. Die Spezialisierung in einen der drei Fachbereiche soll im Anschluss daran stattfinden.

Sandra Boser erklärte Schülern wie Schulleitung die landesseitige Enquetekommission Pflege, die sich mit der jetzigen Pflegesituation in Baden-Württemberg beschäftigt. Die Fachkraftgewinnung, die Ausbildung und die entsprechende Weiterbildung hätten Priorität, in vielen Bereichen herrsche Pflegenotstand. Derzeit sei alles noch in der Diskussion, noch sei nicht absehbar, wie sich das Bundesgesetz auf die Kompetenz der Länder auswirken werde.

Im Gegensatz zum Bund wolle das Land eine zweijährige generalistische Ausbildung, um sich dann bereits im dritten Ausbildungsjahr zu spezialisieren. Hier setzte die Kritik der Schüler an, für die "eine Spezialisierung erst im dritten Jahr völlig unlogisch ist, weil der Praxisbezug fehlt." Außerdem werde "die generalistische Ausbildung einen noch größeren Fachkräftemangel in der Altenpflege verursachen." Dass diese am unattraktivsten sei, darin waren sich die Auszubildenden einig.

Am schwersten wogen die Bedenken, dass bei einer Zusammenlegung der Ausbildung "von jedem Beruf ein bisschen gelernt wird und alles an der Oberfläche bleibt." Die Schüler appellierten: "Wir möchten, dass Sie die Bedeutung für uns verstehen. Eine Akademisierung steht dem Berufsbild entgegen, weil Leute gebraucht werden, die jeden Tag arbeiten. Bei einer Zusammenlegung der Berufsbilder wird jeder Beruf für sich entwertet."

Boser erklärte: "Derzeit gibt es keine Umstellung in der Ausbildung. Es geht darum, wie sich das Land die Pflege künftig vorstellt. Ich nehme das alles mit nach Stuttgart."

Anschließend besprach sich Boser mit Schulleiter Oliver Heitz, Geschäftsführerin Astrid Müller, Bürgermeister Manfred Wöhrle und Vertretern des Stadtrats. Heitz benannte den größten Unterschied der einzelnen Berufsbilder in der "inneren Haltung" der Ausgebildeten. Diese sei neben den unterschiedlichen Kompetenzen und dem Wissen das Besondere, was ein Team am Ende auszeichne.