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Kinzigtalbad: Detaillierte Vorstellung der vom Zweckverband favorisierten Planungs-Variante 4.

Offenburg/Hausach - In wenigen Tagen will der Zweckverband Kinzigtalbad einen Knopf auf die von ihm favorisierte Planungsvariante 4 machen. Der SchwaBo fragte beim Architekturbüro Lehmann nach, was diese Variante den Badegästen nach Abschluss der Umbauarbeiten bieten würde.

Das Projekt Kinzigtalbad hat sowohl beim Zweckverband als auch in der Bevölkerung hohe Wellen geschlagen. Dabei ging und geht es nicht nur um die Finanzen, sondern auch um Größe und Anzahl der Schwimmbecken, die Gestaltung der Saunalandschaft und diverse weitere Detailfragen. Jetzt ist man beim Zweckverband aber gewillt, bei der nächsten Versammlung am 25. Oktober einen Knopf auf die Planung zu machen.

Favorit der vom Offenburger Architektenbüro Lehmann vorgelegten Vorschläge ist die Variante 4, sowohl beim Ganzjahres- als auch beim Freibad. Der Schwarzwälder Bote fragte in einem Gespräch mit Gunnar Lehmann und dem Projektleiter "Kinzigtalbad", Tobias Demeusy, nach, was die favorisierte Variante den Badegästen nach Abschluss der Umbau- und Sanierungsarbeiten bieten würde. Dabei konzentrierten wir uns schwerpunktmäßig auf das Ganzjahresbad mit einer Gesamtwasserfläche von 517 Quadratmetern und einer Kostenschätzung von 11,1 Millionen Euro. Allerdings ist zu berücksichtigen, dass die endgültige Entscheidung seitens des Zweckverbands noch aussteht und es in der Detailplanung noch zu einigen Änderungen kommen kann.

Neben den Dimensionen bleiben auch die jetzige Lage und Anordnung der Bade-, Umkleide-, Sanitär- und Saunabereiche bestehen. "Die sind am richtigen Ort und man muss ja bei einer Sanierung nicht die bisherige Struktur auf den Kopf stellen", so Gunnar Lehmann. Allerdings, so betont er, "vom Erscheinungsbild her wird das Bad nach der Umbauphase wie ein Neubau erscheinen." Das hat mehrere Gründe: Zum einen wird die Außenfassade luftiger und aufgelockerter gestaltet. Das bisherige Walmdach wird durch ein Flachdach mit mehreren Oberlichtern ersetzt. "Durch den Einfall von Zenitlicht, das sich auf der Wasserfläche spiegelt, wirkt das Bad heller und freundlicher", spricht Lehmann die atmosphärischen Vorzüge dieser Lösung an. Energetische Bedenken weist er mit dem Hinweis zurück, dass man über Wärmerückgewinnung beispielsweise im Duschbereich erheblich mehr Energie einsparen könne, als durch den Einbau der Oberlichter verloren ginge. Fest steht, dass der gesamte Umkleide-, Sanitär- und Saunabereich grundlegend saniert und der Leitungsbereich nach vier Jahrzehnten komplett erneuert werden müssen.

Sportbecken behält seine bisherige Größe

Das bisherige Sportbecken mit 25-Meter-Bahnen und Startblöcken behält seine jetzige Größe. Um eine Parallelnutzung beispielsweise von Schulsport und Kursen zu ermöglichen, soll der bisher 1,30 Meter tiefe Nichtschwimmerbereich um fünf Zentimeter auf 1,35 Meter abgesenkt werden, sodass man dort sowohl stehen als auch schwimmen kann. Der Einstieg in das Becken wird zukünftig statt bisher über eine Leiter, die einen Rückwärtseinstieg bedingt, über einen sogenannten Komforteinstieg, also eine Treppe mit Handlauf, möglich sein. Zur Nachrüstung vorbereitet wird darüber hinaus ein barrierefreier Einstieg.

"Für den Nichtschwimmerbereich zählte seitens des Zweckverbands die Schaffung eines attraktiven Familienbereiches zu den Anforderungen an uns. Dem haben wir durch einen großzügigen Kleinkinderspielbereich mit zwei zwölf bis 36 Zentimeter tiefen Wasserflächen sowie Spielecken mit Rutsche, Bodensprudler und Wasserpilz an der Ostfassade entsprochen. Große Öffnungsflächen in der Glasfassade ermöglichen bei entsprechendem Wetter den direkten Zugang ins Außengelände. Ein Wickelraum sowie der Kiosk liegen in unmittelbarer Nähe dieses Bereichs", so der Projektleiter "Kinzigtalbad", Tobias Demeusy. "Darüber hinaus ist für die etwas älteren Kinder ein 35 Quadratmeter großes Becken mit einer Tiefe von 1,30 Metern vorgesehen, also ein Nichtschwimmerbereich, der alternativ auch für Kurse zur Verfügung steht. Das ermöglicht eine flexible Beckennutzung, die gerade in Spitzenzeiten von großer Bedeutung und auch gewünscht ist."

Eine weitere Attraktion des runderneuerten Hallenbades dürfte die Möglichkeit sein, vom Innenraum in ein Außenbecken zu gelangen, das direkten Anschluss an die Liegeflächen hat. Ein weiteres, vom multifunktionalen Bereich abgetrenntes, 21 Quadratmeter großes Becken mit 34 Grad warmen Wasser ist für die eher ruhe- und erholungssuchenden Badegäste vorgesehen. Es liegt daher auch in direkter Nähe zum Saunabereich. "Dieser umfasst unserer Planung nach eine Sauna und ein Dampfbad, ein Erholungsbecken, einen Ruhe- sowie einen kleinen Kneippbereich und natürlich Duschen", erklärt Gunnar Lehmann. "Der Umkleidebereich wird durch zwei Familien- sowie zwei Sammelumkleideräume für Schulen und Vereine ergänzt. Sowohl der Sanitär- als auch der Umkleidebereich und die Wechselflächen sind dann auch für Rollstuhlfahrer zugänglich."

Ein deutliches Plus an Liegemöglichkeiten sieht die Variante 4 für den Bereich zwischen Sportbecken und seitlicher Fensterfront vor. Hier wächst die Breite nach dem Umbau durch Nutzung bisheriger Abstellflächen von jetzt 1,50 auf dann sechs Meter.

Für den Gastronomiebetrieb ist eine offene Zone zwischen Eingang und Badeplatte

geplant, wobei eine Glaswand die beiden Bereiche voneinander trennt. Eine Bewirtung in den Badebereich, ins Foyer sowie auch ins Außengelände ist von ein und demselben Raum aus möglich. Apropos Außengelände: Hier reduziert sich in der Variante 4 die reine Wasserfläche deutlich: von jetzt 1700 Quadratmeter auf geplant 700 Quadratmeter. Diese verteilen sich auf drei räumlich voneinander getrennte Becken: ein 25-Meter-Sport-, ein Nichtschwimmer- sowie ein Sprungbecken. Im Gegenzug zur Reduzierung der Wasserfläche werden die Liege- und Ruheflächen auch durch die Nutzung bisher ›toter‹ Flächen erheblich größer und reichen jeweils bis dicht an den Beckenumgang.

Das Architekturbüro Lehmann arbeitet derzeit an mehreren Schwimmbadprojekten: Das sind neben dem Kinzigtalbad das Neckarparkbad in Stuttgart, das Campusbad für Schulen und Vereine in Ludwigsburg sowie das Hallen- und Freibad Bühl Stadt.