Kriegerdenkmal über Hausach, 1928 gebaut und im Jahr 1965 nach einer Neugestaltung wiedereingeweiht. Hier ist es auf einer Postkarte aus den 60erJahren zu sehen. Foto: Archiv Prange Foto: Schwarzwälder-Bote

65 Jahre Schwarzwälder Bote Kinzigtal: 1965 zog ein Zechpreller durchs Tal und wurde in Wolfach verurteilt

Von Nicola Schwannauer

Mittleres Kinzigtal. In einer Serie verfolgen wir die Entwicklung der Ausgabe Kinzigtal des Schwarzwälder Boten in Fünf-Jahres-Schritten. Heute steht das Jahr 1960 im Mittelpunkt.

Fest fürs Ehrenmal

Die Hausacher Bürger haben ihr neu gestaltetes Kriegsehrenmal eingeweiht. "Ehrenmal soll zu Frieden und Versöhnung mahnen", titelte der Schwarzwälder Bote im Kinzigtal-Teil der damaligen "Wolfacher Zeitung".

Die Beteiligung der Bevölkerung an der Gedenkstunde sei außerordentlich groß gewesen. "Das Ehrenmal, von Architekt Stehle schlicht und einfach gestaltet, wird von dem Kreuz überragt, das nicht nur dieser Gedenkstätte das Gepräge gibt, sondern das auch weit hinunter ins Tal seine mahnende Wirkung nicht verfehlen wird", beurteilte der SchwaBo-Reporter das Ereignis.

Zechpreller verfolgt

Gerichtsreporter hielten sich mit Werturteilen damals weniger zurück als dies heute der Fall wäre. Ein "unverschämter Betrüger" musste sich vor dem Wolfacher Amtsgericht verantworten.

Aus der Unterzeile des Artikels ist zu entnehmen, dass er zudem "ein begabter Märchenerzähler" gewesen sei. Der Mann machte auf Reisen Bekanntschaft mit einem Hornberger und kam so auf seinem Weg nach Bayern durchs Kinzigtal. In einem "renommierten Lokal" in Hornberg habe er den "wohlhabenden Mann gespielt", fürstlich gespeist und sei dann mit offener Rechnung verschwunden. Als er dies zwei Abende danach in einem anderen Lokal wieder versuchte, griff ihn die Polizei auf. Dieser tischte "Rolf M." eine abenteuerliche Geschichte von seiner vermeintlichen Flucht quer durch Deutschland auf.

Das Gericht stellte schließlich fest, dass der Mann mehrfach vorbestraft war und verurteilte ihn wegen zweifachen Zechbetrugs zu vier Monaten Haft. Der Reporter schließt: "Mit der bereits in der Hauptverhandlung gezeigten Gleichgültigkeit nahm er das Urteil an."

Spendable Narren

Der Nussschalenhansel sollte für die Fasnet 1965 von der Freien Narrenzunft Wolfach gefördert werden. Deshalb beschloss der kleine Narrenrat, den Stoff für Kinder-Nussschalenhansel kostenlos abzugeben. Die Nüsse spendierte die Zunft ebenfalls.

Verein in der Zunft

Mit einem "schwungvollen Auftakt zur Vorsaison der Narren" so heißt es im gleichnamigen Artikel, wurde Hausach in die schwäbisch-alemannische Narrenzunft aufgenommen. Um 20.11 Uhr war der Hausacher Narrenrat in das Sitzungslokal, den Löwen, eingezogen. Der damalige Narrenvater Otto Kittler dankte für den guten Besuch, "der Beweis, dass die Bevölkerung Hausachs großen Anteil am närrischen Geschehen nimmt." 20 Hanselemasken schaffte die Zunft neu an: Diese gelte es besonders zu erhalten, denn der "Husacher Narro" sei in seiner Gestaltung einmalig.

Gewerkschaft tagt

"Nichtorganisierte sind rückständig", fand der damalige Sprecher des Deutschen Gewerkschaftsbunds, der sich mit Delegierten und Funktionären der Vereinigung im Gasthaus Mohren in Hornberg traf. Um die Zukunft brauche sich der DGB nicht bang zu sein, denn die Hälfte seiner Mitglieder sei unter 35 Jahren alt.

Mahnende Worte

Eine mit "Eiszeit" überschriebene und von "Kalendarius" unterzeichnete Kolumne der damaligen "Wolfacher Zeitung" schlägt den Bogen von sommerbereiften Autos im Winter zum Thema gesellschaftliche Kälte und Verantwortung des Einzelnen: "Wie uns die allzu früh an der Dachrinne hängenden Eiszapfen gebieten, die Fenster dicht zu schließen als Abwehr gegen die frostige Kälte, ist unsere oftmals gezeigte kalte Schulter dem Nachbarn und Nächsten Veranlassung genug, uns sein Herz zu verschließen (...) Ob diese Zeit sich von einer kontaktfreudigeren wärmeren Epoche oder von klirrendem eiskalten Frost ablösen lässt, das liegt ganz allein an uns selbst."

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