Der Martinshof mit Kapelle und die Strauße Braig (linkes Bild) und der Gasthof Hechtsberg liegen auch heute noch an der Straße "Hechtsberg . Repros: Selter Foto: Schwarzwälder-Bote

Reihe: Straße "Hechtsberg" gehört zu den ältesten Hausachs / Versuchsgebiet für Baumarten / Gasthof wechselt häufig Besitzer

Die Hausacher Straßennamen geben einen Einblick in die Geschichte und die Entwicklung der Stadt. In einer neuen Reihe ergründet der SchwaBo, wie die Straßen zu ihren Namen kamen. Den Anfang macht "Hechtsberg".

Hausach. Eines lässt sich zusammenfassend vorweg sagen: Blumen-, Baum- und Gewannnamen hatten Bestand. Bei Personennamen sah das allerdings anders aus. Da gab es politisch bedingt einige Veränderungen, dies oft verbunden mit viel Ärger.

Die Straßen ließen sich vor dem Zweiten Weltkrieg in Hausach drei Regionen zuordnen: Den "Dörflern", den "Städtlern" und den "Bahnhöflern". Bei den Bahnhöflern musste durch die Trennung der Gleisanlagen jedoch zwischen dem Vorderen und Hinteren Bahnhof unterschieden werden.

Hausach dehnte sich von Westen nach Osten aus. Zu einer der ältesten Straßen gehört "Hechtsberg" im heutigen Westen des Orts. Die Entwicklung des gesamten Hechtsberggebiets war recht turbulent. Zu Beginn gehörte das Anwesen des heutigen Gasthofs Hechtsberg zum Martinshof auf der nördlichen Kinzigseite. 1837 erfolgte die Teilung der Liegenschaften des Martinshofs, dessen einer Teil dann als Bauerngut, der andere als Herrengut bezeichnet wurde. Freiherr Otto von Dahmen kaufte 1848 die in Gant (Konkurs) gekommenen drei Höfe vor dem heutigen Kaiserwald und die drei Höfe im Adlersbach und fasste das gesamte Areal zum Gut Hechtsberg zusammen. Es folgte im Jahr 1860 Isaak Reiß, Banquire aus Frankfurt, als Besitzer. Der hintere Bereich des heutigen Gasthauses war einst Sitz der Verwaltung der selbstständigen Gemeinde Sulzbach, zu der auch der Adlersbach und das Gelände im heutigen Kinzigvorland gehörte.

1878 kaufte Josef Schmid die ehemalige Haldenwirtschaft vor dem heutigen Steinbruch. Schmids Nachkommen betrieben das Hechtsberggebäude als Gaststätte, nachdem es 1931 in Privatbesitz übergangen war. Im Jahre 1887 wurde durch Erbteilung Ferdinand Otto Reiß aus Karlsruhe, Sohn des Isaak Reiß, Besitzer des "Hechtsbergs". Das Gut wurde dann 1904 an den badischen Staat verkauft. Das führte später zur Gründung der Domäne Hechtsberg, dies mit den Waldungen im Adlersbach mit seinen damals rund 48 verschiedenen Baumarten. Wie beim Versuchsgut Liliental im Kaiserstuhl wurden Baumarten auf Ertrag und Qualität getestet. Außer heimischen Tannen, Fichten, Eichen und Buchen, setzte sich die schellwüchsige Douglasie durch. Vom Hechtsberg aus trat sie ihren Siegeszug an. Wegen der Härte des Holzes – die Zimmermänner brachten kaum einen Nagel in das Holz – war sie zunächst bei den Handwerkern nicht sonderlich beliebt.

Noch heute sind auf dem Versuchsgelände alte Baumarten zu finden, leider ohne eine aufklärende Erläuterung. Der Wald ging schließlich an den Staat über, die ebenen Flächen erwarb die Stadt Hausach, auf denen dann das Gewerbegebiet Hausach-West, entstand.

Das Gasthaus Hechtsberg wurde Eisenbahnerwohnheim. Zum Jahresende 1998 schloss die Wirtschaft und im 2001 kam es zur Zwangsversteigerung. Hermann und Walburga Schmid erwarben das Haus, modernisierten es grundlegend und verpachten es an die heutigen Besitzer, die Familie Hühn.