Abgeschottet von der Außenwelt beugen sich die Abiturienten über ihre Deutschaufsätze. Foto: Schwannauer

105 Abiturienten starten mit den schriftlichen Prüfungen. Weiter geht's am Freitag mit dem Fach Englisch.

Hausach - Schwitzen für die Literatur: In Baden-Württemberg startete gestern punkt acht Uhr für 54.000 Abiturienten das schriftliche Abitur mit dem Fach Deutsch.

Im Hausacher Robert-Gerwig-Gymnasium, in der Aula ein Stockwerk unter der Erde, durften sich die Abiturienten aus fünf Aufsatzthemen eines auswählen. Ums Fach Deutsch kommt niemand herum, die Abiturprüfung darin ist an Baden-Württembergs Gymnasien in Stein gemeißelte Pflicht. Am Hausacher Roberg-Gerwig-Gymnasium setzten sich 105 Schülerinnen und Schüler mit Roman, Lyrik, Aufsatz und Essay auseinander.

Für die Bearbeitung hatten sie von 8 bis 13.30 Uhr Zeit: 330 Minuten intensive Auseinandersetzung mit Max Frischs Klassiker "Homo Faber" – seit Jahrzehnten beharrlich Sternchenthema im Abi –, mit Büchners Drama "Dantons Tod", das in der blutigen Phase der Französischen Revolution angesiedelt ist, mit Peter Stamms "Agnes".

So konnten sich die Schülerinnen und Schüler an einen "Vergleich des Scheiterns" der Hauptfiguren Danton, Walter Faber und dem Ich-Erzähler aus "Agnes" wagen. Alles Literatur, die im Unterricht gut vorbereitet worden war.

Thema zwei war der Vergleich zweier Gedichte: "Früh im Wagen" von Eduard Mörike und "Als ich nachher von dir ging" von Brecht.

Wer die Auseinandersetzung mit der Literatur zu vermeiden trachtete, der konnte sich in Form eines Essays Gedanken über "Die Macht des Sports" machen. Textgrundlage bildete ein Dossier aus mehreren Texten zu dem Thema.

Das Thema der Erörterung, die bei Schülern zuweilen mit einem "da muss ja man nix drauf lernen" unterschätzt wird, war der Artikel "Haltung bewahren" von Rebekka Reinhard, ein Text, der im Jahr 2012 in der Beilage "Wohlfühlen" der Süddeutschen Zeitung erschien. Auch konnte man sich an eine Interpretation von Alfred Polgars "Auf dem Balkon" machen.

Unten in der Aula des Gymnasiums war dreieinhalb Stunden nach Prüfungsbeginn außer gelegentlichem Vespertüten-Rascheln kein Mucks zu vernehmen. Konzentriert saßen die Schülerinnen und Schüler über ihre Blätter gebeugt an Einzeltischen, aus zwei Richtungen beobachtet von den Aufsichtslehrern. Vereinzelt waren leise Seufzer zu vernehmen. Geistige Knochenarbeit fordert Energie, und so türmten sich auf den Tischen Lunchpakete und frisches Obst.

Weiter geht es am Freitag mit dem Fach Englisch.