Der Vorstand der Mostmaiervereins Klaus Mosmann (von links), Werner Hafner, Renate Dieterle und Edeltraud Müller vor der Tür mit der alten Hausnummer des Hofs. Foto: Reinhard

Kaufvertrag mit der Stadt wird am 30. August unterschrieben / Pächter stehen in den Startlöchern

Sie sind zufrieden und haben allen Grund dazu. Stolz verkünden die Mitglieder der GbR und des Vereins, dass am 30. August der Kaufvertrag mit der Stadt über deren Anteile am Mostmaierhof unterzeichnet wird. Auch sonst hat sich auf dem Areal viel getan.

Hausach. Eigentlich war die Unterzeichnung schon für Juni geplant, Grund für die Verzögerung sei "Zähigkeit in Verhandlungssachen" gewesen, wie Andreas Braun als Sprecher der Gesellschaft bürgerlichen Rechts (GbR) des Mostmaierhofs sagt. "Diese waren aber weniger inhaltlicher als eher terminlicher Natur. Es war schwierig, wirklich alle Beteiligten immer wieder an den Tisch zu bringen." Bis zu einem Datum, an dem jeder Zeit hatte, seien zwischen den Terminen manchmal bis zu drei Wochen verstrichen. "Aber das hat uns aufgrund der mit der Stadt abgeschlossenen Nutzungsvereinbarung nicht arg beeinträchtigt", so Braun. "Wir konnten so auch schon vor dem offiziellen Kauf auf dem Gelände etwas tun."

Und das haben sie. Mittlerweile wurden in vielen Räumen Wände eingezogen und die Teilbereiche definiert. "Die Räume sind teilweise schon benennbar", so Braun. Damit meint er, dass häufig schon klar ist, welcher Pächter wo einzieht. Bei mehr als der Hälfte der 700 Quadratmeter Fläche, die verpachtet werden sollen, sei schon sicher, wer sie bekommt. Pachtverträge seien aber noch nicht unterschrieben worden, auch wenn die sechs Interessierten quasi in den Startlöchern stünden. "Wir hatten einfach ein ungutes Gefühl, etwas zu verpachten, das wir noch gar nicht offiziell besitzen", erklärt der GbR-Sprecher. Die GbR verpchtet die Teilstücke, der Verein belebt da Gelände mit Projekten.

Kunst und Kunsthandwerk

Auch wenn sich nach dem Tag der offenen Tür im Februar (wir haben berichtet) die Anfragen nach Flächen häuften, sei es nicht so, dass die GbR Druck verspüre, alles so schnell wie möglich loszuwerden, betont Antonia Kienzler, ebenfalls eine der Gesellschafter. "Wir wollen den Grundstock an Pächtern langsam wachsen lassen", sagt sie. Wichtiger sei, dass alles zusammenpasse.

Bisher stammt der Großteil der wahrscheinlichen Pächter aus dem künstlerischen und kunsthandwerklichen Bereich. In der Gestaltung ihrer Räume seien sie sehr frei, so Erich Armbruster, der bei der GbR als Dritter im Bunde ist. Und bisher habe jeder den Platz bekommen, den er haben wollte, Überschneidungab es nicht, freut er sich.

Die Pachthöhe richtet sich laut Vereinsvorsitzenden Werner Hafner nach der Quadratmeterzahl, die Vertragszeit betrage zwischen drei und zehn Jahre. "Nichts unter drei Jahren", betont Hafner.

Neben den Räumen für die Nutzer soll es auch einen allgemeinen Treffpunkt und eine Küche geben. Denn: Auch die Gemeinschaft ist ein wichtiger Aspekt des Projekts. Das spiegelt sich schon jetzt in der Zusammenarbeit und im Umgang untereinander wider. "Das Zusammenspiel zwischen Verein und GbR klappt hervorragend", lobt Braun. Bei den Arbeitseinsätzen, die zweimal pro Monat stattfinden und bei denen das Areal Stück für Stück hergerichtet wird, wird nicht nur geschafft. Hinterher setzen sich alle auch gerne zusammen, häufig bringt jemand etwas zum Essen mit.

"Es ist immer wieder toll, wenn neue Leute hierher kommen und richtig begeistert sind", berichtet Kienzler. Eine Malerin aus Hamburg, Juliane Plöger, habe sich im Rahmen des Leselenzes regelrecht in den Mostmaierhof verliebt. "Sie blieb drei Wochen über das Literaturfestival hinaus, um hier Fotos zu machen, und trat dann auch unserem Verein bei", erzählt Hafner. "Der Mostmaier-Virus ist einzigartig, das merken viele", sagt Kienzler und Hafner ergänzt: "Er bewegt die Leute." Gerade die Hausacher, vor allem diejenigen, die mit dem Areal Kindheitserinnerungen verbinden, sind anfällig.

"Grüne Grenze"

So habe sich Karl Fuggis, einer der Nachbarn, bereit erklärt, Hochbeete für den Geländestreifen zwischen seinem Grundstück und dem Mostmaierhof zu bauen – als eine Art "grüne Grenze". Auch mit den restlichen Anwohnern gebe es keine Probleme.

Was bei den Arbeitseinsätzen, aber auch außerhalb dieser, alles geschafft wurde, zeigen Braun, Armbruster und Hafner bei einem kleinen Rundgang. Stolz sind GBR und Verein auf eine Granittreppe, die Steinmetz Tom Walsinger gerade eingebaut hat. "Wir haben sie aus Steinach von einem Wirtshaus, der Granit stammt aus dem Einbach", weiß Werner Hafner. Die Treppe führt zu einer alten Holztür. "Die war hier auf dem Hof, musste aber mit neuen Holzteilen versehen werden", so Hafner. "Wir wollen das Provisorium am Leben erhalten", fügt Braun hinzu. Es ginge darum, den Charme des Areals zu erhalten und da nähmen die Ehrenamtlichen auch in Kauf, wenn etwas mehr Aufwand bedeutet. "Bei der Tür wäre es zum Beispiel einfacher gewesen, sie neu im Baumarkt zu bestellen." Über der Tür ist sogar noch die alte Hausnummer der Mosterei angebracht: 295 d. "Sie stammt aus der Zeit, als die Gebäude in Hausach nur durchnummeriert wurden und es noch keine Straßennamen gab", berichtet der Vereinsvorsitzende.

Auch die Schiefersteinplatten unter dem Dach der Gebäude sollen erhalten bleiben, sofern sich nicht kaputt sind oder fehlen. "Das Tolle ist, dass die noch hergestellt werden. Wir können die Platten aus einem Werk aus Maien bei Koblenz bekommen", freut Hafner sich.

Im alten Kühlhaus hat sich ebenfalls einiges getan. An einer Wand wurde ein Bodenblech auf der alten Schellenmühle aus Haslach angebracht, die Tür in der Mitte stammt aus einem Mehllager einer Haslacher Bäckerei. "Die waren aus Brandschutzgründen immer aus Stahl", weiß Erich Armbruster. Die meisten der Fundstücke, die in den Mostmaierhof eingefügt werden, stammen von ihm. Wo er sie her hat? "Ich bin Jäger und Sammler, ich sammle so etwas schon jahrelang", sagt er. "Und bevor er zum Messie wird, kommen die Sachen eben hier hin", meint Hafner lachend.

INFO

Chronologie

 > 2015: Die Interessengemeinschaft IG Mostmaierhof gründet sich.

> Oktober 2016: Der Gemeinderat beschließt, ihre Teilflächen an eine noch zu gründende GbR zu verkaufen.

> Dezember 2016: Eine Nutzungsvereinbarung zwischen IG und Stadt wird getroffen.

> Februar 2017: GbR und Mostmaierverein gründen sich, bei einem Tag der offenen Tür präsentieren sie sich und ihre Arbeit.

> Juli 2017: Der Verein veranstaltet auf dem Mostmaier-Areal einen Flohmarkt.