Die "Saunafrauen" kurz vor dem Start. Foto: Repro: Kleinberger, Foto: Vetter

Einmaliges Erlebnis: Frauengruppe hat einst Hausacher Tunnel mit Fahrrädern durchfahren. Eskorte macht’s möglich.

Hausach - Heute vor 20 Jahren ist der Hausacher Tunnel eröffnet worden. Doch wenige Tage, bevor er für den Verkehr freigegeben wurde, durchfuhr ihn bereits eine achtköpfige Gruppe – auf dem Fahrrad.

"Wir haben uns einfach überlegt, dass wir mit Fahrrädern durch den Tunnel fahren wollen. Und dann haben wir das gemacht", erzählen Elisabeth Kern, Edith Baumann und Gisela Sonntag. Die drei gehören zur Hausacher "Saunafrauen"-Gruppe. Sie besuchen seit 50 Jahren gemeinsam die Sauna und treffen sich regelmäßig zu Geburtstagen oder Weihnachtsessen. "Wir haben immer Ideen", sagt Sonntag verschmitzt.

Und eine dieser Ideen war die Radtour durch den Hausacher Tunnel. Die Fahrräder wurden mit Bändern und Dosen geschmückt, vorn und hinten mit Schildern ausgestattet, auf denen "Jungfernfahrt durchs Tunnelloch" zu lesen war: So wollten die Saunafrauen starten. Die Dosen hätten an den alten Hochzeitsbrauch erinnert, solche Blechdosen ans Auto des Brautpaars zu binden, sagt Kern: "Aber das war ja auch wie eine Hochzeit mit dem Tunnel." Und ein einmaliges Erlebnis. Ihnen sei von vornherein klar gewesen, dass eine solche Durchfahrung sonst nie mehr möglich sei.

Die Erlaubnis für ihre "Jungfernfahrt" hätte ihnen damals jemand vom Straßenbauamt erteilt. Dann waren die Damen mit ihren Fahrrädern startklar, der Vorgesetzte des Herrn, der ihnen die Durchfahrt erlaubt hatte, war vor Ort – "und der wusste von nichts!" Die drei Frauen lachen. Erst einmal sei ihnen dann erklärt worden, dass das Vorhaben zu gefährlich sei.

"Wir haben daraufhin eine Eskorte bekommen", erzählen die Frauen. "Einer von den Baustellenwagen ist mit Gelblicht vor uns gefahren, einer hinter uns." Zuerst sei die Kolonne ganz durch den Tunnel gefahren. Auf dem Rückweg hätten sie in der Mitte für ein Vesper gehalten. Mit Butter, Honigbrot, Plätzchen und einer Flasche Stonsdorfer Likör. "Im Nu waren wir umringt von Arbeitern", erzählen die Frauen. "Und der Chef sagte noch wegen dem Stonsdorfer: ›Betrinken Sie sich nicht‹ – aber die Flasche war am Ende leer!" Die Frauen lachen. "Bei der offiziellen Eröffnungsfeier hat er uns dann auch gleich wiedererkannt und gesagt: ›Ach, da sind ja die lustigen Frauen wieder!‹" Bei der Feier zum Spatenstich sei damals ganz Hausach auf den Beinen gewesen. "Jeder hat gewusst, dass es mit dem Verkehr durch den Ort nun endlich ein Ende nimmt", sagt Edith Baumann.

Bei der Tour waren Elisabeth Kern mit ihrem Enkel, Edith Baumann mit der Tochter, Susanne Vetter und Tochter, Annemarie Harter und Roswitha Mosmann dabei. Gisela Sonntag musste arbeiten. Aber sie habe damals die Presse informieren wollen, erzählt sie. "Ein Redakteur hat aufgeregt gefragt, ob wir als ›Saunafrauen‹ etwa nackt fahren", erinnert sie sich. "Als ich nein gesagt habe, meinte er, dann berichten wir auch nicht." Die Frauen lachen.

"Nach der Fahrt sind wir ganz stolz in die Sauna gekommen und haben erzählt, dass wir durch den Tunnel gefahren sind", erinnert sich Kern. Der Stolz über diese Aktion ist ihnen auch 20 Jahre später noch anzumerken.

Auch, wenn die eine oder andere heutzutage nicht mehr in die Sauna gehen kann, treffen die Frauen sich noch regelmäßig. Die Gruppe freut sich, dass bei der Sanierung des Badeparks auch eine Saune eingeplant wurde. Denn jene, die sie derzeit nutzen, sei von vornherein lediglich ein Provisorium gewesen.