Stadtschreiber Thorsten Nesch liebte seine produktive Zeit im Molerhiisli. Foto: Möller Foto: Schwarzwälder-Bote

Thorsten Nesch verabschiedet sich mit einer Lesung von seinem Publikum und dem Hausacher Molerhiisli

Hausach (ola). Drei Monate verbrachte er in Hausach, und jetzt geht’s nach Kanada: Stadtschreiber für Kinder- und Jugendbuch Thorsten Nesch wird am Sonntag seine Abschiedslesung halten, seine Zeit als Hausacher Stadtschreiber geht zu Ende.

Thorsten Nesch blickt zurück und ist um Lobeshymnen nicht verlegen: "Hier war es einfach super, da fällt mir gar kein anderer Begriff ein", sagt er über das Vierteljahr im Hausacher Molerhiisli und holt noch weiter aus: "Es war rundum wunderbar, ich war sehr produktiv." Wunderbar, weil es ihm die Gegend im Kinzigtal sehr angetan habe. Die Luft, "die ist einfach was ganz anderes als die in Leverkusen und Solingen, woher ich stamme."

Und produktiv, weil er mit der Arbeit weiter voran kam, als er erwartet hätte: Die Erstfassung eines Romans hat er beendet und zwei Jugendromane abgeschlossen. "Ich dachte, das schaffe ich nie", sagt Thorsten Nesch lachend, "aber über Weihnachten und Neujahr hatte ich extrem viel Ruhe". Da habe er als begeisterter Sänger und Liederschreiber unter seinen eigenem Label "Molerhiisli recordings" nebenher gleich noch 20 Lieder aufgenommen. Worum es in seinen Liedern geht? "Ich sag’ nur: Drei Akkorde und die Wahrheit", fasst Nesch nüchtern zusammen.

Am 19. Januar fliegt er mit wenig Gepäck ins kanadische Lethbridge – "nur eine Bananenkiste voll muss ich aufgeben" –, wo seine Partnerin und seine drei Kinder auf ihn warten. Sie ist Kanadierin, und als "Bildungsflüchtling" sei er mit seiner Familie im Sommer nach Jahren wieder nach Kanada gezogen, nachdem der älteste Sohn in Deutschland auf die Hauptschule hätte gehen sollen: "Dass ein Kind, das für seine sozialen Fähigkeiten gelobt wird, wegen nicht ganz so guter Deutschkenntnisse auf die Hauptschule soll, haben wir nicht hingenommen", sagt Nesch.

Am 20. Januar will er in Kanadas Westen ankommen und wird seine Familie hautnah sehen – Skype soll dann erst einmal Vergangenheit sein. Im Juli will er noch einmal kommen, um den Stadtschreiber-Stab an seine Nachfolgerin, die gebürtige Freiburgerin Marie T. Martin zu übergeben. Dazwischen will er viel unterwegs sein, sein Kalender ist voll: Fürs Goethe-Institut geht es nach Holland, und weitere Schriftstelleraufenthalte stehen bevor, im Frühjahr bringt er zwei neue Romane heraus.

Bevor er Hausach verlässt, liest er noch ein letztes Mal fürs Kinzigtäler Publikum. Was zu hören sein wird, entscheidet er kurz vor der Lesung: "Mir ist nach einem Potpourri, es werden wahrscheinlich Auszüge aus verschiedenen Sachen", kündigt Thorsten Nesch an. Aus seinen Romanen will er lesen und als etwas Besonderes auch Textauszüge vorstellen, die er noch nicht veröffentlicht hat – "um zu zeigen: Das habe ich hier gemacht."

Die Veranstaltung findet am Sonntag, 11. Januar, um 18.30 Uhr, im Marktcafé am Klosterplatz in Hausach statt. Der Eintritt ist frei.