Referent Bernhard Kraus (stehend) führte auf das Thema der Konferenz hin. Foto: Jehle Foto: Schwarzwälder-Bote

Dekanatskonferenz setzt sich mit Thema "Sterben in Würde" auseinander / Diskussion um Töten auf Verlangen

Von Evelyn Jehle

Hausach. Von Schenkenzell über Schapbach bis Zell haben sich am Donnerstagabend die Leitungsteams der Altenwerke aus dem ganzen Kinzigtal getroffen, um sich gemeinsam mit dem Thema "Sterben in Würde" auseinander zu setzen. "Ein vielleicht schwieriges, aber für mich persönlich auch schönes Thema", sagte Diakon Willi Bröhl in seiner Begrüßung.

Nach geistlichen Impulsen mit Gebet und Liedern regte die vorgelesene Geschichte vom Tod und dem Gänsehirten von Janosch zum Nachdenken darüber an, worauf es ankommt im Leben. Der Gänsehirte hat keine Probleme, mit dem Tod mitzugehen, denn alles was er braucht, ist vorhanden und er erwartet nichts. Zudem sah er oft genug auf die andere Seite des Flusses, an dem die Welt beginnt und aufhört. Im Gegensatz dazu hadern Menschen im Gefolge des Todes, weil sie nicht das besaßen, was sie gerne hätten haben wollen: "Nur noch fünf Jahre bis zum x-ten Haus", jammerte der Reiche, "Demnächst hätte ich den begehrten Orden bekommen", der Berühmte.

"Wer kann das schon von sich sagen, er sei zufrieden und könne loslassen", stellte Referent Bernhard Kraus vom erzbischöflichen Seelsorgeamt in seiner Hinführung zum Thema fest. "Die Zeit wird kostbar, wenn wir die Endlichkeit des Lebens ernst nehmen", sagte Kraus und das ernst nehmen der Endlichkeit bedeute das ernst nehmen des Lebens, des Augenblicks. Ältere Menschen haben einen anderen Zugang zum Sterben, sind sozusagen Experten in Fragen der Trauer und fast alle der Anwesenden haben einen Trauerprozess hinter sich. Loslassen sei eine Kunst des Älterwerdens, meinte Kraus, es "gut sein lassen" auch wenn es nicht unbedingt "gut" war. Dazu brauche es Zeit. Der Umgang mit Trauer habe sich stark verändert in den letzten Jahrzehnten. Festgelegte Bräuche wie das Trauerjahr und schwarze Kleidung, die signalisierte, dem Trauernden sorgsam zu begegnen, gelten nicht mehr. Schnell werde gefordert, nach vorne zu schauen und die Betroffenen empfinden ihre Gefühle als verharmlost.

Kraus stellte die Frage in den Raum, ob das momentan politisch und gesellschaftlich diskutierte Töten auf Verlangen Ausdruck von Selbstbestimmung oder tiefer Verzweiflung der Betroffenen ist, und welche Rolle die Möglichkeiten der Sterbebegleitung und Palliativmedizin spielen. In Gruppen erarbeiteten die Teilnehmer, welche Hoffnungen, Fragen und Ängste sie mit menschenwürdigem Sterben verbinden. In einer Gruppe wurde festgehalten, dass sie hoffen, das Sterben annehmen zu können und sie auch sterben dürfen. Vorherrschend jedoch war die Hoffnung, bei Schmerz und Leid des Sterbens nicht allein zu sein. Das Bangen vor langem Leiden überwog die Angst davor, dass andere über das Weiterleben bestimmen.

Die häufigste Frage war die nach der Definition von Menschenwürde. Wurde Hilfe beim Sterben positiv gesehen erhielt das "nachhelfen" aus Sorge vor Euthanasie eine Absage. Bei der wichtigen Frage, wie Sterbende begleitet werden können, stand an erster Stelle die Regelung letzter Angelegenheiten wie Bestattung. Die Krankensalbung, Gebete und Musik vor allem bei sterbenden Demenzkranken seien unmittelbare Hilfen.

Mit einer Mediation zu dem Bild "Das Fenster" von Kerstin Rehbein und einem Text beschlossen die Teilnehmer den Nachmittag.