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Bürgerinitiative stellt sich bei Einwohnerversammlung vor. Weg zum interkommunalen Ganzjahresbad ist noch weit.

Hausach - Der Weg zum interkommunalen Ganzjahresbad ist noch weit. Das wurde bei der Einwohnerversammlung, bei der sich auch die Bürgerinitiative Hausach vorstellte, deutlich. Auf die Frage nach den Gründen für die Kostenexplosion gab es noch immer keine klare Antwort.

Es ging um ihr Bad, kein Wunder, dass die Hausacher am Montagabend so zahlreich in der Stadthalle erschienen, dass nahezu alle Plätze belegt waren. Am Eingang verteilten Vertreter der in der vergangenen Woche gegründeten Bürgerinitiative (BI) einen Flyer, auf dem sie ihre Zielsetzungen beschrieb (wir haben berichtet). "Lieber sorgenfrei baden als in Schulden zu ertrinken" war auf der Vorderseite zu lesen. Damit bezog sie sich auf die Kostensteigerung für das geplante Ganzjahresbad von anfangs geschätzten 8,5 auf 12,3 Millionen Euro und für das Freibad von 2,4 auf 4,2 Millionen Euro. Das war der Anlass zur Einwohnerversammlung.

Kein Prestigeobjekt

Bürgermeister Manfred Wöhrle betonte eingangs, dass bisher keine Bauaufträge erteilt worden seien. "Wir sind noch immer in der Planungsphase", sagte er. Nachdem er die Entwicklung der Planungen bis zum jetzigen Zeitpunkt noch einmal widergegeben hatte, widersprach er vehement der Aussage eines Leserbriefs an den SchwaBo: "Dass dies ein Prestigeobjekt des Bürgermeisters sei, davon bin ich meilenweit entfernt."

Er erklärte seine Bereitschaft, mit der BI zusammenzuarbeiten. In diesem Zusammenhang beantworte er Fragen, die ihm die Initiative per E-Mail zugesandt hatte.

Fragenkatalog

Zur Frage, ob sich die Verteuerung des Kinzigtalbads auf die Pro-Kopf-Verschuldung – die im Haushalt 2016 312 Euro beträgt – erhöht, erklärte er: "Über die Finanzkraft einer Gemeinde hat dieser Wert keinerlei Aussagekraft. Wie die Verschuldung zukünftig aussehen wird, hängt von der Entwicklung des Haushalts, den weiteren Badplanungen und Investitionen ab."

Eine Erhöhung der Gebühren für Wasser und Abwasser sei im Zusammenhang mit dem Ganzjahresbad rechtlich nicht möglich. Mit einer Anpassung der Frei- und Hallenbadgebühren sei aber zu rechnen. Gleiches betreffe die Kurtaxe. Nach Fertigstellung des Bads könne er sich eine Erhöhung der Gewerbesteuer um zehn Punkte vorstellen. Sie würde jährlich etwa 90 000 Euro einbringen.

Dass sich die gestiegenen Kosten für das Bad auf andere Projekte, vor allem die Gemeinschaftsschule Hausach-Wolfach auswirken könnten, verneinte Wöhrle. Er widersprach außerdem dem Vorwurf, der Gemeinderat habe auf Basis alter Planungsdaten Beschlüsse gefasst: "Wir haben Zuschussanträge gestellt, das VOF-Verfahren durchgeführt und die Entwurfsbearbeitung in Auftrag gegeben, aber keine Beschlüsse gefasst." Abschließend erklärte er: "Ich schließe nie aus, dass wir Fehler machen und ich bin bereit, Fehler einzugestehen, auch bei diesem Projekt."

Bäder sind marode

Schwimmmeister Michael Hug verdeutlichte, warum das Hausacher Freibad auf längere Zeit nicht mehr weiter betrieben werden kann. Die Wasserführung sowie der Filterbetrieb seien so heute nicht mehr erlaubt, die Rohre seien veraltet. Ein Teil des Freibadwassers würde im Hallenbad aufbereitet. Er zeigte Bilder der veralteten Technik des Freibads, die unter den Zuhörern teilweise ungläubiges Gemurmel auslösten.

Hugs Erläuterungen führte Andreas Debus von der Industriegesellschaft Kannewischer weiter aus. So funktioniere die Lüftung im Hallenbad nur, weil "das Bad so offen steht wie ein Scheunentor". "Das Gesundheitsamt könnte das Bad innerhalb von wenigen Tagen schließen", sagte Debus.

Kostensteigerung

Mit dem Satz "wir Architekten sind oft Überbringer schlechter Nachrichten", traf Architekt Gunnar Lehmann eingangs seiner Ausführungen die Stimmung im Saal. Die Hausacher erwarteten von ihm eine Erklärung für die enorme Kostensteigerung des Bads, was ihm aber nur mäßig gelang. Demnach begründeten sich die Steigerungen auf verschiedene Maßnahmen. In der Entwurfsplanung sei beispielsweise die Verlegung des Kleinkindbereichs, die mit einer hohen Investition verbunden gewesen sei, noch nicht aufgeführt gewesen. Gleiches gelte für die Verbesserungen und Vergrößerungen im Saunabereich.

BI stellt Forderungen

Schließlich trat Reinhard Welle als Sprecher der BI ans Rednerpult. "Das Bad geht uns alle an", sagte er und sprach die Angst vieler Hausacher "das Freibad zu verlieren" aus. Diese sei der Grund, warum sich die BI gegründet habe. Sie wolle bei der Lösung der anstehenden Probleme konstruktiv mitarbeiten. "Wir sehen uns in der Bürgerpflicht und wollen die Stadtverwaltung und den Gemeinderat unterstützen." Erfreulich sei, dass viele Nachbargemeinden sich an dem Projekt Kinzigtalbad viele Nachbargemeinden beteiligen, doch "noch sind nicht alle dabei". Er sei sich sicher, dass sich bei einer besseren Planung weitere Gemeinden anschließen würden, sei es durch einen nachträglichen Eintritt in den Zweckverband oder durch einen speziellen Beitragsmodus wie eine Kurtaxe. Es gebe dahingehend bereits "leise, positive Signale".

Ihre Aktivitäten wolle die BI an mehrere Forderungen knüpfen:

 Das Freibad in seiner jetzigen Form erhalten, sanieren und modernisieren.

  Ein funktionelles und zukunftsfähiges Hallenbad mit Sauna gestalten, ohne die Kosten ins Unermessliche steigen zu lassen.

 Eine kostengünstige Planung zu beschaffen und diese dem Rat und der Verwaltung vorstellen.

 Die Gründung eines Arbeitskreises Badepark Kinzigtal mit Vertretern der Bürgerschaft, der BI und des Rats.

 Der Arbeitskreis soll die Badprojekte überarbeiten und versuchen, einen Ausweg aus der momentanen Situation zu finden.

 Genügend Zeit, um Alternativen zu überprüfen.

 Weitere Gemeinden für das "Leuchtturmprojekt" Kinzigtalbad gewinnen.

 Öffentliche Sitzungen des Rats und der Zweckverbands, in denen über das Projekt Kinzigtalbad informiert wird.

 Falls der Bürgermeister die BI außen vor lässt, will diese den Weg eines Bürgerentscheids wählen.

Reinhard Welle kritisierte außerdem, dass seit 2012 keine eindeutige Aussage über die Höhe der Folgekosten gemacht worden sei. Wöhrle wollte aber "keine Zahlen in den Raum stellen, die nicht Fakt sind." Er zeigte sich überrascht, dass Welle davon ausging, weitere Gemeinden für das Bad gewinnen zu können, was Welle dazu veranlasste auf den beispielsweise knappen Ausgang im Biberach hinzuweisen. Beide Parteien signalisierten aber schlussendlich noch einmal die Bereitschaft zu Gesprächen.