Im Hausacher Sägewerk Streit wurden Mitarbeiter von Ulla und Klaus Henne (Bildmitte) für insgesamt 355 Jahre Betriebszugehörigkeit ausgezeichnet. Foto: Störr Foto: Schwarzwälder-Bote

Wirtschaft: Sägewerk Streit blickt bei Weihnachtsfeier aufs Jahr zurück / Märkte im Aufwärtstrend

Zur höchst gelegenen Weihnachtsfeier von Hausach lädt das Sägewerk Streit seine Mitarbeiter jährlich auf den Käppelehof ein. Während des Abends wurde Prokurist Augustin Wölfle für seine 50jährige Betriebstreue und enge Verbundenheit zum Unternehmen geehrt.

Hausach. "Ich bin 4515 Kilometer gefahren, um zu euch zu kommen", eröffnete Geschäftsführer Klaus Henne den Abend schmunzelnd, um die Fahrleistung mit Kundenbesuchen in Frankreich zu erklären. "Wenn man das Gefühl hat, dass die Zeit zu schnell vergeht, kann das unter anderem an einem sehr ereignisreichen, vergangenen Jahr liegen", befand Henne.

Kaum seien die Feierlichkeiten zum 150-jährigen Betriebsjubiläum vorbei gewesen, sei Ende April die neue Stapel- und Sortieranlage für 4,5 Millionen Euro in Betrieb genommen worden. "Das glich einer Operation am offenen Herzen, weil die Arbeiten während des laufenden Geschäftsbetriebes ausgeführt wurden", meinte Henne. Trotzdem seien die eingegangenen Verpflichtungen gegenüber der Kundschaft in der gewohnten Qualität und Zuverlässigkeit erfüllt worden. "Wir hatten im vergangenen Jahr eine Einschnittleistung von etwas 330 000 Festmetern, was in etwa dem Vorjahreswert entspricht. Bis Weihnachten müssen wir noch einmal Vollgas geben, damit die Kunden bereits in der ersten Kalenderwoche ihre Ware bekommen."

Wie alles geschafft worden sei, lasse sich leicht beantworten: "Mit der besten Mannschaft!", sagte der Geschäftsführer und richtete damit ein persönliches "Danke" an die Mitarbeiter. "Seid richtige Kameraden und Kollegen, steht füreinander ein, wir sind für unser Schicksal selbst verantwortlich. Die globalisierte Welt verzeiht keine Fehler mehr", betonte Klaus Henne.

Für die Umstellung auf die neue Stapel- und Sortieranlage gelte der Betriebsleitung mit Christoph Steuerwald, Philipp Schätzle, Rainer Bronner und Michael Lauble ein besonderer Dank. Am 26. April habe es mit dem Brand im Sägewerk einen "Schreckmoment gegeben, der alles in Frage gestellt hat", wie Henne sagte. Die Firma sei haarscharf an der Katastrophe vorbeigeschrammt und einzig der schnellen Reaktion von Kevin Burger, Jürgen Hauer und Andreas Huber sei es zu verdanken, dass ein Großschaden abgewendet werden konnte.

"Das waren hinterher unglaubliche Bilder, das hätte ganz anders ausgehen können. Der Schaden belief sich am Ende auf etwa 250 000 Euro", berichtete der Geschäftsführer und erinnerte an den Großbrand 1994. Einige Wochen lang sei dann regulär produziert worden, bis mit der englischen Brexit-Entscheidung der der nächste Niederschlag folgte. "England ist einer unserer Hauptmärkte, 95 Prozent der Lieferungen werden in englischem Pfund fakturiert", verdeutlichte Henne die Dimension. Trotzdem seien im August und September mit der Erweiterung der Trocknungskapazität auf 65 000 Festmeter weitere Investitionen getätigt worden. Jetzt können die Firma etwa ein Drittel der Produktion trocknen, für die Zukunft werden wir Platz für weitere Kapazitäten benötigen. Ohne den Brand habe das Unternehmen im vergangenen Jahr 5,5 Millionen Euro in das Sägewerk investiert. Das sei ein klares Bekenntnis zu Hausach und zur Forstwirtschaft in der Region, sein Dank gelte der zuverlässigen Belieferung durch die Forstwirte, Gemeinden und den Staatsforst. Alle Investitionen seien durch die regionalen Kreditinstitute begleitet worden, ohne die es schlecht um die Wirtschaftsregion bestellt wäre.

Auch nach 151 Jahren sei das Sägewerk Streit noch lange nicht müde und habe auch für 2017 Ziele formuliert. Die Weiterverarbeitung und die Marktposition sollen gestärkt werden, außerdem gelte es, bei der Produktivität und der Ausbeute die Nase vorn zu haben. Die Finanzierung neuer Vorhaben bedeute die Weiterentwicklung des Betriebes, "wir blicken optimistisch ins neue Jahr." Trotz aller Unwägbarkeiten befänden sich die Märkte im Aufwärtstrend, "jetzt liegt es an uns, was wir daraus machen", beendete Klaus Henne seine Ansprache.

Für die anschließenden Ehrungen nahm sich der Geschäftsführer viel Zeit und bedankte sich mit sehr persönlichen Worten für die lange Betriebszugehörigkeit seiner Mitarbeiter. Als "Prokurist vom Dienst" habe Augustin Wölfle unter der strengen Hand Heinrich Eggers sein Handwerk gelernt und arbeite seit 50 Jahren "selbstlos und genügsam dem Betrieb gegenüber." Das Wohlergehen der Firma Streit sei eng mit der Arbeit des Prokuristen verbunden und richtungsweisend durch ihn geprägt. "Was wir heute sind, ist ein großer Verdienst von Augustin Wölfle. Er ist ein wichtiger Berater und dicker Freund", bedankte sich Klaus Henne.