Lachs aus Hausach stammt wahrscheinlich aus Oberwolfacher Zuchtanlage

Von Charlotte Reinhard

Er ist 95 Zentimeter lang, 4,5 Kilogramm schwer und hat beim Angelverein Lahr-Kinzigtal große Freude ausgelöst – ein Mitglied hat einen Lachs aus dem Hausacher Gewerbekanal gefischt. Dieser ist ein Beweis dafür, dass die Wiederansiedlung von Lachsen funktioniert.

Hausach/Oberwolfach. Ende der vergangenen Woche entdeckte Rudi Döhring vom Angelverein den Fisch im Hausacher Gewerbekanal und fischte ihn aus dem Wasser. "Es handelt sich um ein fünf bis sechs Jahre altes Weibchen", erklärt Stephan Stäbler, Wanderfischbeauftragter der Region Süd des Landesfischereiverbands Baden-Württemberg und Leiter der Lachszuchtanlage in Oberwolfach. Diese wird vom Landesfischereiverband Baden-Württemberg gepachtet. Verletzungen an der Schwanz- und Afterflosse, das geringe Gewicht des Fisches sowie Resteier im Fisch wiesen eindeutig darauf hin, dass der Lachs kurz vorher abgelaicht hatte.

Für den Angelverein und alle, die am Wiederansiedlungsprogramm beteiligt sind, ist dieser Fund ein Erfolg, denn Stäbler ist sich sicher: "Das ist ein Rückkehrer, das ist ein Fisch des Stamms, mit dem wir die Kinzig besetzt haben." Bevor der Fisch präpariert wird, soll eine Strontium- und eine DNS-Probe die Vermutung verifizieren. Der genetische Fingerabdruck des Hausacher Lachsweibchens wird dabei mit der DNS des Lachs-Grundstamms abgeglichen, mit dem das Kinzig-System besetzt wurde.

Seit Anfang des 19. Jahrhunderts dezimieren Gewässerverschmutzung, Begradigung der Flüsse und der Ausbau der Wasserkraft die Lachspopulationen stark. Nach der Chemie-Katastrophe bei Sandoz im Jahre 1986, bei der nach einem Brand Giftstoffe in den Rhein gelangten und ein Fischsterben auslösten, wurde der Lachs zum Indikator für sauberes Wasser. "Es wurde damals gesagt, wenn der Lachs hier wieder lebensfähig wird, dann ist der Rhein sauber", legt Stäbler dar. Ein Wiederansiedlungsprojekt startete, das bis heute läuft. Das größte der sieben Programmgewässer ist das Kinzig-System. Mit dem Ist-Zustand der Kinzig sind Stäbler und Arnold mittlerweile recht zufrieden. "Das System ist bis Schiltach durchgängig, nur bei Steinach und Haslach muss noch ein wenig ausgebessert werden", freut sich Stäbler.

Für den Erfolg des Artenschutzprogramms sprechen auch die Aufstiegszählungen an den Fischpässen Iffezheim und Gambsheim. Dort schwimmen alle Fische beim Aufstieg durch einen Videokanal, wo sie mit Bewegungsmelder erfasst werden. Bei einer zweiten Kontrolleinrichtung, einer Fangreuse, können den Fischen sogar DNS-Proben entnommen werden. Die bisherige Rekordmarke für den jährlichen Lachsaufstieg am Fischpass Iffezheim lag bei 104 Tieren im Jahr 2004. Diese Zahl wurde 2015 übertroffen: Bis zum 31. Oktober wurden in Iffezheim 213 Lachse gezählt. "Diese Zahlen bestätigen, dass die Wiederansiedlung funktioniert", freut sich Stephan Stäbler. Und dieser Erfolg kommt nicht von ungefähr: In Baden-Württemberg werden pro Jahr 300 000 Junglachse ausgesetzt, die Zuchtstation in Oberwolfach letztes Jahr etwa 160 000 Fische "produziert". Nicht ohne Grund: Schließlich kehrt selbst bei optimalsten Bedingungen nur etwa ein Prozent des Laichs als geschlechtsreifer Lachs an seinen Geburtsort zurück, um sich dort fortzupflanzen. "Bei uns dürften es momentan weniger als 0,1 Prozent sein", so Stäbler.

Ziel sei es langfristig, eine sich selbst erhaltende Population zu schaffen. Davon sei man aber noch ein ganzes Stück entfernt. "Wenn alles optimal läuft, ist das frühestens in zwanzig Jahren möglich", meint Stäbler.

Der Atlantische Lachs (Salmo salar) lebt größtenteils im Atlantischen Ozean. Im Spätherbst ziehen die Lachse die Flüsse hinauf, um an den Oberläufen zu laichen. Die Fische können bis zu 1,5 Meter lang werden und benötigen zum Laichen Kiesgründe.

Die Jungfische schlüpfen je nach Wassertemperatur nach ein bis fünf Monaten. Im Alter von etwa einem Jahr sind sie stark genug, um in die Ozeane zu wandern. Nach einigen Jahren kehren auch sie wieder zu ihrem Geburtsort zurück, um ihrerseits dort zu laichen.