Der elfjährigen Tochter Carina machten das Kopfüber hängen viel Spaß. Foto: Störr

Selbstversuch: Schwabo-Mitarbeiterin probiert "Aerial-Yoga" in Hausach aus / Befreiende Übungen

Seit wenigen Wochen bietet Yogalehrerin Hilde Armbruster in der Hausacher Hauptstraße Kurse für "Aerial-Yoga". Damit bringt sie einen neuen Trend ins Kinzigtal – den unsere Mitarbeiterin Christine Störr für die Leser des SchwaBo ausprobierte.

Hausach. Yoga gibt es in den verschiedensten Ausrichtungen, bei mir stand es bisher aber noch nie im Terminplan. Es ist ein Samstagmorgen, an dem ich mich auf den Weg in die ehemalige Hosenträgerfabrik Schmider begebe und die Treppen am "Triangel" vorbei hinauf ins Regenbogenzentrum von Hilde Armbruster steige. Ein Schild an der Tür im zweiten Obergeschoss weist den Weg, im Vorraum begrüßt sie mich mit einer herzlichen Umarmung und einer Tasse ayurvedischen Tees. Im angrenzenden Yogaraum riecht es angenehm frisch nach mediterranem Duftöl.

Meditation am Anfang

An diesem Morgen nehmen 13 Frauen und Armbrusters Salsa-Lehrer am Kurs teil. Am Anfang steht eine kleine Meditation – bequeme Sitzhaltung, geschlossene Augen, leise Musik und Armbrusters Stimme, die zum bewussten Ein- und Ausatmen auffordert. "Heute wollen wir mutig sein und einmal alles loslassen". Mit diesem Satz führt sie über zu den bunten Tüchern, die wie Hängematten an der Decke befestigt sind. Mich spricht das Hellblaue am meisten an, es erinnert mich ans Meer, den Urlaub und viel freie Zeit. Doch von simplen "Abhängen" ist Aerial-Yoga weit entfernt. Die Tücher geben in erster Linie Halt und helfen bei der sanften Dehnung der Muskulatur.

Zunächst werden die Tücher auf die richtige Höhe eingestellt und dann geht es los. Mit spielerischer Leichtigkeit demonstriert die Yogalehrerin die Übung, danach lasse auch ich mich hängen. Gehalten werde ich vom Tuch, das am Rücken und unter den Armen drückt, mir aber Armfreiheit gibt und die Dehnung bei gleichzeitiger Anspannung der Bauch-Beine-Po-Muskulatur ermöglicht.

"Oh je", denke ich, "lange nichts gemacht – das wird einen ordentlichen Muskelkater geben!"

"Das gibt Muskelkater"

Und ich sollte Recht behalten, wie sich in den folgenden zwei Tagen herausstellte.

Als nächstes beuge ich mich mit der Hüfte über das zusammengeraffte Tuch und krabble mit den Händen in die Dehnung der Schultermuskulatur. Die Beine schlinge ich derweil rechts und links am Tuch hinauf, was mir zusätzlichen Halt verschafft.

"Wann haben wir uns nach der Kindheit das letzte Mal auf den Kopf gestellt?", fragt Hilde Armbruster und gibt gleich den Hinweis, dass diese Überkopf-Übungen für Menschen mit Bluthochdruck oder Herzproblemen überhaupt nicht geeignet seien. Das kann ich gut verstehen, die Haltung ist ja auch eher ungewöhnlich. Für den Handstand fehlt es mir an Kraft, ungewollt "erde" ich mich schneller, als es mir lieb ist.

Nach weiteren Yoga-Figuren merke ich bei aller Anstrengung immer mehr, wie befreiend diese schwebenden Übungen sind. Beim "Schmetterling" werden beispielsweise die Fußsohlen aneinandergepresst, während man sich – im Schneidersitz an das Tuch gelehnt – tragen lässt und leicht geschaukelt wird – eine wunderbar neue Erfahrung. Einzig das zurückkommen auf den Boden fühlt sich nach einer Weile immer schwerer an. Besonders wenn man komplett verhüllt im "Sieben-Hände-Tuch" liegt und zur entspannenden Musik gedanklich davon schwebt. Ein bisschen fühlt es sich an, als würde man im Wasser treiben, das Tuch schaukelt ein wenig und dann höre ich irgendjemanden Weinen.

Tiefe Prozesse aktiviert

"Es ist alles okay, so wie es ist", höre ich die Yogalehrerin immer wieder beruhigend sagen. Sie weiß von den tiefen Prozessen, die Aerial-Yoga auslösen kann und bietet im Nachgang auch Gespräche an. Nur ungern verlasse ich diese tragende Hülle wieder, aber das Ende der Stunde naht. Mit einer "erdenden" Meditation, bei der sich die Füße gedanklich wieder fest mit dem Boden verwurzeln und einer ayurvedischen "Erdsuppe" geht es zurück in den turbulenten Alltag.

INFO

Aerical Yoga

Beim "Aerial Yoga" oder "Yoga im Tuch" hängt oder sitzt man in einem trapezförmigen Tuch, das an der Decke befestigt ist. Ein Vorteil dabei ist, dass hängend das Körpergewicht besser abgegeben werden kann und die Kopfüber-Positionen die Wirbelsäule entlastet.