Martin Winterkorn, Chef der Porsche SE und des VW-Konzerns, auf der SE-Hauptversammlung Foto: dpa

In was investiert Porsche seine Milliarden? Die Frage wurde auf der Hauptversammlung der Porsche Automobil Holding SE am Dienstag in Stuttgart nicht beantwortet. Den Aktionären winkt eine satte Dividende.

Stuttgart - Wer auf der Hauptversammlung der Porsche Automobil Holding SE – kurz PSE – den großen Paukenschlag erwartete, darf weiterwarten. Die zentrale Frage, was der Konzern mit seinen auf der hohen Kante liegenden Milliarden anstellt, blieb auch nach der am Dienstag in Stuttgart abgehaltenen Hauptversammlung offen.

Dabei steigt die Spannung in Aktionärs- und Anlagerkreisen seit Wochen. Denn der Konzern, der immerhin gut 50,7 Prozent der Stammaktien an Europas größtem Autobauer Volkswagen hält, hat mit 2,6 Milliarden Euro eine gut gefüllte Kriegskasse. Und Ziel der Gesellschaft ist es, das dicke VW-Aktienpaket um andere Beteiligungen zu ergänzen.

„Sie schwimmen in Milliarden“, sagte der Stuttgarter Kleinaktionär Matthias Gaebler und schob gleich noch einen Comic-Vergleich nach. PSE-Finanzvorstand Hans Dieter Pötsch müsse sich gerade fühlen wie „Onkel Dagobert“, der nicht mehr wisse, „wohin mit dem Geld“. Und ähnlich wie Dagobert Duck das getan hätte, wartet man bei den sparsamen Schwaben auf den richtigen Zeitpunkt zum Einstieg. Die Bewertungen von Beteiligungen seien derzeit „sehr hoch“, sagte PSE-Vorstandschef Martin Winterkorn. „Wir sind nicht bereit, jeden Preis für interessante Beteiligungen zu zahlen.“

Die Stoßrichtung, wonach bei Zukäufen „Substanz und Wirtschaftlichkeit“ vor Schnelligkeit gehe, wird von den Aktionären mitgetragen. Das wurde am Dienstag in der Porsche-Arena klar. Er könne das Unternehmen bei seinem vorsichtigen Kurs nur ermutigen, sagte Franz Wagner, Sprecher der einflussreichen Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SDK). Zukäufe seien derzeit zu teuer. Dass der Schritt kommt, ist indes ausgemacht. Für ihn sei es nur eine Frage der Zeit, bis man die erste Transaktion vermelden werde, sagte Winterkorn.

Das derzeitige Zögern der PSE-Verantwortlichen könnte aber noch einen anderen Grund haben. Nach wie vor ist Porsche vor Gerichten in ein ganzes Bündel von Klagen auf mehreren Kontinenten verstrickt. Alle stehen im Zusammenhang mit der missglückten Übernahme des VW-Konzerns durch Porsche im Jahr 2009.

Vor allem Hedgefonds aus Übersee haben PSE auf Schadenersatz in Milliardenhöhe verklagt. In den vergangenen Monaten hat das Unternehmen in dem Klagedickicht aber mehrere Teilerfolge erreicht. Mitte März 2014 wies das Landgericht Stuttgart Schadenersatzforderungen von 23 Hedgefonds über 1,36 Milliarden Euro zurück.

Einen guten Monat später ließ eine Strafrechtskammer des Stuttgarter Gerichts eine Anklage wegen Marktmanipulation gegen die Ex-Porsche-Vorstände Wendelin Wiedeking und Holger Härter wegen Marktmanipulation infolge des gescheiterten VW-Deals gar nicht erst zu. Und in den USA sind von anfangs 78 Klägern noch acht übrig.

Aber längst sind noch nicht alle Streitigkeiten, für die die PSE allein 2013 rund 15 Millionen Euro an Anwaltskosten lockermachen musste, ausgeräumt. Die Staatsanwaltschaft Stuttgart ermittelt etwa gegen den von Wolfgang Porsche geführten PSE-Aufsichtsrat wegen Beihilfe zur Marktmanipulation – ein Sachverhalt, der Martin Weimann vom Verein Verbraucherzentrale für Kapitalanleger dazu bewog, die Absetzung Porsches als Leiter der Hauptversammlung zu fordern. Das Ansinnen wurde vor Ort abgelehnt.

Zustimmung fand die PSE-Führung für ihre Dividendenpolitik. Für 2013 zahlt das Unternehmen seinen Stammaktionären rund zwei Euro je Aktie. Vorzugsaktionäre erhalten 2,01 Euro je Aktie. Das sei zwar weniger als beim Konkurrenten Daimler, aber immer noch „erfreulich“, sagte Aktionärsschützer Wagner.