Über den Türen des Mittelausgangs im Stuttgarter Hauptbahnhof hängt eine Uhr, zeit- und funktionslos. Foto: StZ

Ticken bei der Bahn die Uhren wirklich anders? Die Bahnhofsuhr über dem Mittelausgang des Stuttgarter Hauptbahnhofs tut es jedenfalls - sie hat keine Zeiger. Diese Geschichte steckt dahinter.

Stuttgart - Diesen Witz kennen Sie bestimmt. Wer sind die vier Feinde der Bahn? Der Frühling - zu kalt. Der Sommer - zu heiß. Der Herbst - zu rutschig. Der Winter - zu glatt. Hat sich in Stuttgart jetzt etwa noch ein fünfter Gegner hinzugesellt - die Bahnhofsuhr ohne Zeiger?

Diese Uhr gibt es wirklich. Majestätisch thront sie über den Türen des Mittelausgangs im Stuttgarter Hauptbahnhof - ein leeres Zifferblatt, ohne Minuten- und Stundenzeiger. Passanten, die den Bahnhof über die Rolltreppen der Klett-Passage betreten, steuern direkt auf den zeitlosen Zeitanzeiger zu.

Ist die Uhr, die die Zeit nicht anzeigt, die Erklärung für all die verspäteten Züge und S-Bahnen in Stuttgart und der Region? Genervte Fahrgäste wittern sogar einen perfiden Trick der Bahn: So sei es Fahrgästen unmöglich, Verspätungen auszurechnen. Oder will das Unternehmen das mitunter rasante Leben im Kessel entschleunigen?

Reisende beschwerten sich

Nichts von alldem trifft zu. Martin Schmolke, Sprecher der Deutschen Bahn in Stuttgart, stellt klar: "Die Uhr ist sehr alt, ging mal falsch, mal blieb sie stehen. Deshalb wurden die Zeiger abmoniert." Diese Lösung sei zumindest besser, als eine Bahnhofsuhr, die nach eigenem Gutdünken funktioniere - und damit so manchen Reisenden in die Irre führte. "Einige haben sich bei unseren Servicemitarbeitern über die Uhr beschwert", so Schmolke weiter. Verständlicherweise, wie der Sprecher betont, denn wer laut Bahnhofsuhr vor der Abfahrt noch Zeit habe, sich eine Brezel zu kaufen, ärgere sich zu Recht, wenn ihm der Zug vor der Nase wegfahre.

Das Bahnhofsmanagement in Stuttgart habe deshalb entschieden, die Zeiger der Uhr abmontieren zu lassen. "Besser eine Uhr ohne Zeiger, als eine, die die falsche Zeit anzeigt." Der Zeitmesser, der einen Durchmesser von fast zwei Metern hat, müsse gründlich überholt und mit einem modernen Antrieb nachgerüstet werden. "Dabei handelt es sich nicht um Standardware, so etwas können nur Spezialfirmen", betont der Sprecher. Deshalb sei auch noch unklar, wann die Uhr wieder Zeiger bekomme. "Die Uhr wird repariert, offen ist nur wann", so der Sprecher.

Die Bahn und die Zeit - eben eine unvergängliche Geschichte.