Den kürzlichen Orkan »Niklas« haben die beiden Haslacher Störche anscheinend unbeschadet überstanden. Auch das Nest ist noch in Ordnung. Foto: Forth

In Haslach wird Familie Adebar der Platz auf dem Kirchturm streitig gemacht. Fremdlinge geben aber auf.

Haslach - Die Haslacher Bevölkerung ist hoch erfreut über die Anwesenheit der Familie Adebar. Die Rückkehr des Paars aus dem vergangenen Jahr ins Städtle auf den Kirchturm Stadtkirche »St. Arbogast« ist für viele ein Beweis dafür, dass die Umgebung den Störchen genügend Nahrung bietet. Ein friedliches Storchenleben, so scheint jedenfalls es auf den ersten Blick.

Doch jüngst haben zwei Umstände das Storchenleben nicht so einfach gemacht: Der Orkan »Niklas«, der über das Land fegte und schließlich noch das unbeständige Wetter mit viel Regen und niederen Temperaturen.

Nicht die besten Voraussetzung, um die Brutzeit günstig zu beeinflussen. Zudem hatte sich noch ungebetener Besuch eingestellt. Ein weiteres Storchenpaar, so ist anzunehmen, versuchte nämlich Besitz vom Nest zu ergreifen und einer davon hatte gar den Mut, sich auf das über dem Nest befindliche Turmkreuz zu stellen, während der andere Fremdling aufdringlich seine Runden um die Spitze des Kirchturms drehte.

Das Klappern der beiden eigentlichen Nestbewohner war weit zu hören und viele interessierte, aber auch sorgenvolle Blicke der Haslacher gingen Richtung Kirchturm. Manch einer hatte die Hoffnung, die Stammbewohner mögen die Oberhand behalten und nicht aufgeben. Aufgegeben hatten tätsächlich nach anfänglich zähem Ringen die beiden Fremdlinge. Diese statteten dann vielleicht Hausach einen Kurzbesuch ab. Denn auch dort hatte sich ein Storch für kurze Zeit auf der Stadtkirche niedergelassen.

Das nun jüngst eingetretene und deutlich erkennbare veränderte Verhalten der Haslacher Störche legt die Vermutung nahe, dass bereits die Eier gelegt wurden und nun die Brutzeit begonnen hat. Allerdings weiß derzeit niemand, um wie viele Eier es sich handeln könnte, denn die Familie Adebar lässt sich in Haslach nicht in die Karten schauen.

Gleichberechtigung bei der Nahrungssuche

Bei der Nahrungssuche scheint bei den Störchen Gleichberechtigung zu herrschen. Mal begibt sich Frau Storch auf Futtersuche und ihr Mann sitzt im Nest oder eben umgekehrt. Die Nahrungsgebiete der Haslacher Störche befinden sich diesseits und jenseits der Kinzig. Zudem kann kann man den Storch auch im Brühlgelände bei der Futtersuche beobachten. Dort haben die Haslacher Storchenfreunde mit Hilfe von Grundstückspächter Erich Becherer vom Uhlseppenhof in Mühlenbach einen Bewässerngsgraben reaktiviert.

Von denen hatten einst recht viele das Brühlgelände durchzogen. Durch die Reaktivierung wird den Störchen das Wassertrinken ermöglicht. Denn an einem Bach oder Fluß holen sie ihr Wasser sonst nicht.

Angesichts auch möglicher Trockenperioden, wo die Familie Adebar auf diese ruhig fließende Gewässer angewiesen ist, haben die Storchenfreunde nun das Mögliche getan, um etwas zu helfen.

Einige Haslacher hatten übrigens bei der Stadtverwaltung in Sorge nachgefagt, ob die Störche nach der stürmischen Vorwoche überhaupt noch im Nest wären oder wie sich das Nest so hoch droben in 60 Metern Höhe überhaupt halten könne. Einige Fragen, die beweisen, dass die Bevölkerung mit den Störchen lebt und nicht selten auch in Sorge um deren Zukunft ist.

Experte beantwortet viele Fragen

Doch weitere Fragen bleiben: Wie läuft die Brutzeit bei den Störchen ab oder wie viele Eier werden im Schnitt gebrütet und wann kann mit den Jungstörchen gerechnet werden. Dazu haben die Storchenfreunde den aus Haslach stammenden Experten Gottfried Nauwerck befragt. Eine oft gestellte Frage an ihn ist auch, welches Balzverhalten Störche denn zeigen. Hier weist Gottfried Nauwerck darauf hin, dass es bei den Störchen nicht so ist wie bei Singvögeln.

Bei den Störchen erfolgt die Werbung oder der Beweis der Zuneigung durch das gemeinsame Klappern, das Schwingen der Flügel und insbesondere das Kraulen mit dem Schnabel, welches der männliche Storch vornimmt.

Die Brutzeit, so Gottfried Nauwerck, dauert in der Regel 28 bis 30 Tage. In Haslach werden demzufolge also etwa Ende April die Jungstörche schlüpfen.

Gebrütet wird allerdings erst ab dem zweiten Ei. Störche, so Nauwerk, legen zwischen vier und sechs Eier, wobei die zuletzt geschlüpften Störche oft auf Grund ihrer späteren Entwicklung nicht überleben.

Während der Brutzeit sollten die Störche in ihrem Nest nicht unnötig gestört werden, was in Haslach in 60 Metern Höhe aber zumindest für Menschen auch nur schwer möglich ist.

Eine Störung könnten laut Nauwerk lediglich motorisierte Drachenflieger darstellen, weshalb von einem Überfliegen mit solchen Flugobjekt in dieser Zeit dringend abzuraten sei.

Eine große Unbekannte sind auch Gefahren von außen. Käme einer der Störche zu Tode, dann hätte alles ein rasches Ende. Denn ein Storch allein ist nicht in der Lage, die Jungstörche groß zu ziehen.

Sobald wie möglich will Gottfried Nauwerck wieder nach Haslach kommen, um am alle zwei Monate stattfindenden Storchentreff dabei sein zu könnnen. Auf jeden Fall wird Nauwerck, der heute in Bad Scäkingen wohnt, bei der Beringung der Störche dabei sein.

Doch bis der Zeitpunkt der Beringung können nur alle hoffen, dass die Brutzeit gut verläuft. Dessen ungeachtet überwigt schon heute die Freude, dass in der Stadt des Storchentags mit der wohl ältesten überlieferten Storchentradition in der Nation der Storch endlich wieder zum Bild des Städtchens gehört. Und das ist gut so und soll möglichst so bleiben.