Kultur: Alois Krafczyk und Martin Schwendemann lassen Heinrich Hansjakob lebendig werden / Sonderführungen kommen an

Von Christine Störr

Heinrich Hansjakob hat anlässlich seines 100. Todestags die Menschen im gesamten Kinzgital mobilisiert. Mit einigen Sonderführungen durch seinen Altersruhesitz "Freihof" bestachen Alois Krafczyk und Kulturamtsleiter Martin Schwendemann.

Haslach. Am Sonntag standen die Gäste Schlange, um bei den Sonderführungen dabei zu sein. Alois Krafczyk war in die schwarze Soutane geschlüpft und begrüßte als Heinrich Hansjakob die "lieben Leserinnen und Leser in meinem Haus."

Neben den großen geschichtlichen Eckdaten seiner Biografie wurde die Führung durch Details aus dem Leben des Pfarrers, Schriftstellers und Politikers äußerst amüsant und interessant. "Die Großmutter, die Goldssele, hat im Alter von fünf Jahren für das erste Porträt von mir gesorgt und mir auf dem Schänzleberg meine Vaterstadt Haslach erklärt", erzählte Krafczyk aus den Kindertagen.

Anhand des Großvaters Handelskiste redete sich der Hansjakob-Kenner warm und erzählte, dass die Großmutter samt ihrer Töchter die Kiste nach des Großvaters Tod hatte entsorgen wollen. "Des war Wiebervolk kann ich euch sage! Die hen kei Interesse an dere Kischd vum Großvadder gho! Aber ich die mit dene scheene Beschläg versehene losse un in minem Buch drüber geschriebe!"

Gekonnt wechselte Alois Krafczyk die Perspektive vom Erzähler der geschichtlichen Hintergründe zum imposanten Hausherrn, der mit mächtiger Stimme die vielen Interessierten erreichte. Und so wurde das Leben des großen Sohnes Haslachs lebendig und amüsierte die Zuhörer immer wieder. Wenn "Hansjakob" beispielsweise aus seiner Studienzeit in Rastatt erzählte, dass er mehr in den Wirtschaften unterwegs gewesen sei als am Studieren und abends bis zu zwölf Schoppen Bier und zehn Zigarren genossen habe.

Zum nachdrücklichen Mahner wurde er, wenn er Vergleiche zwischen den damaligen Weinbauern am Bodensee und den heutigen Milchbauern zog, auf die Gefahren des übermäßigen Düngens und der neuen Düngeverordnung hinwies oder seine ewigen Auseinandersetzungen mit dem Ordinariat betrachtete. "Liebe Gäste, sagen sie nicht, das sei nur damals so gewesen, noch heute ist vieles so", wetterte der Hausherr in der Kapelle des Freihofs. Mit viel Applaus und persönlichen Worten verabschiedeten sich die Gäste nach einer guten Stunde und nutzten die Gelegenheit, sich das Hansjakob-Museum in aller Ruhe anzuschauen.

Aus ganz anderer Sicht, aber nicht weniger interessant, führte Kulturamtsleiter Martin Schwendemann als Wilhelm Engelberg durch den Freihof. Er vermittelte einen Eindruck davon, wie die damaligen Stadtoberen und Nachbarn Hansjakobs den Bau des Freihofs und der dazugehörenden Straße erlebten. Im Innern erläuterte er einerseits die Biografie Hansjakobs und erklärte andererseits die Konzeption des Museums.

Auf dem Platz vor dem Freihof unterhielten Walter Bührer und Manfred Läufer, während die Historische Bürgerwehr und Bürgerinnen ihre Gäste bewirteten.