Mitglieder der Haslacher Kirchengemeinden und der Moscheegemeinde zeigen das überall in der Welt zu sehende Plakat: »Je suis Charlie – Ich bin Charlie«. Foto: Hildenbrand

Vollbesetzte Kirche bei gemeinsamem Gottesdienst von Christen und Muslimen. Attentat in Paris verurteilt.

Haslach. Die grauenhaften Ereignisse in Paris waren der Anlass, dass am Sonntag Vertreter der muslimischen Gemeinde und der beiden christlichen Gemeinden in Haslach zu einem Solidaritätsgottesdienst in die evangelische Stadtkirche Haslach eingeladen haben.

"Im Namen von Millionen Christen, Moslems und Juden in Deutschland verurteilen wir den Terrorangriff von Paris und trauern um die Opfer", lautete die Botschaft der Verantwortlichen der verschiedenen Religionsgemeinschaften, die zu Beginn des Gottesdienstes von Merican Durmus, Bruno Prinzbach, Pfarrer Hans Michael Uhl und Pfarrer Christian Meyer verlesen wurde.

Nach dieser offiziellen Botschaft richtete Merican Durmus von der Moscheegemeinde Haslach sehr persönliche Worte im Auftrag ihrer Gemeinde an die Gottesdienstbesucher: "Es ist nicht der Islam, der gewalttätig ist, sondern einige Menschen!" Denn im Koran Sure 5, Vers 32 heißt es "...wer einen Menschen tötet, so ist das so, als hätte er die ganze Menschheit getötet." So könne man nicht derartige Gewalttaten mit dem Islam legitimieren.

Und sehr persönlich versprach sie den Haslachern: "Wir die DITIB Gemeinde Haslach werden uns weiter im Dialog engagieren und hoffen auch weiterhin auf ihre Zusammenarbeit. Wir können vielleicht den Frieden auf der ganzen Welt nicht herbeirufen, aber hier im Kinzigtal werden wir uns dafür einsetzen. Gemeinsam für das Miteinander, zusammen gegen Terror und Gewalt." Für dieses Statement dankten ihr die Gottesdienstbesucher in der voll besetzten Kirche mit Applaus.

In seiner sehr eindrücklichen Predigt ging Pfarrer Christian Meyer auf das Schicksal des muslimischen Pariser Polizisten Ahmed Merabet ein, der von den Terroristen am vergangenen Mittwoch hingerichtet wurde.

Pfarrer Meyer zitierte Dyab Abou Jahjah, der auch zum Gedenken an den in Paris ermordeten muslimischen Polizisten aufruft. In Anspielung an die Bekundung "Ich bin Charlie" und die sehr provokativen Islam-Karikaturen von Charlie Hebdo schreibt er: "Ich bin nicht Charlie, ich bin Ahmed, der tote Polizist. Charlie machte sich über meinen Glauben und meine Kultur lustig und ich starb für sein Recht, das zu tun."

Diese kritische Solidarität für Mitmenschlichkeit, Liebe und Frieden gelte es zu bekennen und immer wieder zu leben und aus diesem Grund sollten auch wir bekennen: "Ich bin Charlie – Je suis Charlie."

Kommentar: Schulterschluss

Lars Reutter

Haslach war, ist und bleibt, was den Dialog der Religionen angeht vorbildlich. Wie am Sonntag eindrucksvoll gezeigt wurde, können daran auch keine durchgeknallten Attentäter, die zwar behaupten im Namen Allahs zu handeln, aber in Wahrheit seinen Namen und den Ruf aller Muslime besudeln, etwas ändern.

Im Gegenteil: Nicht nur in Haslach, sondern zum Glück auch in anderen Orten Deutschlands und der Welt ist zu spüren, dass die Religionsgemeinschaften nun erst recht den Schulterschluss üben und den sogenannten "Gotteskriegern" damit ihre gefährlichste Waffe, die Spaltung der Gesellschaft, entreißen.