Zahlreiche interessierte Gäste waren am Montagmorgen ins Caritashaus gekommen. Foto: Kleinberger

Referentin informiert bei Haslacher Caritas über Populismus. Parteien als "Chamäleon".

Haslach - Warum fallen populistische Ansätze bei der Bevölkerung auf fruchtbaren Boden? Wie funktionieren sie überhaupt? Der Caritasverband Kinzigtal hatte zu einem Vortrag eingeladen, der die Mechanismen beleuchten sollte.

Referentin Ariane von Waldenfels, freie Mitarbeiterin der Landeszentrale für politische Bildung (LPB, siehe Infokasten), konnte zahlreiche Interessierte im Haslacher Mehrgenerationenhaus begrüßen. Vor dem Vortrag hatte das bewährte Frauenfrühstück-Team ein reichhaltiges Buffett gerichtet, wofür es gebührenden Dank seitens der Veranstalter gab.

Bevor von Waldenfels mit ihrem Überblick über populistische Strömungen begann, wurden die Anwesenden von Detlef Kappes, Geschäftsführer des Caritasverbands Kinzigtal, begrüßt. Noch vor wenigen Jahren habe er kaum für möglich gehalten, was heutzutage gerade hinsichtlich der Diffarmierung Andersdenkender zu hören sei. Zudem hätten auch "Fake-News" enorm zugenommen. Da die Caritas für Werte wie Gleichheit und Gerechtigkeit einstehe, freue er sich sehr, dass der ansässige Ortsverband diesen Vortrag organisiert habe.

"Populismus bietet scheinbar einfache Lösungen auf komplexe Probleme", definierte von Waldenfels zu Beginn. Ein Paradebeispiel sei Donald Trumps anvisierte Mauer, die illegale Immigranten aus Mexiko davon abhalten soll, in die USA einzureisen und damit das Kriminalitätsproblem in den USA lösen soll. "Das ist reine Showpolitik." Neben dem Rechtspopulismus, dessen Vertreter in Deutschland beispielsweise die AfD ist, gibt es auch einen Linkspopulismus, den etwa die spanische Podemos-Partei vertritt.

"Volk" gegen "Elite"

Während der Linkspopulismus laut von Waldenfels auf höhere Partizipation und eine Ressourcenumverteilung, insgesamt als Inklusion abziele, sei der Rechtspopulismus von Exklusion geprägt: "Teilhabe ist nur für die eigene Bevölkerung möglich, Minderheiten werden ausgeschlossen." Parteipolitische Positionen seien fließend: "Populistische Parteien sind ein Chamäleon, sie haben kein zentrales Wertesystem." In ihrem Kern stehe jedoch immer die Anmutung, dass "das Volk", das grundsätzlich Recht hat, derzeit nicht mehr richtig repräsentiert werde und deswegen gegen "die Elite" kämpfe. Interessen und Meinungen, die gegen "den Volkswillen" liefen, würden diffamiert und somit aus dem Diskurs gedrängt.

Gleichzeitig polarisierten Populisten durch Tabubrüche und das Schüren von Ängsten. Mit diesen stellten sie sich als Alternative zur etablierten Politik dar. Die Parteien erreichten vor allem Wähler aus dem Mittelstand und Arbeiter, die vorher eher links gewählt hätten. "Das hat mit einer anhaltenden Politikverdrossenheit zu tun", sagte von Waldenfels. SPD und CDU beispielsweise näherten sich in ihren Positionen immer weiter an.

Vertiefend ging die Referentin dann noch auf die AfD ein, die die klassischen Komfliklinien der Parteien quere und sich nicht verorten lasse. Sie sei aber klar eine nationalkonservative Partei mit Brücken zum Rechtsextremismus, wie etwa Björn Höckes Äußerungen klar belegten.

Zum Abschluss diskutierten die Anwesenden noch einzelne Punkte. Unverständnis herrschte darüber, wie es ausgerechnet in Deutschland wieder zu einer derartigen Erstarkung des Rechtspopulismus kommen konnte.

INFO

Die LPB

Die Landeszentrale für politische Bildung (LPB) wendet sich an alle Bürger des Landes Baden-Württemberg. Sie ist die überparteiliche staatliche Einrichtung für politische Bildung im Bundesland.

> Gründung: 25. Januar 1972

> Auftrag: Förderung und Vertiefung der politischen Bildung in Baden-Württemberg auf überparteilicher Grundlage sowie Festigung und Verbreitung des Gedankenguts der freiheitlich-demokratischen Ordnung

> Hauptsitz: In Stuttgart, Außenstellen befinden sich in Freiburg, Heidelberg und Bad Urach

> Mitarbeiter: 80, dazu kommen freie Mitarbeiter und Referenten