Die größten Arbeitgeber in Haslach sind laut Homepage der Gemeinde: Ditter Plastic, Lebenshilfe, Advaltech Foboha, Benz Werkzeugsysteme, Bebusch Kunststoffspritzwerk, Sparkasse Haslach, Protec Zerspanungstechnik, Moser, Hukla Matratzen, Mabetec Beschichtungstechnik, Mabetec Maler- und Lackiertechnik, Scherer GmbH Metallveredelung, Haser Metallbau, Streit Datentechnik und Haiss Ernst Foto: Archiv Foto: Schwarzwälder-Bote

Blick in die Statistik der Kinzigtalgemeinde / Nur wenige haben Studium abgeschlossen / Hohe Kaufkraft

Von Lars Reutter

Mittleres Kinzigtal/Haslach. Im "Tal, in dem wir leben" herrscht dank vieler florierender Betriebe mit einer Arbeitslosenquote von 2,2 Prozent (Stand September 2015) praktisch Vollbeschäftigung. Doch was kennzeichnet den typischen Arbeitnehmer in der Region? Dieser Frage ist der SchwaBo nachgegangen.

Dabei werden Daten aus dem Jahr 2011 des statistischen Landesamts Baden-Württemberg für die Gemeinde Haslach verwendet, da neuere Zahlen teilweise nicht vorliegen. Stammen die Daten aus einem anderen Jahr ist dies jeweils angegeben."Ich muss zugeben, dass ich schon ein ziemlicher Statistikfreak bin und damit meine Familien ziemlich nerve. Noch mehr nervt sie aber, dass wir in vielen Dingen ziemlich durchschnittlich sind. Mir macht das aber nichts", sagt Max Mustermann (sämtliche Personen von der Redaktion erdacht) lachend. Er ist einer von 3569 sozialversicherungspflichtige Beschäftigte – unter ihnen 200 Ausländer – die es 2011 in Haslach gibt. Die Mehrheit (54,3 Prozent) davon ist wie Max Mustermann männlich. Er hat wie 72,7 Prozent aller Bürger der Gemeinde eine Lehre (oder Anlernausbildung) abgeschlossen. 1995 hatten dies nur 65,1 Prozent von sich behaupten können.

Der Haslacher arbeitet in Vollzeit im produzierenden Gewerbe. Dies ist in der Hansjakobstadt der Wirtschaftszweig mit den meisten Beschäftigten (47,3 Prozent). "Mit meinen 45 Jahren gehöre ich noch in die Gruppe der 25- bis 45-Jährigen, die 43 Prozent der Beschäftigten stellen. Im nächsten März gehöre ich dann schon zu altem Eisen", so der Statistikfreak. Denn dann sei er 46 Jahr alt und rutsche in die nächste Gruppe der über 45-Jährigen, die 41 Prozent aller Arbeitnehmer stellen. "Zum alten Eisen zu gehören ist aber nicht schlechtes. Auch mein Chef sagt immer, dass die Erfahrung seiner langjährigen Mitarbeiter unverzichtbar für den Erfolg der Firma sind", erzählt Mustermann und fügt an, dass er viele Kollegen habe, die von der Ausbildung bis zur Rente im Betrieb bleiben. Diese Kontinuität mache auch eine Stärke des Kinzigtals aus. "Zahlen haben ich dazu aber keine im Internet gefunden", ärgert er sich.

"Ich habe mich um die Kinder gekümmert. Wobei das größte ›Kind‹ noch immer im Haus ist, ständig Statistiken wälzt und daher wenig im Haushalt hilft", nennt seine Frau Erika Mustermann Gründe, warum sie – wie 22,9 Prozent aller Haslacher (1995: 33,2 Prozent) – keine abgeschlossene Ausbildung hat. Nun arbeitet sie in Teilzeit im Handel. Ihre Freundinnen arbeiten im Gastgewerbe. In diesen beiden Wirtschaftsbereichen sind zusammen mit den Verkehrssektor 17,8 Prozent aller Beschäftigten in Haslach angestellt.

Fast nur Frauen in Teilzeit beschäftigt

"Das Angebot in Teilzeit zu arbeiten nehmen branchenübergreifend in Haslach fast nur Frauen (annähernd 92 Prozent) wahr", sagt ihr Mann ohne dies weiter zu kommentieren.

Immerhin muss Erika Mustermann nicht pendeln. Das wäre auch untypisch für Haslach, wo es deutlich mehr Einpendler (2516) als Auspendler (1640) gibt. "Da es in den anderen Kinzigtalgemeinden aber auch viele Pendler gibt, viel Lieferverkehr unterwegs ist und die Region auch für Ausflügler attraktiv ist, nervt es mich, dass sich in Sachen Umfahrung von Haslach nichts tut", sagt sie und fügt an, dass die Kollegen ihr oft ihr Stau-Leid klagen und sich auch Freunde aus Nachbargemeinden immer öfters über den Stillstand in Haslach beschweren.

"Unser Junior steckt auch schon voll im Erwerbsleben", sagen Erika und Max Mustermann stolz. Ihr Sohn Klaus arbeite in einem der 14 Haslacher Betriebe im verarbeitenden Gewerbe (2014 sind es 16), die mehr als 20 Beschäftigte haben. "Meine Firma macht dick Kohle", meint Klaus. Und tatsächlich: Insgesamt haben diese 14 Unternehmen im Jahr einen Gesamtumsatz von rund 215 Millionen Euro (2014: 230 Millionen Euro). Wobei diese Summe laut statistischen Landesamt nicht frei von regionalen Überschneidungen ist und nur Betriebe umfasst, die im Berichtsmonat September auskunftspflichtig waren.

Investiert wird in der Ortenau 2011 im verarbeitenden Gewerbe auch ordentlich: 353 Betriebe mit mehr als 20 Beschäftigten geben pro Angestellten 6116 Euro aus (sogenannte Investitionsintensität). Zum Vergleich im Land sind es durchschnittlich 8357 Euro pro Beschäftigten.

Die Mustermanns haben auch eine Tochter. Sie heißt Klara und macht wie einst ihr Vater eine Ausbildung. In Klaras Betrieb hält sich die Geschlechterverteilung unter den Azubis in etwa die Waage. Ihr Chef, der auch so ein Statistiknarr ist, meint mit Blick auf die Zahlen, dass er seit 1995 immer mal etwas mehr Männer und dann wieder etwas mehr Frauen ausgebildet habe, dies schwanke nur leicht. 2002 habe es allerdings mit knapp 60 Prozent männlicher Azubis den deutlichsten Überhang gegeben.

"Klara wird es noch weit bringen", meint ihr Vater. Sie überlegt nämlich, ob sie nach der Ausbildung auch noch ein Studium obendrauf setzt. Wenn sie später wieder nach Haslach zum Arbeiten käme, würde sie zu einem sehr kleinen Kreis gehören. Denn zumindest 2011 haben nur 4,4 Prozent der in Haslach angestellten ein abgeschlossenes Studium. 1995 konnten dies sogar nur 1,8 Prozent von sich behaupten. "Elite würde ich das aber nicht nennen. Schließlich sind Studierte auch keine bessere Menschen", sagt Max Mustermann.

Wenn die Mustermanns von der in Haslach vorhandenen Kaufkraft lesen, schlackern ihnen etwas die Ohren. So betrug diese 2009 im Durchschnitt 27 931 Euro je Einwohner. Zieht man davon gebundene Ausgaben wie Steuern, Sozialausgaben oder auch Wohnungskosten ab, blieb eine ungebunden Kaufkraft von 16 726 Euro, die zu Konsumzwecken zur Verfügung steht. Damit liegt die Hansjakobstadt über den Landesdurchschnitt, wo "nur" 15 370 Euro für Konsumzwecke übrig blieben. "In Lahr, wo mein Bruder wohnt, sind es sogar nur 12 720 Euro", sagt Mustermann und fügt an, dass dort die Arbeitslosigkeit ja auch deutlich höher sei als im Kinzigtal.

"Hier ist zwar sicher auch nicht immer alles Gold, was glänzt, aber unter dem Strich geht es uns doch sehr gut", bilanziert Max Mustermann und wendet sich auch schon wieder seinem Hobby zu. "Statistisch gesehen, lese ich eine halbe Stunde pro Tag Statistik. Das ist wohl fast 30 Minuten mehr als der Durchschnittsbürger", sagt er lachend.

Der Schwarzwälder Bote Kinzigtal wird immer samstags und mittwochs in seiner Sommerserie "Das Tal, in dem wir leben" den Blick hinter die Kulissen des alltäglichen Lebens lenken. Berichte, Interviews, Porträts und Reportagen geben überraschende wie spannende Einblicke und vermitteln Wissenswertes.

Heute haben wir das Handy fast immer bei uns. Es ist beim Frühstück so selbstverständlich mit dabei wie beim ersten Date oder in der Badewanne. Doch was heute alltäglich ist, war vor einigen Jahrzehnten höchst selten, umständlich und vor allem teuer. Und besonders im Kinzigtal fordert der stete Wechsel von Berg und Tal der Mobilfunktechnik einiges ab.

Leben ohne Handy

Erich Maier war 45 Jahre lang Förster in Welschensteinach und erinnert sich noch an die 50er-Jahre, in denen es keinen Mobilfunk im Ort gab: "In der alten Bäckerei im Dorf gab es drei oder vier Telefone", sagt der Ortsvorsteher. Dorthin seien dann auch die Hebammen und Ärzte gekommen, um zu telefonieren. Zum Geburtstag habe er dort auch die Telegramme mit den Glückwünschen abgeholt, sagt Maier. Später, als Förster, habe er ein Funktelefon im Wagen gehabt, das er zum Telefonieren dann aufs Dach gestellt habe. "Das war früher ganz umständlich", erinnert er sich.

Rasante Entwicklung

Langsam hielten die Telefone Einzug in die Haushalte. Vom flächendeckenden Mobilfunk kann aber erst ab 1958 die Rede sein, als die Bundespost das A-Netz einführt. Die Empfangsgeräte waren so groß, dass sie meist im Kofferraum platz fanden, das Gespräch musste handvermittelt werden und brach ab, wenn der Funkbereich verlassen wurde. Zudem musste bis zu 245 Mark Nutzungsgebühr zahlen.

Auch das B-Netz kommt nicht über fünfstellige Nutzerzahlen hinaus. Erst das C-Netz, das 1985 in Deutschland offiziell eingeführt wurde, bringt bahnbrechende Neuerungen wie gemeinsame Vorwahlen für Mobilfunkteilnehmer, den problemlosen Wechsel in ein anders Funkgebiet und eine deutlich größere Teilnehmerzahl von rund 850 000. Erst seit der Einführung des "Global System for Mobile Communication" (GSM) im Jahr 1992 wird die Grundlage für die heutigen Mobilfunknetze geschaffen – und die Branche erlebt einen Boom. Die Teilnehmerzahl lag laut Bundesnetzagentur zum Start der GSM-Technik bei 530 000. Bis 2011 stieg die Zahl der Nutzer auf rund 114 Millionen und stagniert dort seitdem. Mit diesem Trend ist das Handy von einem tragbaren Telefon zu einem Lifestyleprodukt geworden, das zu viel mehr dient als der bloßen Kommunikation.

Schleppender Ausbau

Für viele Handynutzer gehört es bei diesem Lebensstil dazu, immer und überall erreichbar zu sein und Daten schnellstmöglich herunterladen zu können – am besten mit 3G und LTE. In den größeren Gemeinden im Kinzigtal ist das kein Problem: Internet und Handynetz sind nahezu überall verfügbar. In den Seitentälern sieht das hingegen ganz anders aus. Fritz Ruf, Hauptamtsleiter in Gutach, macht seinem Ärger über den angepriesenen Breitbandausbau im ländlichen Raum Luft: "Das sind nichts als warme Worte", sagt er. Gutachs Ortskern sei zwar gut versorgt, jenseits der Bahngleise Richtung Hausach sehe es aber eher mau aus. Die schlechte Anbindung sei auch ein Problem für die örtlichen Firmen, sagt Ruf.

Hubertus Kischkewitz, Pressesprecher der Deutschen Telekom, versucht zu erklären: "Die Topografie der Region stellt uns im Festnetz wie im Mobilfunk vor besondere Herausforderungen." Doch gerade im Kinzigtal könnte eine langsame Internetverbindung mit einer neuen Funktechnik beschleunigt werden.

Eine Alternative

Zwar soll bis 2018 ein Großteil der Haushalte im Kinzigtal mit Breitband-Internetzugang ausgestattet sein, "für die übrigen Anschlüsse kommt aus wirtschaftlichen Gründen wahrscheinlich nur eine Versorgung über Mobilfunk in Betracht, da ein kostendeckender Festnetzausbau schlichtweg nicht darstellbar ist", sagt Kischkewitz. Dies gelte für sämtliche Anbieter.

Nach Informationen des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur steht eine schnelle Internetverbindung von 50 Mbit/s oder mehr bereits einigen Haushalten in Wolfach, Hausach und Haslach zur Verfügung. In den kommenden Wochen soll es auch in Gutach weitere Termine mit dem Netzbetreiber geben. Der Bau eines Sendemastens für die 2010 eingeführte Long-Term-Evolution-Technik (LTE) auf dem Moserstein steht im Raum. Ähnliche Mobilfunkmasten wurde laut Kischkewitz bereits in Welschensteinach, Haslach und Wolfach aufgestellt. "Festnetz und Mobilfunk über einen Technologiemix zu betreiben, das ist unser Bestreben", sagt er.

Die Zukunft

Zukünftig könnte die Bündelung der Daten über Festnetz und Funkverbindungen, die für schnelleres Internet sorgen soll, eine Lösung für das Tal sein. Kischkewitz rechnet damit, in wenigen Jahren über diese Technik einen "breitbandigen Anschluss" mit 50 bis 150 Mbit/s anbieten zu können. Erich Maier, Ortsvorsteher von Welschensteinach, zeigt sich mit dem bisherigen Ausbau in seinem Ort zufrieden. "Bei uns liegt Glasfaser bis zur Allmendhalle", sagt er, "für die Hauptwohngebiete ist das eine deutliche Verbesserung." Natürlich gebe es bei Internet und Mobilfunk noch weiße Flecken, sagt er, wie im Niederbach und im Allmend. Hier müsse man den Ausbau noch weiter vorantreiben. "Die Leute wissen aber, wo es nicht funktioniert", meint Maier. Florian Forth