Wilhelm Engelberg (Martin Schwendemann) wusste so manches über Heinrich Hansjakob zu erzählen. Foto: Wölfle Foto: Schwarzwälder-Bote

Hansjakob-Wanderwoche mit gutem Start / Touren mit wechselnden Wanderführern

Von Sybille Wölfle

Haslach. Im stattlichen schwarzen Mantel, kombiniert mit Schlips, Stock und Hut, hat Martin Schwendemann, in der Rolle des ehemaligen Haslacher Stadtrats Wilhelm Engelberg, der ein treuer und enger Freund Heinrich Hansjakobs gewesen ist, am Samstagnachmittag im Freihof die 17. Literarische Wanderwoche eröffnet.

Rund 50 Interessierte lauschten seinen Erzählungen über den Rebell im Priesterrock, denen Schwendemann mit ausdrucksstarker Mimik, Gestik und fesselnder Betonung Ausdruck verlieh.

Hansjakob war ein Querdenker, ein Bauern- und Frauenfeind, ein Antisemit, ein Kirchenkritiker, aber auch ein hervorragender Volksschriftsteller. Der arme Haslacher Bäckerbub, der nicht ganz freiwillig und nur auf Drängen seiner streng gläubigen Großmutter Pfarrer geworden war, hatte ein bewegtes Leben. Beeindruckend umschrieb "Wilhelm Engelberg" die wichtigsten Eckdaten seiner Lebensgeschichte, und eröffnete damit die siebentägige Hansjakob-Wanderwoche, die vom Gastlichen Kinzigtal veranstaltet wird, bravourös.

Im Garten des Freihofs, Hansjakobs Altersruhesitz, lauschten die Besucher eine halbe Stunde lang Schwendemanns Ausführungen. Dann betraten die Teilnehmer die Wohnstätte Hansjakobs, in der der "Hüne mit dem breitkrempigen Hut" bis zu seinem Tod gemeinsam mit seiner Schwester Philippine, die ihn als Pfarrhaushälterin auf allen Stationen seines beruflichen Lebens begleitete, lebte.

Mittlerweile wurde der Freihof zu einem modernen Literatur- und Medienzentrum, in dem das Leben und Wirken Heinrich Hansjakobs lebendig wird, umgestaltet.

Als "Nerventeufeleien" bezeichnete der "Mann der Widersprüche" seine stets widerkehrenden Depressionen, die Krankheit, die Hansjakob Zeit seines Lebens begleitet hat. Nach der ausführlichen Besichtigung aller Räume wie zum Beispiel Bibliothek, Schlafgemach oder Kapelle ging’s dann zu Fuß in Richtung Städtle. Beim alten Gartenhäuschen von Hansjakobs Großvater endete der Nachmittag mit einem guten Gläschen Wein und einem leckeren Stück Hefezopf.

Am Sonntag ging die Tour von der Heidburg über den aussichtsreichen Flachenberg, die Fleischdielte und über den Bannstein in Richtung Hofstetten, wo man Hansjakobs Grabkapelle "Mariä Ruh" besuchte. Erstmals werden die Wanderungen nicht von Alois Krafczyk, der passen muss, geführt, sondern von wechselnden Wanderführern.