Das Gutachtal von Hornberg aus gesehen, war Anfang des elften Jahrhunderts noch ein geschlossener Urwald. Foto: Gräff

Planmäßige Besiedlung des Gutachtals begann kurz vor 1100. Händler wollten kürzeren Weg in Rheinebene.

Gutachtal - Das Mittlere Kinzigtal als "wirrer Urwald"? So wird das Gebiet in frühgeschichtlicher Zeit beschrieben. Es war auf jeden Fall Schwerstarbeit, diese unbewirtschaftete Waldwüste zu einem Handelsweg umzuwandeln. Dies wird am Beispiel des Gutachtals deutlich.

Die schweizerischen und oberschwäbischen großen Handelshäuser sowie die Städte Konstanz und Villingen baten Anfang des elften Jahrhunderts den deutschen König Heinrich IV, ihnen zu einer schnelleren Verbindung mit den Partnerstädten am Rhein durch Verkürzung des Handelswegs zu verhelfen.

"Über das Gutachtal ist der Handelsweg bedeutend kürzer als der große Umweg über Rottweil", argumentierten die Bittsteller damals. Der König folgte den Argumenten.

"Die planmäßige Besiedlung des Gutachtals begann kurz vor 1100. Adalbert von Ellerbach – heute Erbach an der Donau – bekam 1083 von König Heinrich IV. das Gutachtal von der Quelle bis zur Mündung als Reichslehen", berichtet der Gutacher Ansgar Barth zu den Anfängen. Adalbert war vermutlich einer der Umgründer des aus dem Schwäbischen hierher versetzten Klosters St. Georgen und stand von Anfang an in enger Verbindung mit dieser Abtei.

Deren Geschichte begann im Frühjahr und Sommer 1084 und der Weihe der Klosterkapelle am 24. Juni 1085. Auch mit den anderen "Rodungsklöstern" im Schwarzwald verkehrte er lebhaft, um sich deren Erfahrungen in der Waldrodung nutzbar zu machen. Eine Urkunde vom 1. August 1093 beweist zudem, dass Adalbert von Ellerbach auch einer der Umgründer des aus dem Schwäbische hierher versetzen Klosters St. Peter/Schwarzwald war.

Es dauerte es noch lange, bis die ersten Händler durch das Tal ziehen konnten. In Gemeinschaftsarbeit musste zunächst das Urwaldgebiet gerodet werden. Die Rodungsgemeinschaften standen unter einem erfahrenen Meister, dessen Name dann oft in den neu entstehenden Siedlungen verewigt wurde.

Beispiele sind Bertelsbach, Immelsbach, oder Gremmelsbach. Zunächst wurde die Siedlung Gremmelsbach angelegt und um 1100 etwas unterhalb des Rappenfelsens auf 762 Metern Höhe eine Fläche für den Bau einer Burg, der Burg Althornberg, eingeebnet.

Es hat Generationen gedauert, bis das Gutachtal soweit gerodet war, dass sich Menschen dort ansiedeln konnten. "Das war eine Heidenarbeit der früheren Generationen, aus einem urwaldähnlichen Tal ein Nutzland zu machen", fasst Ansgar Barth die Ereignisse von damals zusammen.

Erst dann wurden Parzellen von etwa 20 Hektar Größe als erbliche Lehengüter vergeben. Die ersten einfachen Häuser standen aus Hochwassergründen an den langsam ansteigenden Hängen. Die mächtigen Schwarzwaldhöfe, das Gutacher Bauernhaus, entstanden seit dem 16. Jahrhundert.

Als erstes Gotteshaus im Gutachtal wurde die St. Peterskirche in Gutach gebaut. Sie wurde im Jahr 1275 erstmals erwähnt. "Sie war - wie oft in Schwarzwaldtälern - eine Talausgangs-Kirche", erläutert Ansgar Barth. Neben dieser Kirche richteten die Herren von Hornberg, wie sich die Ellerbacher nun nannten, einen herrschaftlichen Fronhof ein, aus dem später das "Stabswirtshaus zur Linden" wurde. Dort fanden bis 1836 die Rats- und Bügerversammlungen statt.

Nicht nur von den angesiedelten Menschen, sondern auch von dem zu erwartenden Durchgangsverkehr auf der neuen Handelsstraße sollten die Herren von Hornberg ihr Einkommen beziehen. Den neuen Handelsweg legten sie am Ende des elften Jahrhunderts an und errichteten als Kontroll- und Zollstationen in Gutach-Turm und im Schwanenbach kleine Burgen. Er zog sich bis auf die Höhe des Windkapfs und von dort hinab nach Krummen-Schiltach und wurde die Lebensader der neu erschlossenen Gutachlandschaft.

Von Hausach führte der Weg über Gutach-Turm durch das Gutachtal nach Hornberg und von dort durch das Schwanenbachtal auf die Höhe Richtung St. Georgen und Villingen.

Um das Jahr 1200 erfolgte die Teilung des Herrschaftsgebietes der Herren von Hornberg. Aus dem südlichen Teil wird später das Amt Triberg, aus dem nördlichen das Amt Hornberg. Im Kloster St. Georgen fanden die ersten Hornberger ihre Ruhestätte, darunter Adalbert von Ellerbach, der 1121 in Mainz umkam. Häuser aus der Besiedlungszeit sind heute nicht mehr vorhanden.

Der älteste noch erhaltene Hof im Tal ist der 1580 erbaute Oberbauernhof. 1383 wurde nicht nur die Turmburg bei der Gutachmündung – daher der Name "Am Turm" – zerstört, sondern auch viele Häuser im Gutachtal und in Hornberg. Dieser Kriegszug war mit ein Grund für den Niedergang der Herren von Hornberg, die bis 1450 ihren gesamten Besitz an die Württemberger verkauften.

So wurde Hornberg später zum Sitz des württembergischen Obervogts am Schwarzwald. "Als Herzog Ulrich von Württemberg 1534 in seinem Lande die Reformation einführte, wurde auch das Amt Hornberg evangelisch, während das vorderöstereichische Triberg katholisch blieb", so Ansgar Barth.