Die Teilnehmer möchten die Brauchstumsrunde weiterhin in Haslach fortsetzen. Foto: Krafczyk Foto: Schwarzwälder-Bote

Volkskunde: Bei der Haslacher Brauchtumsrunde diskutieren Teilnehmer über regionale Traditionen

Ein kleiner Kreis von Volkskundlern und am Brauchtum Interessierten trifft sich seit 1984 in Haslach. Nun kam die Haslacher Runde wieder im Kapuzinerkloster zusammen. Mit dabei war der Schweizer Volkskundler Werner Röllin.

Haslach. Zu den Vorträgen zählten unter anderem "Emotionen im Volksfest – Gefühle gestern und heute" vom ZDF-Journalisten Günter Schenk oder der Beitrag "Mit Blodere, Schere, Farreschwonz, goht er zum wilde Narredonz – Erscheinungsformen der Elzacher Fasnet" von den Elzacher Fasnetexperten Bernd Fackler und Philipp Burger.

In einem sehr fundierten Beitrag befasste sich Günter Schenk mit einem Thema, das seiner Meinung nach bisher zu kurz gekommen sei: Feste und Feiern. Diese haben, so Schenk, zumindest einmal im Jahr die Aufgabe, dem Menschen vor Augen zu führen, dass er nicht nur ein Wesen mit Verstand, sondern auch mit Gefühlen ist. Das spüre man laut Schenk gerade heute, wo die Zahl der Feste und sogenannter "Events" immer größer wird.

Die Fastnacht bezeichnete der Referent als ein Musterbeispiel "kanalisierter Emotionen", erwachsen aus der wirtschaftlichen Notwendigkeit und bedingt durch die österliche Fastenzeit, die ab Aschermittwoch bestimmte Lebensmittel nicht mehr erlaubt hatte. Die Folge war laut Schenk ein "großes Fressen und Saufen" zur Fastnacht, also die emotionale und exzessive Befriedigung von Hunger und Durst. Mit der Aufklärung kam schließlich ein ganz neuer Festtyp auf, das Volksfest, wie das heutige Münchner Oktoberfest.

In der anschließenden Diskussion ging es um die Berichterstattung der Medien bei Festen und Umzügen. Dabei kritisierten die Teilnehmer der Brauchtumsrunde, dass das Fernsehen oft nicht nur einen Brauch behindere, sondern auch noch negativ beeinflusse. Von den Behörden erwarte man Unterstützung im Bewahren der überlieferten Bräuche. In den Narrenzünften sollten sich über den Sinn der Fastnacht und der Maskierung im Klaren sein und diesen auch weiter vermitteln, denn Fastnacht dürfe nicht zu einem rein kommerziellen Fest verkommen.

Bernd Fackler, langjähriger Elzacher Zunftmeister, und Philipp Burger berichteten über die Elzacher Fasnet. Die Geschichte, die Vielfalt der Masken und der Ablauf wurden lebendig vorgetragen und die Elzacher dazu ermuntert, an der alten und bewährten Tradition festzuhalten.

Der Vizedirektor des Basler Museums der Kulturen, Dominik Wunderlin, referierte über die Basler Fastnacht, die gegenüber den anderen Fastnachten einen Sonderstatus einnehme und eine ganze Stadt begeistert. Eine gelebte Fastnacht, die eigentlich keine Medien und Touristen brauche.

Ursula Hülse vom Bund "Heimat und Volksleben" rief dazu auf, dass Trachtenverbände und Narrenzünfte gemeinsam gegen Unsitten und Auswüchse vorgehen und dazu Stellung beziehen sollten, denn es gelte wertvolles Kulturgut zu bewahren.

Die Brauchstumsrunde möchte weiterhin den Gedankenaustausch fortsetzen, darüber waren sich alle am Ende des Treffens einig.