Das jüdische Glaubensbekenntnis "Schema jissrael" sang Rabbiner Moshe Navon mit seiner Frau Miriam und Sohn Elija (oben links). Die Haslacher Türkisch-Islamische Gemeinde (DiTiB) hat eigens für das Konzert einen Projektchor gegründet (oben rechts). Der evangelische und katholische Kirchenchor Haslach sang gemeinsam mit dem Adoramuschor und der Schola. Fotos: Störr Foto: Schwarzwälder-Bote

Juden, Muslime und Christen singen in der voll besetzten Haslacher Stadtkirche "St. Arbogast" ihre Lieder

Von Christine Störr

Haslach. Das erste religionsübergreifende Konzert ist in Haslach zu einem außergewöhnlich großen Erfolg geworden. Das Christentum, der Islam und das Judentum begegneten sich zwei Stunden auf musikalischer Ebene, der lange anhaltende Schlussapplaus sagte dann eigentlich alles.

In der Stadtkirche "St. Arbogast" waren nur noch ganz wenige Plätze frei, als sich Pfarrer Helmut Steidel in seiner Begrüßung "sprachlos über diesen erfreulich großen Anklang" zeigte.

Pfarrer Hans-Michael Uhl führte durch das Programm und blickte auf den Anfang des einzigartigen musikalischen Trialoges zurück. "Wenn wir auf die weltweiten Konstellationen sehen, dann ist das, was heute hier geschieht, sehr außergewöhnlich und mutig." Sowohl die jüdische, die christliche und die muslimische Tradition seien eher zurückhaltend, was die Musik im Gottesdienst betreffe. In keiner der drei Religionen sollte zu Beginn weltliche Musik erklingen. Andererseits habe das Wort Gottes in besonders festlicher Weise intoniert werden sollen. Deshalb sei ursprünglich der gesungene Vortrag der Heiligen Schrift die einzige "Musik" in den monotheistischen Religionen gewesen. "Die Worte sollten durch den Gesang erhöht werden", erklärte Uhl.

In der orthodoxen jüdischen Tradition sei das noch heute so, aber unter dem Einfluss der christlichen Kirchenmusik sei auch Chormusik für die Synagoge entstanden. Diese wird in liberalen jüdischen Gemeinden zum Teil auch mit Orgelmusik gesungen, wie Rabbiner Moshe Navon mit seiner Frau Miriam und Sohn Elija eindrucksvoll bewies. Er sang das jüdische Glaubensbekenntnis "Schema jissrael" in einer Kantillation, wie das auch in der Synagoge üblich ist und setze damit erste Akzente des Abends.

Der Offenburger Kammerchor sang unter der Leitung von Reinhard Bäder ergänzend das "Hallel", dessen Text aus Versen des Psalm 118 besteht.

In der katholischen Kirche habe bis zum zweiten Vatikanischen Konzil der gregorianische Gesang als Maß aller Dinge gegolten, doch die Reformation habe grundsätzlich mit dieser Tradition gebrochen, erklärte Pfarrer Uhl. Nach Luthers Vorstellung sollte die ganze Gemeinde singen und Gott loben; nach und nach seien dann Instrumente in die Kirche eingezogen. "Heute ist das gemeinsame Singen und Musizieren geistlicher Musik eine Selbstverständlichkeit." Das bewies der evangelische Kirchenchor unter der Leitung von Winfried Erb, der katholische Kirchenchor unter der Leitung von Bernhard Mußler, der Adoramuschor und die Schola in Einzel- und Gemeinschaftsauftritten.

Auch der Islam verstehe sich als Wortreligion, "eher asketisch und zurückhaltend in weltlichen Dingen", sagte Uhl. Der Korantext werde kunstvoll gesungen, Instrumente hätten in der Moschee keinen Platz. Und doch werde bei besonderen Anlässen und religiösen Festen gesungen, wenn sich die orientalische Musik auch sehr unterscheide. Für die Musik der Religionen war ein Projektchor der Kinzigtal-Moschee gegründet worden, der die einzelnen Töne in charakteristischer Weise modulierte, einzelne Tonstufen auflöste und die Töne "verschleifte". Es war "unvertraute" Musik in der Haslacher Kirche, fremd und doch Gebet und Lob Gottes im Gesang.

Im gemeinsamen Kanon sangen am Ende die Chöre und Besucher den Psalm 133, in hebräischer, türkischer und deutscher Sprache.