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Ehemaliger Sparkassenchef Mathias Wangler aus Haslach schafft finanzielle Bildung in Asien

Die rote Fliege und das rote Einstecktuch waren jahrzehntelang sein Markenzeichen im Kinzigtal. Jetzt trägt Mathias Wangler sie, allerdings weltweit und als Experte im Auftrag der "Sparkassenstiftung für internationale Kooperation".

Haslach. Dreh- und Angelpunkt seiner Aktivitäten ist Mathias Wanglers Büro in der Haslacher Engelstraße. Dort bereitet er seine internationalen Einsätze vor, erarbeitet Konzepte und Vorträge, pflegt Kontakte und studiert wirtschaftliche Entwicklungen sowie kulturelle Hintergründe seiner Einsatzländer.

Die eigentliche Arbeit wartet dann in Asien, bisher in Kirgisistan, Tadschikistan, Turkmenistan und Vietnam auf ihn. Dort müssen vor allem das Sparwesen für Privatleute mit entsprechenden Bankangeboten entwickelt und parallel eine entsprechende ökonomische Bildung der Menschen geschaffen werden. Nach Wanglers Rückkehr ins Kinzigtal heißt es dann, die Erkenntnisse und Erfahrungen in einem umfangreichen Bericht darzulegen und Empfehlungen für Künftiges auszuarbeiten. Als Experte der deutschen Sparkassengruppe arbeitet er freiberuflich und wird projektbezogen engagiert.

"Als meine Sparkassenzeit in Haslach zu Ende ging, war für mich früh klar, in welche Richtung es weiter gehen soll", erzählt Wangler gegenüber dem SchwaBo. 25 Jahre lang habe er an der Sparkassenakademie in Baden-Württemberg Schulungen und Vorträge als Dozent zu den unterschiedlichsten Fachthemen gehalten. Schon Ende der 1990er-Jahre sei er für die Deutsche Sparkassenstiftung tätig gewesen. "Damals durfte ich mehrfach vor jeweils 60 Besuchern aus Russland und der Ukraine Vorträge halten, das waren alles hochrangige Banker", erinnert sich der ehemalige Chef der Sparkasse Haslach-Zell zurück

Bei seiner jetzigen Tätigkeit sei "die Erfahrung aus der Dozententätigkeit ganz wichtig, das Thema Bildungswesen besonders wertvoll und die Lebenserfahrung unbezahlbar", resümiert Wangler. Denn Fachwissen alleine reiche für die Tätigkeit nicht aus. Wer für die Sparkassenstiftung tätig sei, wäre gleichzeitig ein Stück weit auch Aushängeschild für Deutschland. "Deswegen sind besondere Empathie, Sensibilität und Flexibilität unabdingbar", erklärt Wangler.

Haslacher bringt kofferweise Erfahrungen und Wissen mit

Viele Begegnungen laufen auf hoher staatlicher Ebene ab, Projekte würden oft vom Bund unterstützt und das Einfügen als Gast in das dortige System wäre notwendig. "Ich habe, bildlich gesprochen, kofferweise Erfahrungen und Wissen dabei, allerdings werden die Koffer nur situativ geöffnet", zieht Wangler einen Vergleich. Das deutsche Bankensystem lasse sich nicht einfach kopieren, aber das Wissen könne darum – aufbauend auf die Gegebenheiten vor Ort – angewandt und, so der Haslacher, eingebracht werden.

"Dafür ist es wichtig, sich auf das jeweilige Land einzulassen und mit Haut und Haaren dort zu leben", weiß der 58-Jährige aus Erfahrung. Deshalb lebe er bei seinen Auslandsaufenthalten nicht nur in der geschützten Hotelumgebung, sondern besuche Restaurants, gehe zum Markt, kaufe in der Stadt ein oder besuche Museen. "Wenn ich mitreden will, muss ich Vertrauen gewinnen und authentisch sein", ist sich Wangler sicher. Er knüpfe gerne Kontakte in der jeweiligen Bevölkerung.

Im September und Oktober 2015 sei der Haslacher das erste Mal in Kirgisistan gewesen, mittlerweile seien drei Einsätze daraus geworden, daneben habe er Tadschikistan, Turkmenistan und Vietnam besucht. In den beiden letztgenannten Staaten unterstützt Wangler gerade die erstmalige Einführung eines "Weltspartags". Dazu wartet im Oktober ein weiterer Einsatz im westlichen Turkmenistan in der Stadt Turkmenbashi am Kaspischen Meer auf ihn. "Im Kopf bin ich immer schon in diesen Ländern, im Moment bin ich nur körperlich beziehungsweise biologisch im Kinzigtal", überlegt Wangler und lacht.

Derzeit sei er an der Entwicklung einer Spardose mit einem nationalen Symbol dran, denn die Entwicklung einer "Sparkultur" sei eines der obersten Ziele. "Die Banken vor Ort sind oft groß, sie operieren staatlich und eher für die Oberschicht sowie auch international. Aber insbesondere die Menschen auf dem Land haben kaum Zugang", erklärt Wangler.

In den meisten von ihm besuchten Staaten befinde sich der weit überwiegende Anteil des Gelds nicht bei den Banken, sondern werde von der Bevölkerung zu Hause aufbewahrt. "Deshalb halten wir Vorträge an Schulen zur Verbesserung der finanziellen Bildung und entwickeln auch neue Unterrichtsmaterialien für Lehrer als Multiplikatoren", berichtet Wangler aus den Arbeit der "Sparkassenstiftung für internationale Kooperation".

So greife die Beratung und Unterstützung auf dem Finanzsektor Hand in Hand mit Maßnahmen im Bildungsbereich und die Banken dienen für die Menschen quasi als "Mittel zum Zweck". "Über die finanzielle Bildung und das Ansparen von privaten Geldern sollen Kreditvergaben an kleine und mittlere Unternehmen möglich und damit die Wirtschaft angekurbelt werden", umreißt Wangler den Anspruch. Denn in allen Einsatzländern sei die Wirtschaftsleistung pro Kopf der Bevölkerung extrem niedrig.

Eine große und positive Besonderheit habe der Haslacher in Vietnam erlebt, wo die Frauen-Union – der fast alle Vietnamesinnen angehören – nach diesem Prinzip Spargelder der Frauen sammeln und wieder ausleihen würden. Und noch eines habe bei seinen Reisen durch Asien positiv überrascht: Jedes servierte Getränk wird in einem kalten Glas aus dem Kühlschrank eingeschenkt. Das ist doch eigentlich eine gute Idee – gerade bei den derzeit hochsommerlichen Temperaturen im Kinzigtal.