"Wenn wir eine Podiumsdiskussion zum Thema Sterben veranstalten würden, da würde kein Mensch kommen", sagen die Sterbebegleiter. Das Figurentheaterstück "Gevatter Tod" mit Christel Johanna Witte soll helfen, dem Thema das Tabu zu nehmen und Berührungsängst zu lindern. Foto: Holz

Thema Sterben und Tod ist für viele ein Tabu . "Netzwerk Palliativcare und Hospiz" will sterbenden Menschen und Angehörigen helfen.  

Haslach - Kann Sterben mit Scham verbunden sein? Das Bedürfnis nach Hilfe beim Sterben, nach Begleitung und Trost kann es. Die Mitarbeiterinnen, die im Kinzigtal in der Sterbebegleitung tätig sind, können vielfach davon berichten.

Damit schwer kranke und sterbende Menschen und ihre Angehörigen ohne Scham und Scheu Hilfe annehmen, versuchen sie, diese Hemmungen abzubauen und dem Thema sein Tabu etwas zu nehmen. Im Kinzigtal gibt es seit einigen Jahren das "Netzwerk Palliativcare und Hospiz", zu dem sich Einrichtungen unter dem Dach der Caritas zusammengetan haben. Die Menschen im Tal nehmen die angebotene Hilfe an – nach den Erfahrungen der Beteiligten aber noch nicht genug. Dies wollen die Mitarbeiterinnen des Netzwerks ändern.

Jetzt haben sich die Beteiligten getroffen, um über ihre Arbeit zu informieren. Darüber, dass das Sterben zum Leben und aus der Tabu-Ecke verbannt gehört. Darüber, dass es keine Schande ist, sich unbürokratisch Unterstützung zu holen, wenn die häusliche Pflege eines todkranken Menschen die Kräfte der Angehörigen übersteigt. Und darüber, dass Sterbebegleitung durch Fachkräfte und Ehrenamtliche auch in Einrichtungen möglich ist – dort bilden sie eine Stütze für die Pflegerinnen und Pfleger, die mit der reinen Pflege der Patienten oft mehr als ausgelastet sind.

Heraus kam auch, dass das Thema Sterben und Tod für viele Menschen nach wie vor ein Tabu ist, "und daran möchten wir etwas ändern", sagt Dorothea Brust-Etzel, die das Netzwerk im Namen der Caritas Haslach koordiniert.

Mit dabei waren Carmen Weber, stellvertretende Pflegedienstleitung im Haslacher Alfred-Behr-Haus, Adelheid Wagner, Mechthilde Neumaier und Anne Vetter, alle seit 25 Jahren ehrenamtliche Mitarbeiterinnen beim Hospizdienst der Caritas, zudem Barbara Plaasch, Pflegedienstleitung der Sozialstation Kinzig- und Gutachtal, Christine Maier, Palliativ-Pflegefachkraft im Alfred-Behr-Haus sowie Birgit Stein, Pflegedienstleitung der kirchlichen Sozialstation St.Raphael in Zell.

Rund zwei Dutzend Ehrenamtliche arbeiten im Kinzigtal in der Sterbebegleitung im Auftrag der Caritas. Zu ihren Aufgaben gehört auch die Beratung von Angehörigen, denn die seien oft alleine und haben es oft besonders schwer. "Wir sind auch da, damit Angehörige auch mal raus können, mal nicht zuständig sind und wissen, da ist jemand, dem ich vertrauen kann", sagt Dorothea Brust-Etzel.

Im Netzwerk ist nach Angaben der Verantwortlichen jeder willkommen, der in der Sterbebegleitung ehrenamtlich tätig werden möchte. Voraussetzung ist laut der Koordinatorin einzig, dass die Interessierten sich bereits mit dem Thema Sterben und Tod auseinandergesetzt haben. An Vorerfahrungen und erlerntem Beruf werde dann auch festgemacht, wie viele Kursstunden die Ehrenamtlichen im Vorfeld leisten, etwa vier Wochenenden müssten Interessierte einplanen.

Dass diese Aufgabe auch im Hinblick auf die stetig älter werdende Gesellschaft immer wichtiger werde, betont auch Christine Maier: "Die Gewissheit, ich bin nicht alleingelassen, auch im Sterben nicht – das ist schön."

Und wenn sie selbst einmal Hilfe brauchen, weil die Tätigkeit auch belastend sein kann und man manchmal auch selbst nicht weiterweiß? "Dann bieten wir Supervision und Gespräche an", sagt die Koordinatorin.

Weitere Informationen: Am Dienstag, 27. Oktober, zeigt das Netzwerk Palliativecare und Hospiz gemeinsam mit dem Bildungswerk Wolfach das Stück "Gevatter Tod" des Rock-Figurentheaters mit Christel Johanna Witte in Hausach, Pfarrsaal, in der Klosterstraße. Beginn ist um 20 Uhr.