Gruppenleiterin Victorienne Ouraga wird den Ball gleich zu einem Teilnehmer oder einen Ehrenamtlichen werfen. Foto: Reutter Foto: Schwarzwälder-Bote

Wöchentliches Angebot für Demenzkranke von der Caritas

Von Lars Reutter

Haslach. Die Betreuungsgruppe für demenziell erkrankte Menschen trifft sich jeden Dienstag von 14 bis 17 Uhr im Caritashaus Haslach. So auch gestern, wo bei Aktivierungsspielen, Heubädern für die Hände und einem abschließenden gemeinsamen Vesper gute Stimmung herrschte.

"Wie geht’s dir", fragt eine Teilnehmerin im Stuhlkreis ihren Nebensitzer. "Ja, muss ja", antwortet der. Als eine Frau im Rollstuhl kommt, wird sie freudig begrüßt, da sie lange gefehlt hatte. Später wird zur Aktivierung ein Ball hin und her geworfen und dann auch zugekickt. "Früher habe ich selbst gespielt", erinnert sich ein Teilnehmer. "Jetzt schaust du doch sicher die WM-Spiele", sagt Gruppenleiterin Victorienne Ouraga. "Ja, klar", lässt er daran keinen Zweifel aufkommen.

Alles also eigentlich, wie bei einem ganz normalen Treffen alter Freunde. Alle außer Ouraga und ihren ehrenamtlichen Helferinnen haben aber Demenz.

"Von außen denkt man zuerst, den Leuten fehlt doch gar nichts", sagt Frank Schönwetter von der Caritas. Tatsächlich sei der tagtägliche Umgang mit Demenzkranken aber ein meist hochanstrengender 24-Stunden-Job. "Wir wollen daher die Angehörigen an einem Nachmittag entlasten", nennt er einen Grund für das Betreuungsangebot, das seit März besteht. So hätten diese auch mal wieder Zeit für sich. Natürliche geht es aber auch um die Erkrankten selbst, bei denen die Demenz noch nicht so schlimm ist, dass sie nicht noch Zuhause gepflegt werden könnten.

Die Erkrankten können von den Angehörigen einfach zum Reinschnuppern gebracht werden. So könne man dann sehen, ob es für sie passt, meint Ouraga. Anfangs bekommen die Neuankömmlinge auch oft Einzelbetreuung, in der beispielsweise dann spazierengegangen wird. "Die an Demenz Erkrankten ziehen sich oft zurück und meiden soziale Kontakte", erklärt Schönwetter, warum die Teilnehmer teilweise erst an die Gruppe gewöhnt werden müssen. Eine solche Einzelbetreuung ist dank insgesamt sieben ehrenamtlicher Helferinnen, die sich bei den Treffen abwechseln, möglich. Alle von ihnen sind ausgebildete Demenzbetreuerinnen und erhalten für ihre Dienste eine Aufwandsentschädigung und Fortbildungen – und natürlich das unbezahlbare Lachen der Teilnehmer. Denn gelacht wird in der Gruppe viel.

"Lustig war es auch, als wir gemeinsam Mai-Bowle getrunken haben", erinnert sich Ouraga. Generell möchte sie die Teilnehmer dort "abholen, wo sie herkommen". So werden die Themen der Treffen entlang des Kirchenkalenders gewählt, den in der ländlichen Region alle von früher kennen. Zudem wird beispielsweise auch mal gemeinsam gekocht oder gebacken, wenn von den Angehörigen oder den Erkrankten selbst ein Hinweis kommt, dass sie das früher gerne gemacht haben.

Kosten entstehen laut Ouraga übrigens keine, da die Pflegekasse diese erstatte, und Kapazitäten für Neuzugänge sind vorhanden. Das sind also keine Hindernisgründe für Neuanmeldungen. Auch müssen die Teilnehmer nicht gebracht und abgeholt werden, da ein Fahrdienst durch die Caritas besteht. Eine weitere Demenzgruppe gibt es bereits in Zell und in Wolfach ist eine geplant. Für diese werden noch Ehrenamtliche gesucht.

Weitere Informationen: Victorienne Ouraga, Telefon 07832/999552555 (Dienstag und Mittwoch) oder E-Mail victorienne.ouraga@caritas-kinzigtal.de