Zwei Haslacher haben Feuerwehrkameraden in Weißrussland besucht / Deutsche und ihre Produkte hoch angesehen

Von Lars Reutter

Haslach/Minsk. "Weißrussland ist eine Reise wert" – eine Aussage, die sicher nicht jeder teilt. Den beiden Haslachern Arno Jacobs und Andreas Gutmann hat der Trip nach Osteuropa aber so gut gefallen, dass sie ihn sofort wiederholen würden.

Zu der Reise in das von Kritikern als "letzte Diktatur Europas" bezeichnete Land kam es über die Haslacher Firma Bebusch. Diese gehört zur "GM Tec"-Gruppe zu der auch Minavto gehört. An das weißrussische Unternehmen hatte die örtliche Feuerwehr den Wunsch herangetragen, dass doch Kameraden aus Deutschland zum Gedenktag von Sankt Florian anreisen sollten. "In Weißrussland sind Feuerwehrmänner ganz hoch angesehen", sagt Alexandra Himmelspach von Bebusch, die mit Arno Jacobs und Andreas Gutmann schließlich zwei Interessierte fand.

Für die beiden Haslacher organisierte sie natürlich auch die von ihrer Firma finanzierten Reise. So zum Beispiel die Beantragung des Visums. "Die möchten wirklich alles wissen – wenn man eine Frau hat, auch alles von der", weiß sie auch aus ihrer Erfahrung von früheren Geschäftsreisen.

Als Deutscher sei man in Weißrussland aber dann ein gern gesehener Gast, schließlich habe man schon allein durch den Wechselkurs die "Taschen voller Geld". Nach ihrer Reise berichteten ihr die beiden Feuerwehmänner, die extra in ihrer Ausgehuniform angereist waren, wie es ihnen vor Ort ergangen war. In Weißrussland hatten sie sich mit Händen und Füßen und auf Russisch verständigt, da Jacobs Grundkenntnisse von vorherigen Besuchen in Russland besitzt.

Gutmann und Jacobs lernten vor Ort zuerst das örtliche Feuerwehrteam kennen. Begleitet von einem weißrussischen Fahrer standen auch Besuche von Schlössern an. So konnten sie sich – soweit dies in einer Diktatur möglich ist – bedingt frei bewegen. Was nicht gern gesehen wurde, war, als sie sich bei Besuchen der Feuerwehreinrichtungen mit den einfachen Leuten unterhalten wollten. "Da wird dann darauf geachtet, dass nichts Falsches gesagt wird", sagt Himmelspach.

Die Haslacher waren beeindruckt von der Weite des Landes, die eine logistische Meisterleistung der Feuerwehr erfordert. Erste Einblicke in den Alltag ihrer Kollegen bekamen sie beim Besuch der Stadt Polozk, wo sie die dortige Feuerwehrwache besichtigten. Dort erfuhren sie, dass alle Wehrleute hauptberuflich angestellt sind. "Ein freiwilliges Amt wie in Deutschland war für die dortigen Kollegen unvorstellbar", erzählen sie. Der Verdienst als Feuerwehrmann sei aber nicht gerade üppig, so bekommt ein Feuerwehroffizier zwischen 200 und 250 Dollar im Monat. Das Preisniveau der Lebensmittel sei aber analog zu Deutschland. Die Ausrüstung, mit der die Wehrleute zu Recht kommen müssen, muten für deutsche Verhältnisse wie "prähistorische Museumsstücke an".

Dafür haben die Weißrussen in ihrer staatlichen Feuerwehrschule ein riesiges Übungsgelände mit Simulatoren auch für den praktischen Einsatz. Allerdings sei die Kleidung entweder viel zu groß oder viel zu klein, aber nie passgerecht. Die Helme seien sogar aus Thermoplast, was bei Temperaturen über 100 Grad schmilzt.

Ihre weißrussischen Kollegen hatten starkes Interesse an den aktuellen deutschen Standards. "Made in Germany ist dort generell hoch angesehen", weiß Himmelspach. Teilweise sei dann aber bei den Weißrussen ein deutliches Schamgefühl über die ihnen zu Verfügung stehenden Mittel zu spüren gewesen. Trotzdem ist der Standard im Vergleich zu anderen osteuropäischen Ländern beachtlich hoch, meint Jacobs. Zur Unfallrettung besitzen alle Wachen beispielsweise hydraulisches Rettungsgerät.

Auf dem Programm stand auch ein Besuch der staatlichen Raffinerie Naftan. Auf einem Areal von sieben mal zehn Kilometer sind sage und schreibe fünf Feuerwehwachen installiert. Zur Erholung der Angestellten gibt es dort auch "Wochenendsiedlungen" mit hohem Freizeitwert (See mit Booten, Saunen, Grillplätze). Dort lernten die Haslacher auch einen weißrussischen Künstler kennen, der seinen Lebensunterhalt als Feuerwehrmann verdienen muss. Sein größter Wunsch ist ein Besuch in Deutschland. Als Ausgleich und zum Ausleben seiner Passion verschönert er seine Wache mit großen Feuerwehrmotiven. "Die Gastfreundschaft ist extrem hoch", so Jacobs und Gutmann. Die weißrussischen Kollegen würden ihnen auch gern einen Gegenbesuch abstatten. Aus finanziellen Gründen ist dies aber eher unwahrscheinlich.