Die Gruppe machte sich auch Gedanken darüber, was ist, wenn keine Mahlzeit auf den Tisch steht. Foto: TV Haslach

Formation des TV Haslach nimmt mit gesellschafts-kritischer Performance beim Deutschland-Cup teil.

Haslach - Die Formation "New Generation" des TV Haslach startet am Wochenende mit einem gesellschaftskritischem Thema beim Deutschland-Cup in Haslach. Dies teilt Vorsitzender Christopher Ast mit.

Nach einem Jahr Wettkampfpause meldete sich "New Generation" im Frühjahr auf dem Landesturnfest in Freiburg bravurös zurück. Mit 18,65 Punkten waren sie mit großem Abstand die beste Tanzgruppe Badens in der Altersklasse 18 Jahre und älter und konnten sich somit für den Deutschland-Cup Dance am 20. und 21. September in Haslach qualifizieren. Sie überzeugten das Kampfgericht und die Zuschauer mit ihrer ergreifenden Choreografie "Mahlzeit?!".

"Ich konnte die Tränen nicht zurückhalten", sagte eine Kampfrichterin nach dem Auftritt der Haslacher beim Qualifikationswettkampf in Freiburg. Emotionen wecken, auf das Thema aufmerksam machen und das Publikum aufrütteln – dies war Ellen Winklers Anspruch beim Entwickeln dieser Choreografie, die sich mit dem Thema Nahrung und seinen Folgen auseinander setzt.

Ihr Examensstück für die Prüfung zur DTB-Choreografin im vergangenen Jahr trug ebenfalls den Titel "Mahlzeit!?". Die Aufführung dieses Stücks war so erfolgreich, dass sich die Gruppe mit ihrer Trainerin vergangenen Herbst, auf der Suche nach einem geeigneten Thema für Wettkämpfe der "New Generation", schnell einig war, dass sie an diesem Thema weiter arbeiten und es zu einen Wettkampftanz umgestalten wollten. Aufgrund der Arbeit am Examensstück im vergangenen Jahr steckten die Tänzerinnen schon sehr tief in der Thematik, was ein großer Vorteil bei der Umstellung der Choreografie war.

Die Thematik ist folgende: Die Nahrungszubereitung und das Essen an einem reich gedeckten Tisch in geselliger Runde kann wunderschön und erfüllend sein. Doch was, wenn der richtige Umgang mit dem Überangebot an Nahrung verloren geht und krank macht oder Nahrung, ein Grundbedürfnis, völlig fehlt und Menschen Hunger leiden müssen?

Die Bewegungen zur Sequenz "Hunger" erarbeiteten die Tänzerinnen an Hand von Bildmaterial. Nach Betrachtung einzelner Fotos aus Afrika, die beispielsweise lange Menschenschlangen vor Essensausgaben oder hungernde und weinende Kinder im Staub sitzend zeigten, sammelte die Gruppe Begriffe, die ihnen zu den Bildern einfielen. Genannt wurden beispielsweise "Hitze", "Staub", "flehen" und "Erschöpfung", Diese Begriffe wurden dann tänzerisch umgesetzt und zur Filmmusik "Hunger" von Hans Zimmer zu einer Bewegungsfolge verbunden.

Die Freude am Kochen, Essen und der Geselligkeit war für die Gruppe weit einfacher umzusetzen. In den zehn Jahren, seit Gründung der Gruppe, gab es viele schöne und gesellige Abende, an denen gemeinsam gegessen und gefeiert wurde. Wichtig war der Gruppe aber vor allen Dingen, dass nicht nur das gemeinsame Essen, sondern auch die Zubereitung frischer und gesunder Produkte ein Hochgenuss sein kann. Wolfgang Amadeus Mozarts Kanon "Essen, Trinken" unterstreicht diese Thematik und lädt zum Genießen ein.

Doch das Nahrungsüberangebot kann auch krank machen. Magerwahn, Unzufriedenheit mit dem eigenen Körper und das vorgegebene Schönheitsideal können zu Essstörungen führen. Als Vorlage für diese Tanzsequenz dienten je ein Informationstext über Bulimie, sowie ein Text über Magersucht. Das erschreckende Verhalten dieser Erkrankten versucht die "New Generation" in ihrem letzten Teil der Choreografie zu zeigen. Für die passende musikalische Untermalung sorgt ein Stück von Jim Pinchen, ein britischer Komponist und Musiker, den Ellen Winkler auf einer Ballettaufführung kennen gelernt hatte und der seine Musik für dieses Projekt gerne zur Verfügung stellte.

Schwere Kost – im wahrsten Sinne des Wortes. Die sechs Tänzerinnen, Julia und Elena Walter, Tanja Rudolf, Isabella Duffner, Sina Rosenbusch und Ellen Winkler trainieren seit vielen Wochen intensiv, um diese große gesellschaftliche Problematik gekonnt auf die Tanzfläche zu bringen.

Das große Ziel der Gruppe "New Generation" besteht darin, das Publikum und die Kampfrichter mit ihrer Choreografie zum Nachdenken anzuregen und ähnliche Emotionen wie beim letzten Wettkampf zu wecken. Wenn das gelingt, ist alles möglich, meint Trainerin Ellen Winkler vielsagend.