Michael Geiger ist auf dem Sprung nach Rio: Zuvor studiert er Kleiderordnungen, Verhaltensregeln und sichtet zwei Koffer voller Kleidungsstücke, die er mitnimmt – Vesperbox mit Vollkornbrot inklusive. Foto: Schwannauer

Präsident des Deutschen Tischtennisbunds begleitet seine Sportler zu den Olypmischen Spielen.

Haslach - Olympia in Rio de Janeiro: Vom 6. August an kämpfen Sportler aus aller Welt um Ruhm und Medaillen. Auch im Tischtennis. Der Haslacher Michael Geiger fährt mit: als Präsident des Deutschen Tischtennisbunds. Wie er sich auf die Zeit vorbereitet und was er dort so vorhat, hat er dem SchwaBo erzählt.

In seiner Wohnung hoch über Haslach stehen zwei dicke neonrote Koffer voller Klamotten: T-Shirts, leichte Jacken, Westen, Socken, Kappen. 78 Teile sind es. Eine Sonnenbrille und eine Vesperdose kommen auch noch zum Vorschein. Michael Geiger öffnet sie: Ein eingeschweißtes Vollkornbrot liegt darin. Der einzige Gegenstand ohne Adidas-Logo.

"Ich hab schon alles gemacht außer Olympia", sagt der 51-jährige Haslacher, der auch schon Vorsitzender des SV Haslach war. Dabei war er 2004 schon einmal in einem olympischen Dorf: als Schiedsrichter bei den Paralympics in Athen. Ins Dorf kommt er diesmal in Rio nicht, dafür hat er keine Akkreditierung. Doch er darf sonst überall hin, zu den Wettkämpfen und vor allem abends ins Deutsche Haus, wo sich Sportler, ihre Begleiter und Presseleute treffen.

"Ein Traum, ja, und die Anspannung ist da, wenn man nicht nur als Zuschauer mitfährt", sagt Michael Geiger. Vor einigen Tagen hat er seine Olympiakleidung in Hannover abgeholt: Das war Vorgabe, es gab vier "Einkleidungstermine". "Auf meinem Termin habe ich Nicolae Ghita getroffen, den Haslacher Ringertrainer, der als Bundestrainer auch mitfährt", berichtet Geiger, seine Akkreditierungskarte vor sich auf dem Esstisch. Dazu gab es Infomaterial: Zu welchem Anlass muss welche Kleidung getragen werden? "Das ist unheimlich streng geregelt, bis ins Letzte durchorganisiert", sagt Geiger. Die Schuhe mit den Schnürsenkeln in Deutschlandfarben sind für den Einmarsch zur Begrüßungsfeier geplant. Für Pressetermine im Deutschen Haus gibt es eine Kleiderordnung, für den Besuch der Wettkämpfe. Fotos zeigen, welche Shirts, Jacken, Westen, Socken, Schuhe, Hosen zu welchen Anlässen dran sind. Und an Sonnenbrillen ist nur die erlaubt, die im Koffer ist.

Mit sechs Spielerinnen und Spielern, zwei Ersatzspielern, Trainern, Physiotherapeuten und Arzt, Sportdirektor, Pressesprecher und der Vizepräsidentin Leistungssport geht es in Richtung Brasilien. Am 3. August fliegt er, vier Tage nach den Sportlern. Dann treffen die deutschen Tischtennisspieler auf die anderen starken Nationen: China, Hongkong, Japan und Taiwan.

Michael Geiger, im Hauptberuf Steuerberater und Wirtschaftsprüfer, sieht in Olympia eine gute Chance für seinen Sport: "Da werden auch Sportarten wahrgenommen, die nicht Fußball heißen – und vom Erfolg bei Olympia hängt auch die finanzielle Förderung ab."

Er selbst hat mit zwölf Jahren beim TTC Haslach mit dem Sport angefangen und spielt heute mit 51 noch immer in der Mannschaft in der Kreisliga. "Dass ich im Tischtennis nicht so viel kann, dafür mehr in anderen Bereichen, hat der damalige Trainer Heinz Steier schnell gemerkt", sagt Geiger und fügt hinzu: "Ich habe schon immer gerne organisiert." Auf dem Offenburger Wirtschaftsgymnasium war er stellvertretender Schülersprecher, im Sportverein bald Vorsitzender. Veranstaltungen zu organisieren, sei immer schon sein Ding gewesen.

Als Schiedsrichter hat er mit der Bezeichnung "Blue Badge" die höchste Stufe eines internationalen Schiedsrichters erreicht. Seit 2010 war er Vizepräsident des Deutschen Tischtennisbunds, seit 2015 ist er dessen Präsident. Auch für den Weltverband sei er schon tätig gewesen. Seit 2013 war er Ausbilder der Schiedsrichter der höchsten Kategorie.

Die Tischtenniswettkämpfe in Rio beginnen am 6. August, am 7. sind abends die ersten deutschen Spieler dran. Geiger wird dabeisein. Sein Auftrag ist, die Sportart zu vertreten und zu repräsentieren. Zum Beispiel im Deutschen Haus, dem Treffpunkt für alle deutschen Sportler und Begleitpersonen. Dort und in der Halle in der sogenannten "Mixed Zone" ist Zeit für Interviews und Gespräche. Sonst nicht – Akkreditierte wie Geiger müssen sich an strenge Vorschriften halten: keine eigene Pressearbeit während der Spiele, keine Statements aus den Wettkampfstätten außer zu den Vertragspartnern, keine andere Kleidung als die vorgeschriebene.

Im Garten von Michael Geiger steht auch eine Tischtennisplatte, in leuchtendem Blau. "Bis auf Olympia habe ich eigentlich alles gemacht", erzählt er. Sogar im Fußball war er aktiv: wenn auch nicht als Spieler, aber als Vorsitzender des SV Haslach. Das Organisieren hat ihm immer schon gelegen.