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Gesangsschüler lassen Klassik lebendig werden

Gut gefüllt ist das Haslacher Haus der Musik am Sonntagvormittag gewesen. Und das aus ebenso gutem Grund: Die Schüler des diesjährigen Meisterkurses Gesang zeigten, was sie im Laufe der Vorwoche gelernt hatten.

Haslach. Unter der Leitung des in Kirnbach aufgewachsenen und mittlerweile in Salzburg lebenden Gesangsprofessors Bernd Valentin haben in der vergangenen Woche sieben Meisterschüler intensiv geprobt. Begleitet von Klaus B. Roth am Klavier demonstrierten sie, dass sie während des Kurses nicht nur an ihrem Gesang gefeilt haben.

Vor Motivation nahezu sprühend eröffnete die Sopranistin Nicole Lena de Terry (Wien) die Matinee. Ausdrucksstark brachte sie Bachs "Ich will dir mein Herze schenken" zu Gehör.

Gefühlvoll und ausdrucksstark– so sollte es während des gesamten Konzerts bleiben. Johannes Kruse (Bariton, Saarbrücken) vermochte mit Felix Mendelssohn Bartholdys "Arie des Paulus" das Niveau noch zu steigern, hier fiel vor allem die gute Intonation auf.

Gleich darauf zeigte sich, dass die Schüler sich in der vergangenen Woche nicht allein auf das Singen konzentriert hatten. Auch auf Inszenierung legten die Musiker wert, und so erklang das "Engelsterzett" aus Mendelssohn Bartholdys "Elias" aus dem Nebenraum. Bei den drei Sängerinnen de Terry, Alina Martemianova (Salzburg) und Viola Meneghello, die perfekt aufeinander abgestimmt waren, wirkte diese Inszenierung wahrlich engelhaft-entrückt. Während die letzten Töne verklangen, schritt Philipp Kranjc (Bass, Salzburg) auf die Bühne und ließ den "Elias" lebendig werden. Mit einer weiteren Arie schloss der taiwanesische Bariton Yu Hsuan Cheng die "kleine Reihe" der Auszüge aus diesem Oratorium fulminant ab.

Besonders Martemianova, die im zweiten Teil des Konzerts zunächst den Part der Susanna in Mozarts "Le Nozze di Figaro" übernahm, zeichnete sich durch eine starke Bühnenpräsenz und großes schauspielerisches Talent aus. Das zeigte sich bereits bei ihrem ersten Auftritt, einer Arie aus dem "Elias", die sie mit einer großen Portion Dramatik in Gestik und Mimik sang.

Erfrischende Kontrapunkte

Nicht minder lebendig gab sich aber auch Meneghello, die in Haslach lebt und seit 2014 den hiesigen Astrágalos-Chor leitet. Sie setzte im ersten Teil des Konzerts erfrischende Kontrapunkte zu den überwiegend ernst-dramatischen Stücken ihrer Kollegen und sang Mozarts "An Chloë" sowie Coplands "Why do they shut me out of Heaven". Paula Bohnet (Frankfurt) dagegen trat zunächst recht dramatisch und mit einer unnahbaren Härte in der Stimme auf (Brahms, "Die junge Nonne"). Das änderte sich jedoch mit zwei Brahms-Stücken, die sie im Duett mit Kranjc sang.

Im zweiten Konzertteil bewies das Septett dann nicht nur wiederum außergewöhnliches Gesangstalent, sondern auch viel Humor und den Hang zur Dramatik. Die Auszüge aus dem "Figaro" lebten von dem guten Zusammenspiel der sieben Akteure. Das nicht nur gesanglich, denn mit den wenigen Mitteln, die die Bühne im Haus der Musik ihnen bot, schufen sie eine ebenso minimalistische wie ausgefeilte Szenerie.

Tosender Applaus war der Lohn nach immerhin 29 vorgetragenen Stücken und einer Woche harter Arbeit. Ohne Zugabe ließen die Zuschauer die jungen Meistersänger nicht gehen. Und am Ende oblag es Kulturamtsleiter Martin Schwendemann, Lehrern wie auch Gastgebern zu danken.