Unterhaltung: Beim zweiten Sofa-Abend im Alfred-Behr-Haus ließen drei Menschen in ihr Leben blicken

Sofa-Abend im Alfred-Behr-Haus: Wieder ist die Veranstaltung ein Erlebnis gewesen. Im Rahmen von KIA – Kunst im Alfred-Behr-Haus – gab es spannende Erzählungen, bewegende Lebensgeschichten und Musik.

Haslach. "Bald wieder ein solch interessantes, inhaltsreiches und fröhliches Angebot" wünschten sich alle Anwesenden nach dem Sofa-Abend am Freitag im Alfred-Behr-Haus. Der erste Abend dieser Art hatte im Jahr 2013 stattgefunden.

Zu Beginn begrüßte Pflegedienstleiterin Katja Rambach die vielen Bewohner, Angehörigen, Gäste und Bediensteten, die den großen Saal im ersten Obergeschoss bis auf den letzten Platz besetzten. Sogleich übergab sie das Mikrofon an Ideengeberin und Moderatorin Irmtraud Franck. Mit drei Gesprächspartnern hat sie sich in den folgenden zwei Stunden über deren Lebenslauf und ihren Bezug zum Alfred-Behr-Haus unterhalten.

Als Erste bat sie Hauswirtschafterin Christine Schmider zu sich vor auf das bequeme Sofa. Obwohl sie ihren Arbeitsbereich "ganz unten im Keller" habe, würden alle Bewohner des Hauses täglich etwas von den Früchten ihrer Tätigkeit genießen – denn sie ist für alle Mahlzeiten zuständig. Und außer den vier Wohngruppen versorgt die Küche mit ihren täglich über 120 Mahlzeiten noch andere Einrichtungen wie die Tagespflege, das Essen auf Rädern, die Kindergärten, die Carl-Sandhaas-Schule und das Seniorenwohnheim St. Jakobus in Schutterwald. Für Christine Schmiders Ausführungen bedankten sich die Zuhörer mit anerkennendem Applaus.

Mit Ingeborg Dörnach hatte sich als zweite Interviewpartnerin eine Bewohnerin aufs Sofa gewagt. Die betagte Dame lebt seit 2012 im ABH, wo sie kürzlich ihren 80. Geburtstag feierte. Sie fühlt sich sowohl in der Pflege als auch in den persönlichen Kontakten zu ihren Mitbewohnern bestens aufgehoben. Das ist nicht selbstverständlich, denn sie hat ein Leben mit Höhen aber auch langen Phasen körperlichen und seelischen Krankheiten bewältigen müssen, bevor sie sich stabilisiert habe. Mutig, ruhig und jetzt zufrieden, sprach sie alle guten und schlechten Zeiten in ihrem Leben an. Dafür bekam sie den anerkennenden Beifall des spürbar bewegten Publikums.

Gleich ein Dutzend Eigenschaften, Berufe, Tätigkeiten und Ehrenämter zählte Irmtraud Franck auf, als die den Überraschungsgast des Abends vorstellte. Mit Gotthard Vetter hatte sie eine in Haslach und der ganzen Region bekannte, engagierte aber auch streitbare Persönlichkeit eingeladen. Bis zum heutigen Tag setzt sich Gotthard Vetter mit all seiner Kraft und seiner Zeit für soziale Gerechtigkeit ein. Aussagekräftig und gleichzeitig sein Bekenntnis ist der Titel seines Buchs "Nicht haben müssen – eine Befreiung", das in neuer Auflage wieder zu haben ist. Kleine Auszüge daraus kamen bei den Anwesenden bestens an. Besonders die Erzählungen aus seiner Kindheit und Jugend in der Kriegs- und Nachkriegszeit sowie seine drei Jahre als Entwicklungshelfer in Indien wurden mit zustimmendem Kopfnicken begleitet.

Auch aus seiner Zeit als Sozialarbeiter bis hin zum Gewerkschafter wusste er zu berichten. In seinem Rucksack hatte Gotthard Vetter auch Essbares. Er führte dem erstaunten Publikum zum Beispiel vor, wie man früher in den Arbeitspausen auf dem Feld "Speck, Bratwürscht und Burebrot" aus der Hand in den Mund zu sich nahm – eine köstliche Vorführung, in die er die Zuhörer mit einbezog. Zwischen seinen Schilderungen wurden Volkslieder angestimmt, wobei Gotthard Vetter auch eigene Texte auf die entsprechenden Melodien verfasst hatte. Für die Musikalische Begleitung und Gestaltung bekamen Waltraud Becker an Flöte und Okarina sowie Peter Schwörer am Akkordeon einen Extrabeifall.

Durch ihre geschickte Gesprächsführung war es Irmtraud Franck nicht nur gelungen, den geplanten Zeitrahmen einzuhalten, sondern auch so manch bisher Unbekanntes aus ihren Sofa-Gästen heraus zu kitzeln, was selbstverständlich für Schmunzeln und Heiterkeit sorgte. Nach knapp zwei Stunden stellten sich die handelnden Personen des Abends noch gerne den Fragen interessierter Zuhörer.