Weniger als die aktuelle Konjunktur entscheidet die geografische Lage über den am Markt zu erzielenden Preis. Symbolfoto: Remmers Foto: Schwarzwälder-Bote

Immobilienmarkt profitiert vom niedrigen Zinsniveau. Regionaler Schwerpunkt im Raum Haslach.

Mittleres Kinzigtal - Investieren die Kinzigtäler angesichts der Eurokrise verstärkt in Immobilien? Die Nachfrage bei Banken und Maklern in der Region ergibt kein einheitliches Bild – vielmehr ist die Lage der Immobilie viel entscheidender bei der Frage nach einer möglichen Vermarktung.

Laut Mitgeschäftsführerin Carmen Possler vom Bereich Immobilien der Versicherungs- und Finanzmakler GmbH Possler in Haslach ist insbesondere im Bereich der Marktstadt Haslach und Umgebung die Nachfrage deutlich größer als das Angebot. Dabei spiele natürlich die besondere Marktsituation in Haslach eine Rolle, aber grundsätzlich sei die Lage ein entscheidendes Verkaufsargument. Je weiter es das Kinzigtal hinaufgehe, desto schwieriger sei es, ein Haus oder eine Immobilie zu verkaufen. Viele Kunden achteten bei der Wahl auf die Infrastruktur – dazu zählt Possler auch die Entfernung zum Arbeitsplatz oder die Bahnanbindung nach Offenburg.

"Immobilien sind in diesem Jahr deutlich gesucht", sagt Reinhard Sonntag von der Immobilienabteilung der Volksbank Kinzigtal. "Das hängt natürlich mit dem billigen Zinssatz zusammen. Insbesondere in Haslach ist der Markt aber so gut wie leergefegt", erläutert er. "Der generelle Trend geht das Kinzigtal hinunter, was sich natürlich auf die Preisgestaltung auswirkt. Je näher es an die Rheinebene geht, desto höher ist die Nachfrage. Aber insgesamt ist die Marktlage als ›gut‹ zu beurteilen", sagt Sonntag zum Immobilienmarkt im Kinzigtal.

Geschäftsführer Dieter Altmann von "R.G. Brüning Immobilien", die Büros in Kehl, Offenburg und Haslach betreiben, erläutert, dass insbesondere im Großraum Offenburg die Nachfrage sehr groß ist. Das gelte insbesondere für den Zehn-Kilometer-Radius um die Kreisstadt. "Insbesondere im Preissegment zwischen 200 000 und 300 000 Euro bei Häusern und zwischen 100 000 und 200 000 Euro bei Wohnungen bewegt sich einiges", hat er festgestellt. Der überwiegende Teil der Nachfrage kommt aus der Region und setzt sich aus jungen Familien sowie beruflich etablierten Menschen zwischen 30 und 50 Jahren zusammen.

Eine starke Konjunktur für Immobilien hat Marketingleiter Hans-Eberhard Röck von der Sparkasse Wolfach in den vergangenen beiden Jahren festgestellt. "Allerdings ist dies bei uns etwas abgeflaut, nachdem vorher so gut wie alles wegging." Aber die Nachfrage übertreffe das Angebot so gut wie immer deutlich. Das liege aber auch daran, dass es natürlich leichter ausgesprochen werde, dass etwas gesucht werde als dass man sich von seinem Haus trennen möchte.

Auch er sieht ein gewisses Berg- und Talgefälle: "Je weiter es das Kinzigtal hinuntergeht, desto höher der Preis." Das heiße aber nicht, dass sich Immobilien im Außenbereich nicht verkaufen ließen, sondern dass einfach der richtige Interessent kommen müsse. Der Markt sei gut bis zu einem Bereich von 250 000 bis 300 000 Euro – darüber hinaus braucht es dann schon gute Argumente, um ein Objekt an den Investor zu bringen.

"Ich sehe auch einen ›Run‹ auf Immobilien", sagt Gerd Neumann von der LBS Immobilien GmbH, die im Verbund mit den Sparkassen Haslach/Zell und Wolfach den Markt bearbeitet. "Die niedrigen Zinsen wirken sich hier einfach aus. Wer jetzt keine Finanzierung auf die Reihe bekommt, wird es vermutlich nie schaffen", sagt er zur günstigen Marktsituation.

Auch er verweist auf die starke Nachfrage im Mittleren Kinzigtal zwischen Gengenbach und Haslach, doch nicht ausschließlich: "Auch Wolfach hat in jünger Zeit stark aufgeholt." Das interessante Preissegment für die meisten Nachfrager liege zwischen 100 000 und 250 000 Euro. Auf der Suche sind meistens junge Familien aus der Region. Der Markt im Kinzigtal sei nicht so dynamisch wie in einem Ballungsraum, aber dafür seien die Geschäfte von einer relativ hohen Verlässlichkeit geprägt.