Die Gründungsmitglieder der VfB-Front Oberwolfach bei einer Auswärtsfahrt in Kopenhagen (von links): Jan Schmider, Andreas Gebert, Ralf Heizmann und Daniel Schmieder. Foto: VfB-Front Foto: Schwarzwälder-Bote

Ein Fan jeden Lagers steht vor dem heutigen Bundesligaspiel zwischen Stuttgart und Freiburg Rede und Antwort

Mittleres Kinzigtal. Für viele ist es ein Endspiel gegen den Abstieg aus der Fußball-Bundesliga, wenn der VfB Stuttgart am Samstag im Derby auf den SC Freiburg trifft. Mitfiebern werden dann auf Seiten der Breisgauer Boris Sorychta vom Fanclub Torpedo Kinzigtal und auf Seiten der Stuttgarter Ralf Heizmann von der VfB-Front Oberwolfach.

Herr Heizmann, hat man es als VfB-Stuttgart-Fan in Baden schwer, und warum ist man hier in Baden ausgerechnet Stuttgart-Fan?

Heizmann: Ich kann wirklich nicht behaupten, dass man es als VfB Fan schwer hat und schon gar nicht wenn man aus Oberwolfach kommt. Hier haben wir sozusagen eine Stuttgart Hochburg und sind in großer Anzahl vertreten bei jung und alt. VfB Anhänger bin ich seit frühester Kindheit – Mitte der 80er gab es im Ländle ja nur einen großen Verein und das war der VfB Stuttgart mit Spielern wie Allgöwer, Sigurvinsson oder meinem damaligen großen Idol Jürgen Klinsmann. Da war vom SC oder KSC noch nichts großes zu sehen.

Herr Sorychta, SC-Freiburg-Fan zu sein, ist im Kinzigtal dagegen wegen der örtlichen Nähe naheliegend. Bekommt man als Abstiegskandidat dennoch Sprüche reingedrückt?

Sorychta: Klar, tagtäglich von netten Arbeitskollegen die Anhänger anderer Vereine sind.

Welche Teams steigen ab und warum schafft es Ihr Verein am Ende?

Sorychta: Absteigen werden der HSV und die "Stadt ohne Namen" (Anm. der Redaktion: VfB). Hannover kommt in Relegation. Der SC bleibt natürlich oben. Die Jungs sind geerdet und als Mannschaft mit den Fans zusammen auf den Klassenerhalt fokussiert. Heizmann: Schwierige Frage da noch alle aus den unteren Tabellenplätzen irgendwie gegeneinander ran müssen – alles kann passieren. Aber ich denke, dass es sicher den HSV erwischen wird. Sie spielen mit Abstand den schlechtesten Fußball und man hat das Gefühl dass dort im Verein überhaupt nichts mehr passt. Beim VfB bin ich derzeit recht zuversichtlich.

Wieso?

Heizmann: Die letzten Auftritte der Mannschaft waren stark, auch wenn es letzte Woche gegen Augsburg eine mehr als unnötige Niederlage gegeben hat. Außerdem ist es ausnahmsweise gerade recht ruhig im Umfeld und die Fans stehen aufopferungsvoll hinter dem Team. Ich könnte am Ende mehr als gut damit leben, wenn der SC auf Rang 14 landet und wir auf 15.

Am Wochenende steht das Derby an. Ist das ein besonderes Spiel für Sie?

Sorychta: Aber Hallo. Sowohl das Hin- als auch das Rückspiel ist immer etwas ganz besonderes.

Heizmann: Ein besonders Spiel ist es insofern für mich, da ich durch meinen Beruf als Busfahrer auch schon viele Fahrten zu SC-Spielen selbst mit der Fangemeinschaft des SC Freiburg oder mit dem SC Fanclub Torpedo Kinzigtal gemacht habe. Ich war erst vor 14 Tagen mit Ihnen auf Schalke – und wenn man als Busfahrer dann auch noch VfB Anhänger ist, hat man einen schweren Stand. Aber eigentlich ist das alles halb so wild. Das Spiel selbst ist es für mich eher das "kleine Derby" – das "große Derby" ist bei uns VfB-Fans das Spiel gegen den KSC.

Gehört Ihrer Meinung nach gerade zu einem Derby gegenseitiges Gefrotzel dazu?

Sorychta: Natürlich, das ist ja dann auch gewissermaßen das Salz in der Suppe. Heizmann: Natürlich gehören Sticheleien oder Gefrotzel dazu – aber man sollte alles im Rahmen halten und es auch nicht so ernst nehmen. Es ist immer noch ein Fußballspiel – mehr nicht.

Was halten Sie von Fans, die sich nur auf den Gegner konzentrieren und diesen 90 Minuten lang beschimpfen oder sogar handgreiflich werden anstatt das eigene Team anzufeuern?

Sorychta: Der Support für das eigene Team sollte klar im Vordergrund stehen. Gegenseitige Beschimpfungen werden aber sicher nicht ausbleiben. Das ist aber auf beiden Seiten so. Heizmann: Die Konzentration sollte auf der Unterstützung der eigenen Mannschaft liegen. Für Handgreiflichkeiten oder sonstige Gewalt im und ums Stadion habe ich absolut kein Verständnis. Von dieser Sorte "Fans" distanzieren wir uns von Seiten unseren Fanclubs komplett.

Am Samstag fahren Sie mit Torpedo Kinzigtal sicherlich zum Spiel. Mit wie vielen Personen werden Sie vor Ort sein?

Sorychta: Wir sind am Samstag mit zwei Bussen und 125 Personen vor Ort.

Am Samstag fahren Sie, Herr Heizmann, dagegen nicht zum Spiel. Wie verfolgen Sie dann die Partie?

Heizmann: Ich kann leider nicht im Stadion sein, da ich beruflich am Tegernsee bin. Das Spiel werde ich, soweit es geht, live am Radio oder über mein Smartphone per Liveticker verfolgen. Da bin ich so angespannt, dass ich sicher alle fünf Minuten auf Ergebnisaktualisierung drücken werde.

Wer kann am Samstag nach dem Spiel auf dem Frühlingsfest feiern?

Sorychta: Keiner. Wir nicht, weil wir sicherheitshalber einen großen Bogen darum machen werden und die anderen nicht, da sie gegen uns verloren haben. Denn am Ende heißt es 1:3 für uns, wobei für uns Petersen und zweimal Mehmedi treffen. Heizmann: Ich hoffe natürlich, dass die VfB-Fans nach einem Sieg feiern können. Wenn Stuttgart so spielt wie gegen Augsburg und der SC so wie gegen Mainz, dann wird es ein tolles Match mit vielen Torchancen und hoffentlich auch Treffern. Ich sage 3:2 für uns durch Tore von Harnik, Ginczek und Maxim. Der SC soll dann die restlichen Spiele gewinnen und wir bleiben beide drin.

Würden Sie mit einem VfB-Fan ein Bier trinken gehen oder haben sie sogar Freunde im anderen "Lager"?

Sorychta: In der Woche vor den Derbys auf keinen Fall. Aber auch ich habe Bekannte, die dem gegnerischen Lager beiwohnen, wobei mir nie klar sein wird wie man als Badener ein Schwaben-Fan sein kann. In diesem Sinne, über Baden lacht die Sonne, über Schwaben… Heizmann: Ich habe sehr viele Bekannte und Freunde die SC-Anhänger sind. Falls wir gewinnen, würde ich Herrn Sorychta gerne auf ein Bier einladen. u Fragen von Lars Reutter.

Der Fanclub "VfB Front Oberwolfach" wurde im Dezember 2007 gegründet. "Die Idee dazu kam, als wir zu siebt zum Champions-League-Spiel nach Barcelona geflogen sind" erzählt Heizmann. Aktuell hat der Fanclub 63 Mitglieder, die nicht nur zu Fußballspielen fahren, sondern zum Beispiel auch eine Jahreswanderung, Grillabende oder Weihnachtsfeier machen. Zudem war der Fanclub schon aktiv am Ball beim Oberwolfacher Ortsturnier. Weitere Infos auf www.vfb-front-oberwolfach.de

Der SC Freiburg Fanclub "Torpedo Kinzigtal" ist im Jahr 1995 gegründet worden. Nach den Spielen und Fahrten treffen sich die Mitglieder meistens im "Eselsbeck" in Haslach. Derzeit hat Torpedo Kinzigtal etwa 265 Mitglieder.  Der Verein organisiert in Eigenregie Bustransfers zu allen SC-Heimspielen, es gibt zwei selbstentworfene Fanbusse und einen regelmäßigen Fan-Stammtisch. Weitere Infos gibt es auf www.torpedo-kinzigtal.de