Die elfjährige Annabell Deckert aus Steinach besucht gerne die Ganztagsschule in Haslach. Foto: Wölfle Foto: Schwarzwälder-Bote

Schüler, Eltern und Lehrer äußern sich positiv über Umsetzung des neuen Konzepts am Haslacher Bildungszentrum

Von Sybille Wölfle

Haslach. Das neue Konzept des Haslacher Bildungszentrums "Orientierungsstufe im Ganztag" ist bei Schülern, Eltern und Lehrern auf gute und große Resonanz gestoßen. "Wir sind noch nicht da wo wir hinwollen, aber wir sind auf dem guten Weg zu einer besseren Lernkultur", sagt Schulleiter Christof Terglane.

Individuelles und selbstständiges Arbeiten nach Wochenplan gekoppelt, mit bestimmten Ritualen ist für die 42 Fünftklässler der beiden neuen Ganztagsklassen im Haslacher Bildungszentrum schon zur Routine geworden. "Wir alle müssen umdenken und uns auf eine ganz neue Lernkultur einlassen", sagte Terglane. Man wolle die Kinder intensiv begleiten, auf sie eingehen, gleichzeitig aber auch laufen lassen. Sie sollen selbst strukturieren und organisieren lernen und Eigenverantwortung übernehmen. Trotzdem wolle man die Eltern nicht aus der Verpflichtung herauslassen, sich um das Schulische ihrer Kinder zu kümmern, Teamwork sei gefragt, erklärt Terglane.

Die neuen weiß-grünen Schreibtische in den Klassenzimmern wirken ansprechend und fröhlich, gleichzeitig sind sie aber systematisch einheitlich geordnet. Die Schreibutensilien und Klebezettel haben im Caddy genauso ihren festen Platz wie Magnettafel, Schulranzen, Bücher, Hefte, Ordner und Co. Akustikdecken sorgen für mehr Ruhe, Kopfhörer für höchste Konzentration und absolute Stille während der Lernaufgaben. Im GTS-Raum, der zwischen den beiden Klassenzimmern liegt, sorgen Vorhänge für optische Abgrenzungen und schaffen Platz für Gespräche und Privates. "Ich gehe sehr, gerne den ganzen Tag zur Schule. Da ich noch eine kleine Schwester habe, hätte ich daheim oft keine Ruhe zum Lernen", sagte Annabell Deckert aus Steinach. Auch sei es ihr egal, dass die Anderen früher nach Hause gehen dürfen. "Ich lerne ja für mich, und ich freue mich jedes Mal wenn ich das geschafft habe was ich erreichen wollte und sollte", erzählt die Elfjährige.

Frank Matt und dessen Ehefrau sind voll berufstätig, und haben ihren Sohn Noah ebenfalls in der Ganztagsklasse. "Unser Sohn findet es toll, dass er sich gleich seinen Freizeitaktivitäten widmen kann, wenn er von der Schule nach Hause kommt. Er erhält täglich professionelle Unterstützung bei den Lernaufgaben, eine ausgewogene Mahlzeit in der Mensa und ein breit gefächertes Betreuungsprogramm mit AGs", sagt Matt. Zudem würden sich tiefe Freundschaften zwischen den Kindern entwickeln, da sie ja den ganzen Tag zusammen seien. "Die Ganztagsschule war definitiv die richtige Entscheidung", ist sich der Familienvater sicher.

"Ein schönes Erlebnis für uns Lehrer ist es immer wieder, wenn die Schüler ihr Wochen-Pensum abgearbeitet und damit Selbstverantwortung für ihr Lernen gezeigt haben", sagte Klassenlehrerin Juliane Noll begeistert, die mit ihrer Kollegin Silke Friedrich die Klasse GT 5b "leitet". Wöchentliche Rückmeldungen an die Eltern zwecks Verhalten und Mitarbeit der Kinder gibt es über den Schulplaner. Zudem sei Kommunikation auch über E-Mail möglich. Dreimal im Jahr setzen wir uns auch alle gemeinsam an einen runden Tisch um eventuelle Probleme zu besprechen", erklärt Noll.

"Im nächsten Jahr würden wir das Lernprojekt auch gerne Halbtagsschüler anbieten, aber ohne finanzielle Hilfe der Stadt wird das kaum möglich sein. Auch eine zweite Lehrkraft möchten wir noch in diesem Schuljahr einbringen", sagt Terglane. Man wolle eine gute Verbindung mit jedem Kind aufbauen, sich bei intensiven Einzelgesprächen mit Schwierigkeiten und Problemen auseinandersetzen und schauen, wo zusätzliche Unterstützung nötig ist. Jeder müsse seinen Teil dazu beitragen, dann könne man den Lernprozess mit Lob und Kritik viel besser im Auge behalten, gegenseitig Vertrauen aufbauen, und sich um Rückmeldungen auf einer ganz persönlichen Ebene kümmern, so der Schulleiter. "Wir Lehrer wollen begleiten, ganz gezielt Hilfestellung geben und eine gute Kooperation zwischen Elternhaus und Schule schaffen", so Terglane.