Monika und Curt Prinzbach führen die Haslacher Kinotradition seit vielen Jahren. Foto: Störr Foto: Schwarzwälder-Bote

Unterhaltung: Kino in Haslach verwurzelt

Einen runden Geburtstag hat dieser Tage das Haslacher Kino zu feiern: Unter der Familie Prinzbach wird die Kinotradition in Haslach 65 Jahre alt. Insgesamt reicht sie allerdings noch viel weiter zurück.

Haslach. Denn ein Kino – oder ein "Kinematographentheater", wie es in einer ersten Anzeige genannt wurde – gibt es in Haslach seit fast 100 Jahren. Im August 1919 veröffentlichte der damalige Betreiber Bayrischen Hofs eine Anzeige. In dieser schrieb er: "Daß ich in meinem Saale ein Kinematographentheater auf eigene Rechnung errichtet habe und mit den Vorführungen demnächst beginnen werde." In der Anzeige führte er weiter aus, er wolle "nur gute, einwandfreie Filme, sowohl belehrenden als auch erheiternden Inhalts" zeigen. Erwachsene mussten für eine Vorführung damals zwischen 80 Pfennig und 1,70 Mark zahlen.

Im Jahr 1895 hatte es erste Vorführungen von Bewegtbildern gegeben – der Film war geboren. Bis nach dem zweiten Weltkrieg hatten sich Kinos und Lichtspieltheater in vielen Städten etabliert, die Filmindustrie nahm Fahrt auf. Auch vor Deutschland machte diese Entwicklung nicht halt. In den 20er-Jahren sollte die Filmindustrie in Deutschland – etwa mit Fritz Langs Werken – Aufwind erhalten und Filme hervorbringen, die bis heute als Klassiker gelten.

Die ersten Filme, die in Haslach liefen, waren noch Stummfilme. Die Musik zur Begleitung wurde in der damaligen Zeit live am Klavier gespielt. Während der Stummfilm-Ära verdienten viele Musiker auf diese Weise ihr täglich Brot.

Die Gründung des Haslacher Kinos fiel also in eine bewegte Zeit – und dank des Engagements der Familie Prinzbach hat es seitdem ohne Unterbrechung eine solche Einrichtung in Haslach gegeben.

1951 legte Alfred Prinzbach, der Vater des heutigen Betreibers Curt, mit dem Bau des "Scala" in der Neuen Eisenbahnstraße den Grundstein für die Kinodynastie. "Meine Mutter war leidenschaftliche Kinogängerin", erinnert Curt Prinzbach sich. Sie war es auch, die den Betrieb nach dem frühen Tod von Alfred Prinzbach mehr als 20 Jahre lang allein weiterführte.

Für drei Jahre liefen der Betrieb im "Bayrischen Hof" und im "Scala" parallel, dann übernahmen die Prinzbachs. Aus "Bayrischer Hof Lichtspiele" wurde damit im Jahr 1954 "Hali" – "Haslacher Lichtspiele". Der Bayrische Hof hatte Platz für einen Tanzsaal, die Prinzbachs übernahmen das Kinogeschäft nun komplett. 1959 folgte der nächste Neubau: Das "Rio" entstand an derselben Stelle, an der auch heute noch der gesamte Kinokomplex mit seinen drei Sälen steht.

"Totengräber" hilft, den Betrieb zu sichern

Im "Boom" des Kinos in Haslach spiegelt sich ein allgemeiner Trend wider: Die 50er-Jahre gelten als eine Blütezeit des Kinos. Mit der Erfindung und der fortschreitenden Verbreitung des Fernsehers flachte diese Entwicklung jedoch bereits gegen Ende der 50er- und in die 60er-Jahre hinein wieder ab. Wie der Tonfilm Jahrzehnte zuvor den Beruf des Kinomusikers obsolet machte, wurde der Fernseher mancherorts zum Totengräber des Kinos. Viele Betriebe gingen in dieser Zeit pleite.

Und in Haslach? "Uns hat der Totengräber geholfen", sagt Curt Prinzbach. Denn bei Elektro Prinzbach – den Betrieb hatte Alfred Prinzbach 15 Jahre vor dem Kino gegründet – wurden die Geräte von den Haslachern gekauft. "Hali", "Scala" und "Rio" überlebten. Und das, obwohl es für die Gebäude des Öfteren Angebote von Supermärkten gab. "Meine Mutter konnte da nicht zuschauen", sagt Curt Prinzbach über das Kinosterben dieser Tage.

Mit dem Aufkommen der Videotheken erlebten die Kinos eine erneute Krise. 1985 wurde das "Scala" geschlossen – für Curt Prinzbach heute eine klare "Fehlentscheidung". Denn bis 1997 hatte Haslach mit dem verbliebenen "Rio" nurmehr ein Kino mit einem Saal. Um gegenüber Heimkinoanlagen bestehen und auf Erscheinungsdaten und die Nachfrage reagieren zu können, reicht das jedoch nicht aus: "Wir müssen mit dem Programm flexibel sein können und das geht nur mit mehreren Sälen." 1997 wurde ein zweiter Saal angebaut, 2007 folgte der dritte. Sie sind nach den alten Haslacher Kinos benannt: "Rio", "Scala" und "Hali" sind nun unter einem Dach vereint und bieten insgesamt mehr als 550 Sitzplätze.

Das Bekenntnis zum Kino hat Curt Prinzbach nicht bereut. Mit dem Standort in Haslach gibt es ein großes Einzugsgebiet, die Stadt liegt zentral. Und dass es hier seit fast 100 Jahren eine Kinotradition gibt, kommt nicht von ungefähr: "Die Haslacher sind eben sehr weltoffen, auch für neue Technik", bringt Curt Prinzbach es auf den Punkt.