Vorstandsvorsitzender Mathias Wangler (links) und Vorstand Klaus Minarsch präsentierten die Bilanz 2014 und blickten auf 2015 unter dem Motto: "Wir können den Wind, der bläst nicht ändern – aber die Segel entsprechend setzen". Foto: Störr Foto: Schwarzwälder-Bote

José Oliver präsentiert Buch und Wortspiele

Hausach (stö). Die Hausacher Stadthalle ist am Mittwochabend gut besucht, viele Freunde, Bekannte und die Familie sind gekommen. José F. A. Oliver hat zur Buchpräsentation "Fremdenzimmer" geladen – die Wertschätzung und Anerkennung war groß.

"Wir freuen uns, dass du deinen neuen Band vor deinem Publikum und deinen Freunden präsentierst", eröffnete Bürgermeister Manfred Wöhrle den Abend. In dem neuen Band sei wieder einiges über Olivers Kindheit zu erfahren und viele Hausacher könnten die Erlebnisse sicher nachvollziehen. Und doch stecke auch viel Aktuelles in dem Buch, denn derzeit würden wieder viele Menschen in einem fremden Land ankommen.

"Trotz seines großen Erfolges und seines weltweiten Schaffens ist José Oliver unser ›Tschose‹ geblieben", betonte Wöhrle und gab das Mikrofon frei. Wer dann eine klassische Lesung erwartet hatte, sah sich unvermittelt einem äußerst unterhaltsamen Gespräch gegenüber, dessen Verlauf von tiefsinniger Ernsthaftigkeit bis hin zu ansteckender Heiterkeit reichte.

SWR-Moderator Gerwig Epkes führte das Gespräch, das am 9. Juni um 22.03 Uhr gesendet wird. Und der Schriftsteller erzählte. Von Emma Victoria, deren Herzenswärme und unerschütterliche Haltung, dass vor Gott alle Menschen gleich seien, ihn bis heute begleiten würde, von seiner Zeit als einzigem Ausländer am Hausacher Gymnasium – bei etwa 1000 Schüler – und von seinem ersten Aufsatz, den er gar nicht wirklich selbst geschrieben habe. Und davon, dass er sich in der siebten Klasse fast geschämt habe, so gut Deutsch zu sprechen.

Ausstrahlung der Buchpräsentation ist am 9. Juli um 22.03 Uhr auf SWR 2

Alles in allem eine sehr lustige Erinnerung an Kindertage, in die auch die Auswanderungsgeschichte seiner Familie passte. Warum gerade "wunderfitz" eines seiner Lieblingsworte sei, erklärte Oliver: "Ich komme vom Hören wenn ich schreibe. Ich schaue mir das Wort an und es erzählt mir eine Geschichte." Wunderfitz enthalte für ihn eine zärtliche Neugier ohne Heimtücke oder Hinterlist – und er habe sich eine gesunde Portion Wunderfitz bewahren können.

Was Moderator Gerwig Epkes immer wieder einfließen ließ war der "Oliversche Doppelpunkt", wie er ihn benannte: "Sie bringen damit viel Unbewusstes aus den Worten." Und allein das Beispiel des englischen Lovers, der das Wort "over" schon beinhalte, machte es deutlich. Wörter seien etwas, das Oliver liebe – wenn auch sein erstes Gedicht noch etwas holprig gewesen sei. Das Wandeln zwischen Alemannischem Dialekt und der Andalusischen Geschichte präge seine Arbeit.

Und dann liest der Schriftsteller doch noch zwei Passagen aus seinem Essay-Band mit "mehrfach wundernden Wortgrübeln", dem inspirierenden Spiel um die Fremdheit im eigenen Sein und dem kurzen Brief aus der W:Ortenau: "Literatur ist immer auch ein Zusammenhängendes der Welt, wenn diese ins Monströse ausfranst." Am Ende sah er in der Poesie eine sehr große politische Kraft und meinte: "Wenn sich die Kulturen in ihren Moll-Tönen treffen und sich zuhören würden, wäre ein viel friedlicheres Miteinander möglich." Der große Applaus am Ende der Buchvorstellung sprach dann für sich.

Von Christine Störr

Haslach. Die Sparkasse Haslach-Zell ist weiterhin auf einem guten Kurs. Im Bilanz-Pressegespräch blickten Vorstandsvorsitzender Mathias Wangler und Vorstand Klaus Minarsch auf ein erfolgreiches Jahr mit guten Ergebnissen zurück.

"Die größte Herausforderung ist die historische Zinssituation, wir haben quasi den Nullpunkt erreicht", erklärte Mathias Wangler. Bei positiven wirtschaftlichen Rahmenbedingungen läge die Konzentration auf dem Kundengeschäft vor Ort, aus dem institutionellen Geschäft an den Finanzmärkten werde man sich schrittweise zurückziehen. Dass die regulatorischen Anforderungen durch den Gesetzgeber und die Bankenaufsicht immer aufwendiger würden "bindet Kapazität, kostet Kraft und ist eine große Aufgabe".

Der DAX befinde sich derzeit auf einem historischen Höchststand von über 12 000 Punkten, was nur ein Stück weit die Erwartung an die wirtschaftliche Entwicklung abbilde. Denn weil es für Geldanlagen derzeit so gut wie keine Zinsen gäbe, werde als Alternative zunehmend auf Aktien und Wertpapiere zugegriffen. Dabei wären die Zinsen das klassische Bankgeschäft, die seit etwa 15 Jahren kontinuierlich gesunken wären – und "wir alle gehen davon aus, dass es noch eine ganze Zeit lang so bleiben wird", meinte Wangler.

Und weil somit aus dem institutionellen Geschäft an den Finanzmärkten keine Erträge mehr generiert werden könnten, konzentriere sich die Sparkasse Haslach-Zell auf das Kundengeschäft vor Ort. "Das trägt Früchte", erklärte Vorstand Klaus Minarsch. Die Bilanzsumme ist aufgrund des Rückgangs des institutionellen Geschäftes um 24 Millionen Euro auf 994 Millionen Euro gesunken. Der Bilanzgewinn und die Reserven konnten um 4,4 Millionen Euro erhöht werden und liegen jetzt bei einem Eigenkapital von 86 Millionen Euro.

Das Volumen des Kundengeschäfts habe mit Einlagen, Wertpapieren und Krediten die Marke von 1,5 Milliarden Euro erstmals überschritten. "Somit wird der Fokus mit unseren Stärken ›Nähe‹ und ›Kompetenz‹ auch künftig auf den Kunden vor Ort liegen", meinte Minarsch. Vor allen Dingen im kurzfristigen Bereich würden die Kundeneinlagen wachsen.

Während bei Spareinlagen, Sparkassenbriefen und Termingeldern die Tendenz rückläufig sei, wäre bei den Giroeinlagen und Tagesgeldern ein bemerkenswerter Zuwachs von 29 Millionen Euro zu verzeichnen gewesen. Im Gesamten belaufen sich die Einlagen auf 675,6 Millionen Euro und liegen damit um 10,1 Millionen Euro höher als im Jahr davor. Als größter Wachstumsträger der Ersparnisbildung könne das Wertpapiergeschäft mit einer Zunahme um 15 Millionen Euro gesehen werden.

"Für die Kunden war es in 2014 sehr lukrativ und so werden nunmehr Wertpapiere von fast 200 Millionen Euro bei der Sparkasse gehalten", verdeutlichte Mathias Wangler. Ein guter Mix aus Aktien, Immobilien oder Wertpapierfonds werden am Kundenbedarf orientiert angeboten und meist unter dem Aspekt der größtmöglichen Sicherheit abgeschlossen: "Wir stellen fest, dass die Menschen nicht zocken, sie sind sehr vernünftig."

Beim Kreditgeschäft liege der Fokus auf dem Mittelstand und dem Wohnungsbau, mit einem Volumen von 653 Millionen Euro sei ein leichtes Plus zu verzeichnen gewesen. Dabei sei das Kreditklima im Kinzigtal weiterhin positiv, die Finanzierung des Wohnungsbaus floriere aufgrund der vielen Neubaugebiete in der Region. Auch die Unternehmen würden über erhebliche Eigenmittel für Investitionen verfügen.

"Im vergangenen Jahr haben wir unsere überdurchschnittliche Marktstellung gefestigt und sind unter den TOP 10 in Baden-Württemberg", hob Klaus Minarsch hervor. Auch das Versicherungsgeschäft habe im letzten Jahr hervorragende Ergebnisse gebracht, bei Kfz-, Sach- und Lebensversicherungen seien insgesamt 1481 neue Verträge abgeschlossen worden: "Das ergibt insgesamt 12 Millionen Euro jährliche Ersparnisbildung." Einzig beim Bausparen gebe es keine neuen Highlights, das stabilisiere sich mit 737 neuen Verträgen im langjährigen Schnitt.

Im Ausblick auf das kommende Jahr gelte es weiterhin, die Wege der Kunden zu begleiten und alle Banksysteme unter einem Dach zu vereinen. Mit 17 Geldautomaten sei man in allen Gemeinden vertreten und werde den beinahe 2000 Abhebungen täglich gerecht, beim Online-Banking sei bei steigender Tendenz erstmals die Marke von 50 Prozent überschritten worden. Und doch gelte auch 2015: "Der Mensch steht im Mittelpunkt unseres Tuns." Den 32 017 Kunden würden 252 Mitarbeiter zur Verfügung stehen, die Sparkasse werde weiterhin ein starker Förderer in der Region sein. Ab Mai werde es einen speziellen Sparkassenbrief zur Förderung der Nachhaltigkeit geben.

"Die angelegten Gelder werden ausschließlich für nachhaltige Investitionen im Kinzigtal wie die Energie-Effizienz im Bauwesen oder regenerative Energien verwendet", blickte Wangler voraus. In der zweiten Jahreshälfte soll es dann "eine wesentliche Weiterentwicklung in Richtung Zukunft der Beratung und des Kundenservice" geben.