Grünen-Landtagsabgeordnete Sandra Boser mit dem agrarpolitischen Sprecher Harald Ebner  Foto: Störr

Bundestags- abgeordneter kritisiert Preisverfall in der Landwirtschaft und plädiert für bessere Förderung

In der Landwirtschaft müsse es zu einem Umdenken kommen, um die Abwärtsspirale aus Überproduktion und Preisverfall aufzuhalten. So hat es der Bundestagsabgeordnete der Grünen, Harald Ebner, bei seinem Besuch in Haslach gesehen.

Haslach. Der agrarpolitische Sprecher der Partei war auf Einladung der Landtagsabgeordneten Sandra Boser und des Haslacher Ortsverbands der Grünen im Kinzigtal angetreten, um über die Milchkrise und eine nachhaltige Landwirtschaft zu diskutieren. Das Interesse seitens der Landwirte war gering, nur wenige Zuhörer hatten den Weg in den Bürgersaal gefunden.

"Wir diskutieren seit Jahren um den Erhalt der kleinbäuerlichen Betriebe in unserer Region. Es geht dabei auch für den Verbraucher nicht nur um die landwirtschaftlichen Produkte, sondern um das Aufrechterhalten der Landschaft und damit um die Gestaltung des ländlichen Raums", führte Boser ins Thema ein. Sie verwies auf die schwierige Fördersituation im Kontext der EU-Richtlinien und betonte: "Essentiell wäre eine Wirtschaftlichkeit, die sich nicht nur über den Gewinn definiert, sondern auch über den Beitrag am Gemeinwohl."

Rückgang der Landwirtschaftsbetriebe sei erschreckend

Der Bundestagsabgeordnete Ebner verwies auf die Verbrauchererwartung und die gesellschaftspolitische Erwartung, wenn es um das Thema Essen gehe. "Bio und Regional sind maximale Wachstumsmärkte, die demnächst die Zehn-Milliarden-Jahresumsatz-Marke knacken werden", betonte er. Die Bevölkerung sei kritisch und interessiert, darin liege für die Landwirtschaft eine große Chance auf Wertschätzung für die geleistete Arbeit. Dass in den vergangenen 35 Jahren in der Ortenau von einst 8000 landwirtschaftlichen Betrieben heute nur noch 3500 bewirtschaftet würden, sei erschreckend. Allerdings müssten die Lebensmittel immer noch zu oft "nicht preiswert oder günstig, sondern einfach nur billig" sein. Da gelte es eine Schnittmenge aus den Bedürfnissen der Gesellschaft und denen der Landwirtschaft zu suchen, in der beide zusammenkämen. Bei der Milch und den Schweinen liege ein Marktversagen vor. Die Angebotsseite könne nicht richtig reagieren, während sich die Preisentwicklung marktkonform verhalte. "Wenn zuviel Milch am Markt ist, fällt der Preis ins Bodenlose", so das Fazit.

Da die weltweite Konkurrenz bei Lebensmitteln nicht über die Qualität, sondern rein über die Menge entschieden werde, gebe es viele ungute Begleiterscheinungen. Mit der Umschichtung der Direktzahlung sei ein Einstieg zur Veränderung des Produktionsfokus geschaffen. "Wir müssen wegkommen vom reinen Mengenmarkt", war der dringende Appell des Abgeordneten.

Die europaweiten Gelder für eine freiwillige Reduzierung der Milchmenge seien bereits ausgeschöpft, Steuererleichterungen würden ausschließlich gewinnerwirtschaftenden Betrieben helfen und die Konzentrationsprozesse bei Saatgut, Pestiziden und Düngemitteln würden mit Sorge beobachtet. "Der Bauer ist am Ende kein Bauer mehr, wenn er sein Land verkaufen muss, um liquide zu sein", gab Ebner zu bedenken.

Einfachere Kennzeichnung für Fleisch gefordert

Er plädierte für eine Fleischkennzeichnung in vier Stufen von Null für Bioqualität bis hin zu Vier für Masse. "Kein Tier mit der vier" müsse sich dann als Slogan einprägen, wie das einst bei den Eiern ("Kein Ei mit der Drei") hervorragend funktioniert habe.

Der Umbauplan in der Tierhaltung werde viel Geld kosten, sei aber alternativlos. Die Kritik in der offenen Diskussion richtete sich dann in erster Linie gegen die Bürokratisierung und ein unnötig kompliziertes Förderprogramm "Fakt" mit De-minimis-Regelung. Im vorherigen Agrarumweltprogramm MEKA habe es viele gut funktionierende und eingespielte Förderungen gegeben, die herausgestrichen wurden. In Diskussionen werde sich aufgerieben, obwohl jeder für sich recht hätte.

Dabei bräuchte man keine Unterstützung, wenn man von der Förderung wegkomme und von der eigenen Hände Arbeit leben könnte. Das allerdings gehe nur über den Preis, denn der derzeitige Wertschöpfungsverlust auf dem Milchmarkt könne mit keiner Förderung ausgeglichen werden.