Norbert Limberger (von links), Katrin Spathelf, Renate Buchgeister, Ursula Boschert, Otto Meier, Dorit Kern, Adolf Kopp und Pfarrer Helmut Steidel eröffneten in der Haslacher Sparkasse die Ausstellung "Gute Pflege ist mehr als…" Foto: Störr Foto: Schwarzwälder-Bote

Soziales: Ausstellung stellt Alltag von Pflegenden in den Mittelpunkt / Berufsgruppe ist stark belastet

Der gesellschaftliche Wandel und die demografische Entwicklung verleihen dem Thema Pflege zunehmende Bedeutung. Mit der Ausstellung in der Haslacher Sparkasse rückt die katholische Arbeiterbewegung (KAB) die Alltagsarbeit der Pflegekräfte in den Mittelpunkt.

Haslach. "Der Zeitpunkt der Ausstellung ist gut gewählt, zum 1. Januar ändert sich die Pflegeversicherung grundlegend. Aus den bisherigen drei Pflegestufen werden künftig fünf Pflegegrade", erklärte Norbert Limberger als Netzwerk- und Geschäftsstellenleiter der AOK. Eine besonders wichtige Rolle würden dabei die Mitarbeiter spielen, "die die hochwertvolle Aufgabe der Pflege übernehmen."

Die AOK sehe unter anderem in Prävention statt Pflege ein bedeutendes Feld. Gute Pflege habe viel mit den Arbeitsbedingungen zu tun. Mehr Zeit für die Menschen, ein Lohn, mit dem die Familie ernährt werden könne, und ein größerer Gestaltungsspielraum seien laut Umfragen dafür unabdingbar. Limberger betonte: "Obwohl derzeit etwa zwei Drittel der Pflegebedürftigen von Angehörigen umsorgt werden, sind künftig immer mehr Menschen auf qualifizierte Pflege angewiesen, wofür immer weniger Angehörige zur Verfügung stehen würden."

Das neue Pflegestärkungsgesetz stehe vor der Tür, bei der Umsetzung gelte es Parallelstrukturen zu vermeiden. "Dafür müssen bestehende Netzwerke gestärkt und Verantwortlichkeiten klar definiert werden", so Limberger.

Bis zum 5. Januar wird die Ausstellung zu den üblichen Öffnungszeiten begehbar sein, Informationshefte und Broschüren werden den Interessierten mitgegeben. Sein besonderer Dank gelte "der sehr aktiven Haslacher Ortsgruppe" mit mehr als 70 Mitgliedern um Dorit Kern, Gotthard Vetter und Adolf Kopp" für die Organisation. "Wussten Sie, dass die in der Pflege Arbeitenden die am stärksten gefährdete Gruppe für psychische Erkrankungen ist?", fragte Meier dann die Gäste. "Der finanzielle Druck nimmt in der Pflege ständig zu", bedauerte Meier und sprach von einer zunehmenden Ökonomisierung in der Pflege.

Die gesellschaftlich so unverzichtbare Arbeit werde schlecht entlohnt und die Pflegenden seien gesundheitlich gefährdet. Private Anbieter würden sich die Rosinen herauspicken und dort arbeiten, wo die Rendite stimme. Die Sozialunternehmen wie Caritas, Diakonie, Arbeiterwohlfahrt oder Arbeiter-Samariter-Bund würden dagegen ihren Versorgungsauftrag in der Fläche sehen und annehmen.

"Diese Rechnung kann nicht aufgehen", befand der Diözesansekretär. Er plädierte für eine solidarische Regelung der Beitragszahlung in die Pflegekassen und verwies auf den Abschlussbericht der Enquetekommission "Pflege" mit Ergebnissen und Erkenntnissen zur Stärkung des Pflegeberufs, der Verbesserung der Arbeitsbedingungen, der Sicherstellung der Aus- und Weiterbildungsqualität sowie die Stärkung pflegender Angehöriger.

Renate Buchgeister ist die Nachfolgerin von Otto Meier und ab Januar neue KAB-Diözesansekretärin. Bis November war sie als Pflegefachkraft der Sozialstation Kirchzarten tätig und erzählte aus ihrer persönlichen Erfahrung. "Was fehlt, was auch die Kasse nicht bezahlt, ist Zeit", war ihre Hauptkritik – beispielsweise die Zeit für Gespräche mit dem zu Pflegenden, aber auch mit den Angehörigen. Selbst wenn die Geschäftsleitung viel Verständnis für längere Einsätze zeige, bleibe das Problem der Refinanzierung. Die Diskrepanz sei sehr frustrierend. "Es kann nicht sein, dass Arbeit geleistet wird, die nicht bezahlt wird", war ihr persönliches Fazit.