Die Pflanzen stehen lassen ist auch keine Alternative. Zwar wird die Mutterpflanze selbst nicht mehr austreiben, hat sich dafür aber weitflächig ausgesamt. Foto: Störr

Giftigkeit eigentlich nicht unbekannt. Rasante Ausbreitung ist das Problem.

Haslach - Das Jakobskreuzkraut ist ein altes, heimisches Kraut und seine Giftigkeit eigentlich nicht unbekannt. Neu ist allerdings die rasante Geschwindigkeit, mit der es sich im Kinzigtal ausbreitet.

Was als Pflanze im Wiesenstrauß mehr als dekorativ wirkt, sollte nicht im Grünfutter der Landwirte landen. So wird es seit Jahren von den Vertretern der Landwirtschaftsämter bei entsprechenden Versammlungen weiter gegeben.

Lebergewebe besonders von Rindern und Pferden leidet

Denn im Jakobskreuzkraut enthaltene Pyrrolizidin-Alkaloide werden im Körper verstoffwechselt und damit zu giftigen Produkten, die zuerst das Lebergewebe der Tiere, die es essen, angreifen. Dabei reagieren Pferde und Rinder offensichtlich weitaus empfindlicher als Schafe und Ziegen.

Blüten und Samenkapseln gehören in den Restmüll

"Die Leute sehen das Problem der starken Vermehrung nicht", meint Angelika Kalmbach-Ruf seitens des Bunds für Umwelt- und Naturschutz (BUND) Mittleres Kinzigtal. Die explosionsartige Verbreitung liegt ihrer Einschätzung nach an der falschen Behandlung der Pflanzen. "Weder die Blüten noch die Samenkapseln lassen sich kompostieren und gehören in den Restmüll. Ähnlich wie beim Löwenzahn werden die Samenschirmchen vom Wind verbreitet."

Das Gleiche lasse sich vom Japanknöterich und dem indischen Springkraut sagen, dessen Verbreitung im Eilverfahren vor sich gehe. Was beim einen die Blüten und Samenkapseln, seien beim anderen die Wurzeln – aggressiv auf Verbreitung angelegt.

"Auf dem Moosemättle blüht eine ganze Wiese voller Jakobskreuzkraut", erzählt Kalmbach-Ruf. Dort sei sie um Hilfe gebeten worden. Man könne das Kraut zwar prinzipiell durch das Abdecken mit Folie abtöten – aber bei einer ganzen Wiese sei das schlichtweg unmöglich.

Sicherster Schutz ist das Ausstechen von Jungpflanzen

Der sicherste Schutz vor Verbreitung des Jakobskreuzkrautes sei das Ausstechen der Jungpflanzen, was auf Weideflächen einen großen Arbeitsaufwand bedeute. Deshalb gelte es zumindest, die Samenbildung zu vermeiden.

Dass die Pflanzen nicht nur im frischen Zustand, sondern auch als Heu oder Silage die Pyrrolizidin-Alkaloide behalten, lässt sich beim "Arbeitskreis Kreuzkraut e.V." im Internet nachlesen. Der Verein hat sich die Aufklärung über das Jakobskreuzkraut zur Aufgabe gemacht und zeigt "die giftige Wirkung für Mensch und Tier" auf.

Dass allerdings Spaziergänger oder gar Kinder in Gefahr einer Vergiftung durch Jakobskreuzkraut geraten, hält die Haslacher Wildkräuter- und Heilpflanzenpädagogin Cornelia Schoch-Koegel für nahezu ausgeschlossen. "Kein Kind würde freiwillig von dem Kraut essen, schon gar nicht in großen Mengen. Es schmeckt ähnlich unangenehm wie Holunder- oder Vogelbeeren."