Gerhard Koppelstätter, katholischer Pfarrer in Hausach, freut sich auf ein gutes Glas Rotwein an Heiligabend. "Nach dem Gottesdienst bin ich schlaff aber auch innerlich zufrieden." Fotos: Neumann Foto: Schwarzwälder-Bote

Drei Pfarrer aus dem Kinzigtal berichten von der Herausforderung, trotz Terminen entspannt zu feiern

Von Till Neumann

Mittleres Kinzigtal. Der Advent ist für so manchen eine stressige Zeit. Geschenke müssen gekauft werden, Karten sind zu schreiben und Termine zu erledigen. Wie geht es dabei den Pfarrern unserer Gemeinden? Bleibt neben Gottesdiensten und Feiern Zeit für Besinnung?

"Ich werde oft gefragt, ob Weihnachten für mich als Pfarrer nicht ein besonderer Stress sei", berichtet Gerhard Koppelstätter, katholischer Pfarrer und Leiter der Seelsorgeeinheit Hausach-Hornberg. Seine Antwort sei immer die gleiche: "Es geht mir wie euch. Ich versuche mich, darauf einzustellen."

Der 65-Jährige sitzt einige Tage vor Heiligabend entspannt im schwarzen Strickpullover auf der Couch in seinem Arbeitszimmer in Hausach. Zeit für ein Gespräch ist allemal. Dennoch erlebt er die Adventszeit als anstrengend: Krankenbesuche sind zu erledigen, Predigten zu schreiben und auf vielen Weihnachtsfeiern sei er ein gern gesehener Gast.

Für die Gottesdienste viel vorgenommen

Doch die Herausforderung nimmt er gerne an: "Weihnachten ist ein besonderes Fest. Es macht mir großen Spaß, den Leuten die frohe Botschaft näher zu bringen. Ich schöpfe daraus viel Kraft."

Diese braucht er auch. Denn für die weihnachtlichen Gottesdienste hat er sich viel vorgenommen: "Ich will die Gottesdienste mit Power stemmen, sie mit Leben füllen." Seine Zuhörer sollen merken, dass er hinter dem stehe, was er sage. In seinem Alter sei das eine echte Herausforderung.

Etwas ungern erinnert er sich an einen Heiligabend vor rund zehn Jahren. Damals sei er mit einer Erkältung stark angeschlagen gewesen. Seine Stimme war schwach. "Ich war kurz davor, beim Gottesdienst nicht zu singen. Dann habe ich es doch gemacht", erinnert sich Koppelstätter. Er habe zwar mehr gekrächzt als gesungen, aber: "Weihnachten ohne Singen ist wie Suppe ohne Salz".

Den Tagesablauf für heute hat er schon im Vorfeld durchgeplant. "Vormittags lasse ich es gemütlich angehen. Ich versuche mich auf das Fest einzustellen", berichtet der Pfarrer. Es gibt ein gemütliches Frühstück, er wird ein wenig lesen und nach dem Mittagessen wie jeden Tag mit dem Pfarr-Hund spazieren gehen.

Aus dem Papst sprudelt es heraus

Nachmittags stehen die Christmetten auf dem Programm: Um 17 Uhr wird er den Gottesdienst in Niederwasser leiten, um 19 Uhr den in Gutach. Die Predigten dafür hat er bereits vor mehr als einer Woche geschrieben.

Die Inspiration dafür hat er sich in verschiedenen Büchern geholt. Sie liegen auf mehreren Stapeln vor ihm auf dem Tisch seines Arbeitszimmers. Eines trägt den Titel "Weihnachtspredigten". Es beinhaltet Gedanken des Papstes. Koppelstätter schätzt diesen besonders. "Der Papst muss sich für so eine Predigt nicht inspirieren lassen. Da sprudeln die Gedanken nur so heraus", schwärmt Koppelstätter. Diese Gabe hätten nur sehr wenige.

Nach 19 Uhr wird er zum entspanntesten Teil des Tages kommen. "Mit meiner Haushälterin Jeannette Fischer werde ich den Tag gemütlich ausklingen lassen." Es wird Kartoffelsalat und Schäufele geben und, ganz wichtig für Koppelstätter, ein gutes Glas Rotwein.

Zudem werden er und Fischer sich kleine Aufmerksamkeiten schenken. "Etwas praktisches für den Alltag. Man hat sonst ja schon sehr viel." Und auch sein Hund Ivo wird beschenkt: Koppelstätter spendiert dem Zwergpudel ein großes Festmenü.

Etwas anders geht es bei der evangelischen Pfarrfamilie Diepen zu. Mirko Diepen (42), Pfarrer in Gutach, und seine Frau Imke Diepen (38), zuständig für die Pfarrgemeinde in Hausach, haben vier Kinder. Diese sind ein, drei, acht und zwölf Jahre alt. Das macht Weihnachten im Pfarrhaus in Gutach zwar "spannend", aber auch "intensiv".

Einerseits hat das Paar heute drei Gottesdienste zu leiten, andererseits will es ihren Kindern "normale Weihnachten" bescheren. Die Organisation der vergangenen Tage wurde deswegen gestrafft: "Man muss die ganzen Vorbereitungen einfach bis zum 24. auf die Reihe bringen, sonst geht es nicht", erklärt Imke Diepen im weihnachtlich geschmückten Wohnzimmer der Pfarrer-Familie.

Als Stress empfindet sie den Advent nicht. "Es ist eine gefülltere Zeit. Wichtig ist für mich die inhaltliche Vorbereitung. Das ist etwas sehr Positives." Die Pfarrerin leitet heute um 15.30 Uhr den Gottesdienst in Hausach. Den zweiten in der Gemeinde um 17 Uhr übernimmt ein Kollege. "Dafür bin ich sehr dankbar", sagt Diepen. Denn so ist sie schon am Nachmittag bei ihren Kindern.

Ihr Mann muss dafür länger ran. Er leitet in Gutach den Gottesdienst um 15 und um 17 Uhr. Zwischendurch wird er für rund 15 Minuten zu Hause vorbeischauen. Sein Arbeitstag endet erst gegen 19.30 Uhr.

Die Bescherung mit den Kindern ist bis dahin schon gemacht. "Sie so lange warten zu lassen, ist unmöglich", sagt Mirko Diepen. Er spricht aus Erfahrung: Der Versuch einer späten Bescherung ist vor einigen Jahren gescheitert. Im Rückblick nennt Imke Diepen es das "Katastrophenweihnachten." Die Kinder seien vor lauter Warterei ganz aus dem Häuschen gewesen und ihr Mann recht früh auf der Couch eingeschlafen. "So soll es nicht mehr laufen", sagt Imke Diepen. Ihr Mann nickt.

Das Weihnachtsfest startet bei der evangelischen Familie heute Vormittag: "Wir gehen mit den Kindern in einen Stall und spielen die Weihnachtsgeschichte nach", erklärt Imke Diepen. Dann kommen Verwandte vorbei. Sie kümmern sich um die Kinder und schmücken den Baum während die Pfarrer am Nachmittag unterwegs sind. Am Abend, wenn auch ihr Mann wieder zurück ist, wird gemeinsam gegessen.

Dann kehrt für die Familie "weihnachtliche Ruhe" ein, wie Imke Diepen es nennt. Doch diese wird schon morgen wieder unterbrochen – zumindest für einen kurzen Moment. Dann wird die jüngste Tochter zwei Jahre alt.