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Klaus Bea aus Wolfach ist seit 43 Jahren als Nikolaus im Einsatz

Der 6. Dezember ist für ihn ein ganz besonderer Tag. Nicht nur, weil Klaus Bea dann seinen Namenstag feiert. Der Wolfacher schlüpft an diesem Tag in ein weißes Gewand, legt den roten Mantel an, greift zum Bischofsstab, zieht sich den weißen Rauschebart über den Kopf und setzt feierlich die Mitra auf. Seit sage und schreibe 43 Jahren bringt er die Augen von Kleinen und Großen zum leuchten, wenn er in der Adventszeit als Heiliger Nikolaus Kindergärten, Vereine oder Seniorenheime in und um Wolfach herum besucht. Bea übt seine Rolle mit viel Leidenschaft aus – seine Augen strahlen mit denen seiner Schützlinge um die Wette.

"Ich komme als Freund der Kinder. Vor mir braucht ihr keine Angst haben", blickt der Niko(k)laus Bea freundlich in die Runde. Sein erster als Einsatz als Nikolaus ist in diesem Jahr bei der Eltern-Kind-Gruppe des katholischen Bildungswerks. Die trifft sich jeden Montagvormittag im Gemeindehaus der katholischen St.-Laurentius-Kirche Wolfach. Die Allerjüngsten sitzen auf den Schößen ihrer Mütter und Großmüttern. Sie scheinen noch ein wenig schüchtern, einige kuscheln sich eng an ihre Mamas. Der Wolfacher kniet sich zu ihnen in den Sitzkreis. In der Mitte steht ein kleiner Holzschlitten, auf dem ein Sack mit Geschenken liegt. Spätestens als er diese austeilt, ist das Eis gebrochen. "Mir ist ganz wichtig, liebe Kinder, dass ihr mich in guter Erinnerung behaltet", verabschiedet sich der Mann mit dem weißen Rauschebart.

"Die ganz Kleinen haben manchmal ganz großen Respekt", sagt Klaus Bea. In der Woche um den 6. Dezember ist er beinahe täglich im Einsatz und genießt es in vollen Zügen. "Mir ist vor allen wichtig, mit den Kindern in einen Dialog zu treten", betont Bea. Er möchte nicht erschrecken oder ausschimpfen, wenn jemand ’mal nicht brav gewesen ist oder sein Zimmer nicht aufgeräumt hat. "Ich frage das Mädchen oder den Jungen einfach, was sie besser machen können. Die sehen dann: ›Der Nikolaus meint es gut mit mir‹", erklärt Bea, dessen großes Vorbild als Nikolaus der verstorbene Fritz Jehle ist.

Klaus Bea sammelt Spenden für krebskranke Kinder

Für seine Auftritte bereitet sich der Freund der Kinder jedes Mal individuell vor. Kindergarten, Seniorengruppe oder Verein – Bea möchte die Geschichte des Heiligen Nikolaus nicht "einfach so runterleiern", sagt der Wolfacher. In seiner 43-jährigen Laufbahn hat er viel Schönes und Bewegendes erlebt. Als Nikolaus besucht er auch kleine Patienten in einer Freiburger Kinderklinik. "Das war vor vier Jahren. Ein schwer krankes Mädchen war zunächst ganz zurückhaltend, aber öffnete sich dann so nach und nach", berichtet Bea. Ein anderes Mal hat er in Wolfach zwei Mädchen aus Indonesien getroffen. "Eines kam plötzlich auf mich zu, lupfte den Bart und gab mir ein Küsschen", sagt Bea strahlen. Das seien die Schlüsselerlebnisse, die er brauche, um immer wieder in die Rolle des Nikolaus schlüpfen zu können. Der Wolfacher organisiert seine Einsätze privat und möchte dafür auch nicht bezahlt werden. Stattdessen bittet Bea seit 30 Jahren um Spenden für den "Förderverein für krebskranke Kinder" in Freiburg. Dabei sind bereits 10 000 Euro zusammengekommen, die allein auf Beas Engagement zurück gehen.

Der Kindergarten "Unterm Regenbogen" in Gutach erwartet den Nikolaus am Morgen des 6. Dezembers schon sehnsüchtig. Bea bereitet sich – ungesehen von den Kinder – auf seinen Auftritt vor. Er kleidet sich im Heizraum der Einrichtung ein, klärt die letzten Details mit Erzieherin Many Finkbeiner und zieht dann mit dem Glöckchen in der Hand in den Kindergarten. "Sei gegrüßt, lieber Nikolaus, wieder ziehst du von Haus zu Haus", singen die Kinder und Erzieher zur Begrüßung für ihn.

"Wer hat denn heute Nacht vom Nikolaus geträumt?", fragt Bea. Zahlreich Finger schießen in die Höhe, Gedichte werden aufgesagt und Lieder gesungen. "Ich gehe davon aus, dass ihr die bravsten Kinder in Gutach seid", sagt Niko(k)laus und schaut erwartungsvoll in die Runde. "Jaaa!", rufen alle Kinder begeistert. Dafür bekommen die artigen Kinder natürlich auch Geschenke, die Bea begeistert verteilt.           

Lena Stangenberg