Als neue Organistin begleitete Judith Wernet etliche Gottesdienste wie hier in der Kirche Heilig Kreuz in Steinach. Foto: Becker

Judith Wernet spielt als ausgebildete Organistin in Kirchen bei etlichen Gottesdiensten.

Haslach - Gewiss nicht alltäglich ist, dass ein vierzehnjähriges Mädchen den Wunsch äußert, das Orgelspiel zu erlernen. Die heute siebzehnjährige Gymnasiastin Judith Wernet aus Haslach wollte ihrem großen Bruder Christian nacheifern, der bereits nebenamtlicher Organist ist. Allerdings war sie das erste Mädchen, das sich in einem solch zarten Alter zur Ausbildung anmeldete. Aber schon nach kurzer Zeit erkannte man ihr Talent und nahm sie in die Gruppe auf. Sie war damals quasi eine Pionierin auf diesem Gebiet.

Grundvoraussetzung für die Zulassung zum Orgelspiel ist in erster Linie eine mehrjährige Erfahrung am Klavier. Damit fing die musikalisch äußerst begabte Gymnasiastin schon mit sechs Jahren an. Nebenbei gehörte ihr Interesse auch dem Gesang, in dem sie sich ebenfalls ausbilden ließ. Vor drei Jahren begann sie dann mit der Ausbildung zum C-Schein für nebenamtliche Organisten. Dazu spielte sie jede Woche eine halbe Stunde am königlichen Instrument in der Haslacher Kirche unter der Anleitung und Schulung durch Kirchenmusiker Bernhard Mussler. Alle zwei Wochen war Unterricht bei Bezirkskantor Matthias Degott in Gengenbach. Zur gründlichen Ausbildung kamen jährlich noch zwei Intensivkurse im Sommer in Tauberbischofsheim und Winter auf der Reichenau mit eingehender Vorbereitung auf die Prüfung hinzu. Zur praktischen Ausbildung gehörte selbstverständlich auch die Theorie. Technik der Orgel, Liturgik, Gregorianik und Musikgeschichte standen dabei auf dem Stundenplan mit insgesamt dreizehn verschiedenen Fächern.

Hinzu kam noch die Orgelliteratur, sowohl Klassik als auch Moderne. Kenntnisse im Tonsatz und in der Gehörbildung waren ebenfalls Mosaiksteine der Ausbildung. Ausführlich wurde auch die Schulung zum Chorleiter betrieben. Die Abschlussprüfung, die sie im Oktober/November vergangenen Jahres vor der Kommission ablegte, bestand aus elf Einzelgebieten. Dabei war das Vorspielen ausgewählter Werke mit verschiedenen Schwierigkeitsgraden ein ganz wichtiger Teil. Mit dazu gehörte auch noch die Klavierprüfung. Am Schluss hatte Judith mit dem Gesamturteil "gut bis sehr gut" bestanden, was eine hervorragende Leistung ist.

Praktische Erfahrung sammelt sie schon während ihrer Lehrzeit. So spielte sie bereits mehrmals in Gottesdiensten und Vorabendmessen in den Kirchen der Umgebung. Auch Seelenämter begleitete sie kirchenmusikalisch. Wenn sie bei Trauungen beauftragt wird, freut sie sich sehr. Denn dabei kann sie auch ihre helle und klare Sopranstimme erklingen lassen. Selbstverständlich spielt und singt sie aber das, was das Brautpaar sich wünscht. An ihren ersten Einsatz in Welschensteinach kann sie sich noch genau erinnern. "Aufgeregt war ich schon, aber es verlief alles gut", stellte sie im Nachhinein zufrieden fest. Zumal sie sich am Vorabend den Fuß beim Abschlussball ihres Tanzkurses verstaucht hatte. Dennoch biss sie die Zähne zusammen, um auch das Pedal bedienen zu können. Da sie das Orgelspiel leidenschaftlich gerne betreibt, ist sie auch bereit, auf Anfrage den Organistendienst zu versehen. Dabei spielen der Ort der Kirche und die Konfession keine Rolle.

Zur Zeit bereitet sie sich auf ihr Abitur am RGG Hausach vor. Danach strebt sie ein Lehramtsstudium für Gymnasien an. Musik ist dabei ihr Hauptfach, als zweites Fach wählt sie Mathematik.