Manfred Hildenbrand hat sich der Historie Haslachs gewidmet. Foto: Archiv: Störr

Trauer: Manfred Hildenbrand gestorben

Haslachs Ehrenbürger Manfred Hildenbrand ist am Samstagabend gestorben. Die Trauer ist sehr groß. Die Beerdigung findet am Freitag, 10. März, um 16 Uhr auf dem Haslacher Friedhof statt.

Haslach. Für Haslach ist der Tod von Manfred Hildenbrand ein enormer Verlust. "Es ist, als wäre eine Bibliothek verbrannt", bedauerte Bürgermeister Heinz Winkler. "Wir haben eine herausragende Persönlichkeit unserer Zeit verloren." Auf Dauer bleibe die Dankbarkeit für all das, was der Verstorbene in den vergangenen 50 Jahren für Haslach geleistet habe. Der Rat und das Wissen Hildenbrands würden künftig sehr vermisst. "Wir teilen unsere Trauer mit seiner Ehefrau Eva, Sohn Georg und Tochter Barbara sowie deren Familien", betonte Winkler.

Am 20. Februar 1935 wurde Hildenbrand in Karlsruhe geboren. Ostern 1964 kam er als Junglehrer an die Haslacher Realschule. Dort war er 22 Jahre lang Konrektor, neun Jahre davon Fachberater und Seminarleiter für Geschichte im Schulkreis Offenburg und wurde 1997 pensioniert.

In seiner Freizeit widmete er sich Haslachs Historie. Beinahe 50 Jahre lang leitete er das Haslacher Stadtarchiv, war 37 Jahre lang Vorsitzender des historischen Vereins Haslachs, mehr als 40 Jahre lang stellvertretender Vorsitzender der literarisch bedeutungsvollen Heinrich-Hansjakob-Gesellschaft, beinahe 40 Jahre lang beauftragter Denkmalpfleger für den Verwaltungsraum Haslach und leitete seit 1985 das Haslacher Hansjakob-Museum mit entsprechendem Archiv. Dort richtete er die ständigen Ausstellungen der Maler Carl Sandhaas, Otto Laible, Louis Blum sowie Julius Allgeyer ein und war federführend an der Neugestaltung des Museums im vergangenen Jahr beteiligt.

Haslachs Kulturamtsleiter Martin Schwendemann ist bei aller Trauer "dankbar für die unermüdliche Forschungsarbeit, Hildenbrand war in den Archiven zuhause". Dass daraus ungezählte Bücher, Schriften und Zeitungsartikel entstanden, lässt sich aus Peter Schäfers Auswahl-Bibliografie herauslesen, die zum 80. Geburtstag des Verstorbenen erstellt wurde. "Man kann nur erahnen, welche immense Arbeit und Ausdauer erforderlich waren, diesen heimatkundlichen und heimathistorischen Schatz zu erarbeiten", ist dort zu lesen.

Name wird auf ewig mit der Stadt Haslach verbunden bleiben

Für Haslach sind die vierbändige Stadtchronik und das Standartwerk über Heinrich Hansjakob "Rebell im Priesterrock" bleibende Elemente, die den Namen Manfred Hildenbrand auf Ewig mit der Stadt verbinden werden.

Den Impuls zur Forschungsarbeit über die NS-Gewaltherrschaft in Haslach habe der Verstorbene als SPD-Mitglied erhalten. Vorstandsmitglied Gerd Pfeiffer sprach von einem sehr großen Verlust für den Ortsverein, dessen Vorsitz Hildenbrand zehn Jahre lang inne hatte. Eingetreten zu Zeiten Willy Brandts und dessen Ost-Politik, hätten die Auschwitz-Prozesse des damaligen Generalstaatsanwalts Fritz Bauer den Ausschlag für die Forschungen gegeben. "Es war ihm immer ein besonderes Anliegen, dass so etwas in der Geschichte nicht mehr passieren darf", betonte Pfeiffer. Mit der Aufarbeitung der Nazi-Diktatur in Haslach hatte sich der Verstorbene damals nicht nur Freunde gemacht. Er gab zudem den entscheidenden Impuls für die Gedenkstätte "Vulkan".

Auch der Narrenzunft stand Hildenbrand mit seinem Fachwissen beratend zur Seite. Vorsitzender Manuel Seitz erinnert: "Er hat bei den Broschüren der Narrenzunft zum 100-jährigen Jubiläum der Ranzengarde und dem Narrentreffen 1987 sehr wertvolle Beiträge geleistet."

Das außergewöhnliche Engagement und Lebenswerk Hildenbrands wurde vielfach ausgezeichnet und gewürdigt. 1978 erhielt er den Ehrenteller der Stadt Haslach, es folgten 1984 die Goldene Hansjakobmedaille, 1985 die Goldene Stadtmedaille, 1994 die Landesmedaille für Verdienste um die Heimat Baden-Württemberg und 1998 das Bundesverdienstkreuz am Bande. Für das Erstellen der vierbändigen Stadtchronik wurde ihm 2009 die Ehrenbürgerwürde der Stadt Haslach verliehen. 2010 gewann der Verstorbene den zweiten Platz beim Landespreis für Heimatforschung in Sulzburg, 2011 wurde ihm der "Kinzigtaler" für besondere Verdienste um die heimische Kultur, das Brauchtum und die Fastnacht verliehen. 2014 bekam er die Ehrennadel für seine 50-jährige SPD-Mitgliedschaft und im März 2015 trug er sich zusammen mit Ehefrau Eva ins Goldene Buch der Stadt Haslach ein.