Fotos: Kleinberger Foto: Schwarzwälder-Bote

Mozart Heroes beeindrucken in Haslach

"Wir sind gespannt, was uns hier erwartet", schickte Chris, eine Hälfte des Musikerduos Mozart Heroes, dem Konzert am Samstagabend im Haus der Musik voraus. Die rund 60 Gäste waren das ebenfalls – und wurden nicht enttäuscht.

Haslach. Eröffnet wurde das Konzert zudem von der Kinzigtäler Band "Try Tomorrow", die zum ersten Mal mit ihrem neuen Bandmitglied Robin auftraten. Bekanntere Stücke etwa von Neil Young standen neben Eigenkompositionen. Die warme Stimme von Lisa Weißer harmonierte gut mit den Gitarren- und Mundharmonikaklängen ihrer Mitstreiter.

Und dann wurde es ungewöhnlich. Die Mozart Heroes sind nicht die ersten, die auf die Idee kamen, das Cello mit der Rockmusik zu verbinden. Was die Finnen von Apocalyptica in nunmehr 23 Jahren zur Perfektion gebracht haben, funktioniert aber auch in einer kleineren Besetzung. Und mit einem etwas veränderten Zugriff auf die Musik. Denn der Abend hätte das Potenzial gehabt, zu einer Apocalyptica-Kopie zu verkommen. Glücklicherweise verfügen Chris (Cello) und Phil (Gitarre) jedoch über genügend Selbstbewusstsein, ihren eigenen Weg zu gehen. Im Haslacher Haus der Musik bedeutete das: Es wurde ordentlich gerockt – aber vor ihren klassischen Wurzeln verneigten die Musiker sich immer wieder.

Furioser Übergang zwischen Klassik und Rock

So begannen sie furios mit einem klassischen Satz, der zunächst fast unbemerkt in "Enter Sandman" von Metallica überging. Der Apocalyptica-Vergleich drängte sich also schon zu Beginn auf. Denn immerhin haben die Finnen mit ihrem ersten Album, das ausschließlich Metallica-Coverversionen enthielt, einst die Rockwelt aufgerüttelt.

Mit der anschließenden Reise durch die Welt der Klassik und des Pop war dieser Vergleich jedoch gleich wieder vom Tisch. Faszinierende Reinterpretationen moderner Popsongs und Rockklassiker standen neben klassischen Stücken und Ausflügen in die Filmmusik. Besonders im zweiten Teil des Konzerts wurden härtere Töne angeschlagen – da schrie das E-Cello beizeiten auch einmal wie eine E-Gitarre.

Dabei unterstützten die beiden sich gewissermaßen selbst. Denn klassische Arrangements oder moderne Songs kommen nicht unbedingt mit den zwei Melodiestimmen, die Chris und Phil live auf die Bühne bringen können, aus. Daher waren einige der Stücke mit zusätzlichen Tonspuren unterlegt. Diese haben die Musiker aber selbst eingespielt. Wie das funktioniert, demonstrierten sie mit einer kleinen Einlage, bei der Phil seine Akustikgitarre kurzerhand zur Percussion umfunktionierte.

Faszinierend zu beobachten war das enge Zusammenspiel der Musiker. Sie waren auf der Bühne konstant in Kontakt, spielten auch schwierigste Läufe perfekt aufeinander abgestimmt. Besonders die Übergänge, wenn klassische Stücke wie etwa von Schubert sich zu bekannteren Melodien – in diesem Fall die "Game of Thrones"-Titelmelodie – zeugten darüber hinaus von einer gehörigen Portion Kreativität. Chris zeigte mit dem Cello-Solo der Filmmusik zu "Sieben Jahre in Tibet" zudem eine Meisterleistung, Phil gleichermaßen mit Barrios’ "La Catedral".

Eine gesunde Mischung aus Pop und Klassik also – auch abseits ausgetretener Pfade: So kamen zwei Stücke von Depeche Mode zu ihren Ehren. Dass "Enjoy the Silence" und "Personal Jesus" (als Zugabe) ausgerechnet auf Cello und Gitarre dargeboten derart gut funktionieren würden, wäre ohne Demonstration kaum denkbar gewesen.

Zum Ende dann ein kleiner Schockmoment, als Phil sein Cello umwarf. Mit einem "Das ist Rock’n’Roll" wurde der Patzer jedoch nonchalant abgetan und der anschließend nötige Saitenwechsel gekonnt von Chris auf der Gitarre überbrückt. Zum Finale wurde es dann ruhig und gefühlvoll: Mit neuer Saite und "Nothing Else Matters" verabschiedeten die Schweizer sich von ihren begeisterten Gästen.

Wünschenswert wäre nur eines gewesen: Dass dieses außergewöhnliche Konzert mehr Anklang gefunden hätte.