Neues Modell für Hardt: Das Verah-Mobil ist jetzt in der Gemeinde unterwegs. Melanie Zernicke ist eine der beiden Helferinnen, die künftig Hausbesuche bei Patienten machen, und dabei den Arzt Gebhard Pfaff entlasten. Foto: Rath Foto: Schwarzwälder-Bote

Arztpraxis führt neues Modell für Hausbesuche ein / Vorteile für beide Seiten

Von Volker Rath

Hardt. Entlastung für den Hausarzt, die den Patienten ebenfalls zugute kommt: Die Gemeinschaftspraxis Aichhalden-Hardt-Eschbronn versorgt jetzt auch Hardt mit einem eigenen Verah-Mobil. Verah – das Kürzel steht für "Versorgungsassistenten in der Hausarztpraxis". Die Patienten im Raum Aichhalden können damit schon etwas anfangen. Nach den guten Erfahrungen dort wird das Konzept nun auch in Hardt eingeführt. Es soll die medizinische Versorgung in der Gemeinde weiter verbessern. Das dafür nötige Einsatzfahrzeug ist mittlerweile ausgeliefert. Das Grundprinzip ist einfach: Arzthelferinnen, speziell geschult, übernehmen einen Teil der Hausbesuche. Sie decken dabei die Aufgaben ab, die nicht zwingend der Arzt selbst leisten muss. Dazu zählen die Überprüfung von Medikamenten, die Abnahme von Blutproben, die Kontrolle von Verbänden oder die Blutdruck-Messung zwischendurch. Bemerken sie vor Ort ein ernsteres Problem, können sie den Arzt hinzuziehen. In Hardt besuchen künftig Susanne Müller und Melanie Zernicke Patienten daheim.

Seit ein paar Monaten sind die Verah-Helferinnen schon in Aichhalden auf Tour. Erstes Zwischenfazit: "Das ist eine deutliche Entlastung, die allen nutzt", sagt Gerhard Pfaff, promovierter Mediziner und einer der neun Ärzte des Praxisverbunds. Der Arzt kann sich auf seine Kernaufgaben konzentrieren, verliert nicht nutzlos Zeit auf der Straße. Wenn der Praxisbetrieb reibungsloser läuft, bleibt auch mehr Zeit für die Patienten. Das Verah-Mobil komme vor allem älteren, alleinstehenden und bettlägerigen Patienten sowie deren Angehörigen zugute. Das vergleichsweise junge Modell wird finanziell gefördert. Die AOK und der Verband der Hausärzte bezuschussen die Anschaffung der Autos.

Verah ist eine von mehreren Antworten auf das schleichende Hausarzt-Sterben, das vor allem den ländlichen Raum trifft. Die "klassische Landarztkarriere" schlagen immer weniger Mediziner ein, so Pfaff. Die Gründe seien verschiedene: Gedeckelte Gesundheitsausgaben, steigende Anforderungen an den Arzt, hohe Investitionskosten in die Praxen, Probleme, Beruf und Familie ins Gleichgewicht zu bringen – vor allem für Einzelkämpfer sei das mittlerweile nur noch schwer zu stemmen.

Die Ärzte in Aichhalden, Hardt und Eschbronn haben reagiert und im Oktober 2012 den Verbund mit "einer Praxis an drei Standorten" gegründet. Mit Erfolg: Neun Ärzte, Frauen und Männer, arbeiten zusammen und betreuen als Mannschaft rund 5000 Patienten im Quartal. Sie können sich stärker auf Fachgebiete spezialisieren, die Vertretungen sind geregelt. Ein Modell mit Vorbildcharakter, das andernorts gerne mal an Details scheitert. "Es verlangt etwas Flexibilität, sowohl in der Praxis als auch bei den Patienten", so Gebhard Pfaff, Gesellschafter und Mitbegründer der Gemeinschaftspraxis. "Aber es funktioniert."