Der Bascheshof gehört zu den Hardter Ur-Höfen. Die Geschichte des Anwesens ist bewegt. Archiv-Foto: Flaig Foto: Schwarzwälder-Bote

Gemeindejubiläum: Bascheshof zählt zu den Hardter Ur-Höfen / Bewegende Geschichte und Schicksale

Von Herbert Braitsch

Das Jubiläum "175 Jahre Hardt" ist zu Ende. Zum Abschluss folgt ein Blick in die Geschichte des Bascheshofs, der zu den Ur-Höfen zählt und der noch zwei eigene Jubiläen hatte: den 200. Geburtstag von Johann Georg Klausmann und den 175. von Josef Klausmann.

H ardt. Heimatgeschichte ist Ortsgeschichte, und in Hardt ist das in besonderem Maße auch die Geschichte der (Ur)-Höfe mit ihren Familien. Die Erinnerung an die Urgroßeltern ist verblasst. Viel zu wenige Geschichten des 19. Jahrhunderts wurden aufgeschrieben. Gut, dass der Hardter Ehrenbürger Alfons Brauchle Hof- und Familiengeschichten als wertvolles Gut betrachtete und seinem Hardter Heimatbuch hinterlassen hat. Interessenten müssen diesen Teil des Heimatbuchs, das schon einige Jahrzehnte alt ist, nur noch "aktualisieren".

Blitz erschlägt Besitzer – und beendet Ära der Familie Maurer

Das Jahr 1840 brachte für die Bauern "uf’m Hardt", aber auch für die "Muttergemeinde" Mariazell, eine Zeitenwende. 15 Bauern, "Rebellen" in einer unruhigen, revolutionären Zeit, erzwangen in einer "Volksabstimmung" in Mariazell ihre Unabhängigkeit und Selbstständigkeit. Sie machten damit selbstbewusst einen Schritt hin zur Demokratie. Die resoluten Bauern der Ur-Höfe wurden zu Pionieren der Neuzeit. Die Hardter Dorfgründung ist deshalb in weitem Umkreis einmalig und einzigartig.

Zum Jubiläum hatten der Hardter Ortsbauernverein mit den Familien Klausmann und Wehrle und vielen weiteren Helfern einen Tag der offenen Tür auf dem Bascheshof auf die Beine gestellt, der den Wandel der Höfe in Erinnerung brachte. Tausende Besucher kamen.

Interessant ist ein Blick in die Bascheshof-Geschichte der "Neuzeit". Gemeint sind 100 Jahre – drei Generationen – in der Zeit von 1840 bis 1940, also bis zum Zweiten Weltkrieg. Die wichtigsten Familien auf dem Bascheshof waren die "Maurer" und "Klausmänner". Vier Generationen Maurer lebten während des Mittelalters auf dem Hof, bevor er 1803 Klausmann-Besitz wurde. Der Hofname geht auf Sebastian (Bascha) Maurer (1707 bis 1759) zurück.

In die "Neuzeit" führte den Bascheshof Johann Georg Klausmann (1815  bis 1908). Sein 200. Geburtstag fällt In das Jubiläumsjahr von Hardt. Er hatte keine leichte Jugend. Als er 13 Jahre alt war, verstarb sein Vater Georg Adam Klausmann (1777 bis 1828). Mit 23 Jahren heiratete Johann Georg 1838 Theresia Flaig, die ihm bis 1862 insgesamt 18 Kinder zur Welt brachte, von denen acht früh starben. Johann Georg Klausmann war ein geachteter Bürger. Brauchle schreibt im Hardter Heimatbuch: "Aktiv beteiligte sich Johann Georg bei der Gründung der Gemeinde Hardt 1839/40... und wurde nach Ignaz Ganter 1844 bis 1850 der zweite Hardter Schultheiß. In diese Zeit fällt die deutsche Revolution von 1848/49. Dabei wird die besonnene Führung der Gemeinde durch den Schultheiß hervorgehoben, besonders weil er sich zum Schramberger Zwetschgenzug nach Stuttgart nicht bewegen ließ und auch beim Franzoseneinfall im Kinzigtal ... klaren Kopf behielt."

Interessant ist auch die Geschichte, wie sein Vater Georg Adam Klausmann als gänzlich Fremder Baschesbauer wurde. Dies geschah unter dem Motto "Des Einen Leid – des Andern Freud". Zitat aus der Pfarrchronik: "...1803 wurde Xaver Maurer, Baschisbauer, in seiner Schlafkammer vom Blitz erschlagen; sonderbar war es, dass sein Weib mit ihrem dreiwöchigen Kind, so bei ihm waren, unbeschädigt davon kamen..." Xaver Maurer wurde nur 31 Jahre alt.

Die Witwe Maria Anna, geborene Moosmann, erbaute das Haus sofort wieder. Auf dem Schramberger Viehmarkt lernte sie bald darauf den Georg Adam Klausmann kennen. Dieser stammte vom Scherzinger Hof bei Mühlenbach in der Nähe der Heidburg zwischen Haslach und Elzach. Johann Georg ist der zweite Sohn dieser Ehe. Im Hardter Heimatbuch ist ein historisches Foto (vor 1900) von Johann Georg Klausmann abgebildet, betitelt: "Der letzte Träger der Hardter Männertracht."

175 Jahre Josef Klausmann, geboren 1840: Genau zu Beginn der Hardter Neuzeit 1840 wurde Josef Klausmann als ältester Sohn von Johann Georg geboren. Er war ebenfalls Kommunalpolitiker. Auf einem historischen Foto "Der Gemeinderat von Hardt um 1900" ist er rechts stehend abgebildet. Josef Klausmann ist Stammvater der Neuzeit. Auch er gründete eine große Familie mit 15 Kindern, über 50 Enkeln und über 100 Ur-Enkeln. Von dieser Großfamilie gibt es etwa 30 verschiedene Ahnentafeln. Sie stellen "Brücken" her von den Ur-Enkeln, die heute 60 bis 90 Jahre alt sind, zu den Ur-Großeltern von damals, zu Beginn der Neuzeit 1840.

Das Erforschen der Mariazell-Hardter Familiengeschichten ist leichter ist als in anderen Gemeinden. Dies hat drei Gründe: Das Hardter Heimatbuch ist eine wahre Fundgrube, die Sammlung von 1000 historischen Fotos der Gemeinde Hardt macht die Geschichten anschaulich und im Internet sind nützliche Datenbanken frei zugänglich.