In Forchtenberg leben sie weiter: An vielen Ecken des 5000-Einwohner-Städtchens gibt es Erinnerungen an die Geschwister Scholl. Foto: dpa

In Forchtenberg leben sie weiter: An vielen Ecken des 5000-Einwohner-Städtchens gibt es Erinnerungen an die Geschwister Scholl. Auch in Ulm haben die NS-Widerstandskämpfer Spuren hinterlassen.

Ulm/Forchtenberg - Die baden-württembergischen Wohnorte von Hans und Sophie Scholl erinnern zum 70. Todestag der NS-Widerstandskämpfer an deren Zivilcourage. In Forchtenberg, dem Geburtsort von Sophie Scholl, ist unter anderem eine Ausstellung und ein Gedenkkonzert geplant. In Ulm, wo die Geschwister ihr Abitur machten, wird das eigens für den Gedenktag geschriebene Theaterstück „Antigone/Sophie“ aufgeführt. Zudem stehen mehrere Lesungen, Vorträge und eine Stadtführung auf dem Programm.

Die Geschwister Scholl gelten als Köpfe der christlich motivierten Widerstandsgruppe „Weiße Rose“, die in München mit Flugblättern gegen das Hitler-Regime protestierten. Sie wurden am 22. Februar 1943 hingerichtet.

Parallelen zwischen Antigone und Sophie Scholl

Für das Theaterstück „Antigone/Sophie“ hat Autor Michael Sommer die Tragödie von Sophokles mit den Verhörprotokollen von Sophie Scholl verzahnt. Antigone und Sophie seien beide Frauen, die für ihr Gewissen in den Tod gehen, erläuterte Theatersprecherin Susanne Lemke die Parallelen. Das Stück wird am 9. März in der Gedenkstätte Oberer Kuhberg, dem früheren Ulmer Konzentrationslager, uraufgeführt. Weitere 21 Vorführungen sind bis Juni geplant.

Im Begleitprogramm „heldenBILDER“ zeigt das Theater Ulm außerdem am 17. März den Film „Fünf letzte Tage“ von Percy Adlon aus dem Jahr 1982. Er zeichnet Sophie Scholls Leben im Untersuchungsgefängnis Stadelheim in München nach.

Die Volkshochschule Ulm gedenkt Hans und Sophie Scholl mit Lesungen, Vorträgen und einer Stadtführung. „S wie Sophie - S wie Scholl“ heißt die szenische Lesung am 18. Februar über Sophie, die 1941 als 20-Jährige zum sogenannten Reichsarbeitsdienst nach Krauchenwies bei Sigmaringen muss. Am 23. Februar führt die Leiterin des Dokumentationszentrum Oberer Kuhberg, Nicola Wenge, zu den Spuren, die die Geschwister Scholl in Ulm hinterlassen haben.

In Forchtenberg zeigt Thomas Kortenkamp an einem historischen „Vervielfältigungsgerät“, wie aufwendig und gefährlich es war, Flugblätter herzustellen. Die Vorführung wird zweimal zu sehen sein: am Jahrestag der Hinrichtung, 22. Februar, in der Sophie-Scholl-Realschule in Karlsruhe und am 24. Februar in Sophie Scholls Geburtshaus, dem Rathaus von Forchtenberg.

An beiden Orten wird außerdem eine Ausstellung der Scholl-Expertin Renate Deck zu den Geschwistern gezeigt. Zudem ist am 24. Februar um 17 Uhr ein Erinnerungskonzert in der Michaelskirche in Forchtenberg geplant. In dem historischen Gotteshaus, in dem Sophie 1921 getauft wurde, wird mit Liedern, Texten und Gedichten an die Widerstandskampfer der „Weißen Rose“ erinnert.